Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Durnik einfach und legte eine Hand auf Garions Schulter. »Du bist so anständig, wie du mutig und tapfer bist.« »Ich bin Sendarer.« Garion zuckte die Schultern. »Wir sind alle so.« »Aber du bist nicht wirklich Sendarer, weißt du?«
»Ich wurde jedenfalls als einer aufgezogen, und das ist alles, was zählt, oder nicht?«
Der Schlitten, den Durnik am nächsten Morgen für die Wölfin und ihr Junges zusammenbastelte, hatte breite Kufen und war sehr niedrig, damit er nicht so leicht umkippte. »Es wäre besser mit Rädern«, meinte der Schmied. »Aber ich habe keine zur Hand, und es wäre zu zeitraubend, welche zu machen.«
»Ich werde mich in der nächsten Ortschaft umsehen«, versprach Silk. »Vielleicht kann ich einen Karren oder so was finden.«
Sie ritten zunächst langsam, bis sie feststellten, daß die Kufen auf der Straße gut glitten, dann schlugen sie den üblichen Kanter ein.
Silk studierte im Reiten die Karte. »Nicht weit von hier liegt eine verhältnismäßig große Stadt«, erklärte er Belgarath. »Ich glaube, es könnte nicht schaden, wenn wir uns über den neusten Stand der Dinge informierten. Was meint Ihr?«
»Warum mußt du dich unbedingt in jeder Stadt umsehen, an der wir vorbeikommen?« fragte Belgarath kopfschüttelnd.
»Ich bin ein Stadtmensch, Belgarath«, antwortete Silk gleichmütig. »Ich werde reizbar, wenn ich nicht hin und wieder Kopfsteinpflaster unter den Füßen habe. Außerdem brauchen wir Vorräte. Garions Wölfin frißt ganz ordentlich. Wie wär's, wenn ihr übrigen einen weiten Bogen um die Stadt macht, und wir euch dann auf der anderen Seite wieder treffen?« »Wir?« fragte Garion. »Du kommst doch mit, oder?«
Garion seufzte. »Das wird wohl das beste sein. Irgendwie gerätst du allein immer in Schwierigkeiten.« »Schwierigkeiten? Ich?« entrüstete sich Silk.
Zakath rieb sein stoppeliges Kinn. »Ich komme ebenfalls mit. Ich glaube nicht, daß ich der Prägung auf den Münzen noch sehr ähnle.« Er funkelte Belgarath kurz an. »Wie haltet Ihr das bloß aus?« Er kratzte sich wütend im Gesicht. »Dieses Jucken macht mich noch verrückt!«
»Ihr gewöhnt Euch daran«, versicherte ihm Belgarath. »Ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn mein Gesicht nicht juckte.«
Das Städtchen schien ein Marktflecken zu sein, der irgendwann einmal befestigt worden war. Es kauerte auf einer Hügelkuppe, umgeben von einer dicken Steinmauer mit Wachttürmen an jeder Ecke. Die ungebrochene Wolkendecke, die über ganz Darshiva lag, ließ es grau und trostlos erscheinen. Das Tor war unbewacht, und Silk, Garion und Zakath ritten hindurch auf eine offenbar verlassene Straße.
»Schauen wir mal, ob wir irgend jemanden finden«, sagte Silk. »Wenn nicht, können wir uns zumindest aus den Läden holen, was wir brauchen.«
»Bezahlt Ihr nie für etwas, Kheldar?« fragte Zakath scharf.
»Nicht, wenn es nicht unbedingt sein muß. Kein ehrlicher Kaufmann läßt sich eine Gelegenheit zu stehlen entgehen. Also, machen wir uns daran!«
»Ist dir klar, daß dies ein sehr unredlicher kleiner Mann ist?« wandte sich Zakath an Garion. »Das ist uns schon des öfteren aufgefallen.«
Sie bogen um eine Ecke und sahen, wie eine Gruppe Arbeiter in ungebleichten Linnenkitteln unter der Aufsicht eines schwitzenden, feisten Mannes einen Wagen beluden.
Silk zügelte sein Pferd. »Wo sind all die Leute, Freund?« fragte er den Fetten.
»Fort. Entweder nach Gandahar oder Dalasien geflüchtet.« »Geflüchtet? Wovor?« »Wo seid Ihr gewesen, Mann? Urvon kommt!« »Wirklich? Das habe ich nicht gehört.« »Jeder in Darshiva weiß es!«
»Zandramas wird ihn aufhalten«, erklärte ihm Silk beruhigend.
»Zandramas ist nicht hier.« Der Fette brüllte plötzlich einen seiner Arbeiter an. »Paß doch mit dieser Kiste auf! Die Sachen sind zerbrechlich!« Silk ritt näher heran. »Wohin ist sie? Zandramas, meine ich.«
»Wer weiß das schon? Und wen sollte es interessieren? Seit sie die Herrschaft über das Land an sich riß, gibt es hier nur Schwierigkeiten.« Der Feiste wischte sich mit einem schmutzigen Tuch übers Gesicht. »Das laßt die Grolims besser nicht hören!«
»Grolims!« schnaubte der Fette. »Sie waren die ersten, die davonrannten. Urvons Armee benutzt Grolims als Brennstoff.«
»Warum sollte Zandramas ihr Land verlassen, wenn sie am nötigsten gebraucht wird?«
»Wer weiß schon, warum sie irgendwas tut?« Der Fette schaute sich nervös um, dann sagte er leise: »Ganz unter uns, Freund,
Weitere Kostenlose Bücher