Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
»Vielleicht, aber das braucht er nicht zu wissen.«
Nicht lange danach betraten der Kaiser von Mallorea mit General Atesca und dem Innenminister das Zelt. Wie üblich trug Zakath ein schlichtes Leinengewand, aber er hatte einen scharlachroten Militärumhang über die Schultern geschlungen. Seine Augen wirkten wieder schwermütig und seine blassen Lippen ausdruckslos. »Guten Tag, Eure Majestät«, sagte er gleichgültigen Tones. »Ich hoffe, es ist Euch gut ergangen?«
»Den Umständen entsprechend, Eure Majestät«, antwortete Garion. Wenn Zakath förmlich sein wollte, sollte es ihm recht sein.
»Eure ausgedehnte Reise muß sehr ermüdend gewesen sein«, sagte Zakath im gleichen ausdruckslosen Ton, »vor allem für die Damen. Ich werde dafür sorgen, daß eure Rückreise nach Mal Zeth in weniger anstrengenden Etappen stattfindet.«
»Eure Majestät sind zu gütig, aber wir kehren nicht nach Mal Zeth zurück.«
»Da täuscht Ihr Euch, Belgarion. Ihr werdet nach Mal Zeth zurückkehren.«
»Bedaure, aber ich werde andernorts dringend erwartet.«
»Ich werde Euch bei Zandramas entschuldigen, sobald ich ihr begegne.« »Ich bin sicher, sie wird überglücklich sein, wenn sie hört, daß ich nicht komme.«
»Aber nicht sehr lange. Ich beabsichtige, sie als Hexe verbrennen zu lassen.«
»Viel Spaß, Eure Majestät. Ich fürchte nur, Ihr werdet feststellen, daß sie nicht so leicht entzündbar ist.«
»Benehmt ihr zwei euch nicht ein wenig lächerlich?« sagte da Polgara. Sie trug jetzt ein blaues Gewand und war dabei, völlig ungerührt ein Paar von Erionds Socken zu stopfen.
»Lächerlich?« rief Zakath hochfahrend, und seine Augen funkelten plötzlich.
»Ihr seid immer noch Freunde, und das wißt ihr beide. Also hört auf, euch wie unreife Knaben aufzuführen!«
»Ich glaube, Ihr geht zu weit, Lady Polgara«, sagte Zakath eisig.
»Meint Ihr? Ich finde, ich habe meine Worte richtig gewählt. Ihr werdet Garion nicht in Ketten legen, und er wird Euch nicht in eine Rübe verwandeln. Also hört auf, einander einschüchtern zu wollen!«
»Ich denke, wir werden dieses Gespräch ein andermal fortsetzen«, sagte Zakath barsch. Er verbeugte sich knapp vor Polgara und verließ das Zelt. »War das nicht etwas zu stark, Lady Polgara?« fragte Sadi.
»Das glaube ich nicht. Es hat noch mehr Unsinn verhindert.« Sie legte die gestopften Socken zusammen. »Eriond, es wird Zeit, daß du dir die Zehennägel wieder schneidest. Du bohrst sie schneller durch die Socken, als ich sie flicken kann.«
»Er ist wieder wie früher, nicht wahr?« murmelte Garion. »Zakath, meine ich.«
»Nicht ganz«, widersprach Polgara. »Das meiste war Getue, um seine wahren Gefühle zu verbergen.« Sie blickte Belgarath an. »Nun, Vater, ist Oheim Beldin inzwischen etwas eingefallen?«
»Er hat sich bereits am Vormittag mit etwas beschäftigt. Momentan kann ich nicht mit ihm reden, weil er einen Hasen jagt. Ich spreche wieder mit ihm, sobald er sich gestärkt hat.«
»Kann er sich denn nicht auf unsere Sache konzentrieren?«
»Nicht so streng, Pol! Auch du hast dir hin und wieder Zeit für ein fettes Kaninchen genommen.«
»Nein!« keuchte Ce'Nedra und starrte Polgara entsetzt an.
»Ich glaube, du verstehst das nicht, Liebes«, sagte Polgara zu ihr. »Bring mir dein graues Gewand. Mir ist aufgefallen, daß der Saum an einer Stelle hinunterhängt, und ich habe gerade mein Nähkästchen zur Hand.« Sie saßen den Rest des Nachmittags herum; nach dem Abendessen unterhielten sie sich leise.
Silk blickte zur Zelttür, vor der die Wachen postiert waren. »Wißt Ihr schon mehr von Beldin?« fragte er Belgarath flüsternd.
»Er arbeitet an etwas – etwas ziemlich Ungewöhnliches, schätze ich, so wie ich Beldin kenne. Er befaßt sich noch mit den Einzelheiten. Sobald er alles beisammen hat, wird er mir Bescheid geben.«
»Wäre es nicht besser, wenn Ihr mit ihm daran arbeiten würdet?«
»Er weiß, was er zu tun hat. Ich würde ihm nur im Weg sein, wenn ich mich einzumischen versuchte.« Der alte Mann räkelte sich und gähnte. Dann erhob er sich. »Ich weiß nicht, was ihr anderen vorhabt, aber ich gehe jetzt ins Bett.«
Am nächsten Morgen stand Garion leise auf, zog sich an und ging, um Ce'Nedra nicht zu wecken, auf Zehenspitzen aus dem Abteil.
Durnik und Toth saßen mit Belgarath in der Hauptabteilung des Zeltes am Tisch.
»Fragt mich nicht, wie er es getan hat«, sagte Belgarath soeben. »Er hat nur gesagt, daß Cyradis sich
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