Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
gesagt, was wir wissen. Ich glaube, jetzt seid Ihr an der Reihe.«
»Auch wir haben kein Geheimnis aus unseren Unternehmen gemacht, Ehrwürdiger Belgarath. Die kaiserlichen Streitkräfte marschierten aus Mal Zeth, und wir benutzten Maga Renn als Ausgangspunkt. Ich erhielt die Anweisung, die Vorhut der Armee den Magan hinunterzubringen und Ferra zu besetzen. Der Zweck war, Zandramas' Verstärkung von Darshiva fernzuhalten, damit Urvons Armee die Truppen vernichten könnte, die sie in Peldane hatte. Dann beabsichtigten wir, mit geballten Kräften gegen Urvon vorzurücken. Danach wollten wir den Fluß überqueren, um mit jenen Streitkräften Zandramas' aufzuräumen, die übriggeblieben waren.« »Guter Plan«, lobte Silk.
»Nur funktionierte er leider nicht. Wir konnten Darshiva zwar abriegeln, aber einer von Darshivas Knechten gelangte nach Gandahar und warb eine große Einheit Elefantenreiter an.« Atesca runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich werde mit Seiner Kaiserlichen Majestät darüber sprechen müssen. Ich habe wirklich nichts gegen Söldner, aber die Elefantenhirten von Gandahar sind offenbar nicht im geringsten wählerisch, von wem sie sich anwerben lassen. Gestern kam es dann in Mittelpeldane zu einer Schlacht, und die Elefanten taten, was Elefanten gewöhnlich tun. Urvons Streitkräfte flohen, doch statt nach Celante zurück, machten sie einen Bogen um die Elefanten und den Rest der darshivischen Armee und sind nun auf dem Marsch zum Magan. Falls sie Darshiva erreichen, muß ich ebenfalls übersetzen, und dann habe ich Dämonen, Grolims, Chandim, die Hunde und Elefanten, Karandeser und die ganze darshivischer Armee gegen mich.« Er stöhnte. »Ich fürchte, das wird nicht der kurze, leichte Feldzug, mit dem ich gerechnet hatte.«
»Warum laßt Ihr den Kampf nicht einfach Urvon und Zandramas austragen?« fragte Silk.
»Politik, Fürst Kheldar. Der Kaiser möchte nicht ängstlich – oder machtlos – erscheinen. Und auf keinen Fall will er, daß in Mallorea irgendeine andere Armee als die seine siegreich ist. Das wäre ein schlechter Präzedenzfall und könnte andere auf gewisse Gedanken bringen. Mallorea ist keine einheitliche Gesellschaft, wie es vielleicht für Außenstehende den Anschein hat. Überragende kaiserliche Staatsgewalt ist das einzige, was uns zusammenhält.«
»Sehr vernünftige Überlegungen«, lobte Silk. »Stabilität ist gut für das Geschäft.«
»Um von Geschäften zu sprechen«, sagte Atesca, »wir werden uns bei Gelegenheit sehr eingehend über Bohnen unterhalten müssen.«
»Wollt Ihr kaufen oder verkaufen, General Atesca?« fragte Silk unverfroren.
»Kommen wir wieder zur Sache, meine Herren«, warf Polgara ein. »General Atesca, welche Pläne hat der Kaiser mit uns?«
»Das weiß ich nicht, meine Lady«, antwortete Atesca. »Ich genieße nicht in allen Dingen sein Vertrauen. Ich weiß nur, daß ihn die Art und Weise sehr bestürzte, in der ihr seine Gastfreundschaft in Mal Zeth mißbraucht habt.«
»Er wußte, wohin wir wollten«, sagte Garion hart, »und weshalb.«
»Das ist wahrscheinlich eines der Dinge, über das er mit Euch reden möchte, Eure Majestät. Es wäre möglich, daß er und Ihr zu einem Einvernehmen kommt.« »Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.«
»Das dürfte von Seiner Kaiserlichen Majestät abhängen, nicht wahr?«
Der Nebel hatte sich aufgelöst, aber der Himmel über Darshiva war bedeckt. Während Garion am Bug von Atescas Schiff stand, nahm er einen Geruch wahr, der ihm auf sehr unangenehme Weise bekannt war. Es war eine Mischung aus nassem Rost, stehendem Wasser und Moder. Er spähte voraus und sah einen Wald aus toten weißen Stämmen. Sein Herz wurde ihm schwer.
Atesca gesellte sich zu ihm. »Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht persönlich übel, Eure Majestät«, sagte er, »aber es scheint schon fast zur Gewohnheit zu werden, daß ich Euch und Eure Freunde festnehme.«
»Ihr führt nur Befehle aus, General«, antwortete Garion knapp. »Ich habe bloß eine Meinungsverschiedenheit mit dem Kaiser, nicht mit Euch.« »Ihr seid sehr nachsichtig, Eure Majestät.«
»Nicht wirklich, General. Aber ich vergeude meine Zeit nicht damit, Zorn gegen Leute zu hegen, die lediglich Anweisungen ausgeführt haben.«
Atesca blickte zum darshivischen Ufer, das kaum noch eine Meile entfernt war. »Ich nehme an, daß es bis zum Mittag aufklaren wird«, sagte er, um das Thema zu wechseln.
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, entgegnete Garion ernst.
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