Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Nahaz wiederzufinden.«
»Ich werde mein Möglichstes tun.« Sie schloß erneut die Augen. »Oh! Das ist abscheulich!« rief sie kurz darauf. »Was ist los, Liebes?« erkundigte sich Polgara.
»Die Karandeser haben eine enge Schlucht gefunden. Sie wollen die Elefanten hineinlocken und dann von oben Felsbrocken und brennende Büsche auf sie hinunterwerfen.« Sie lauschte noch eine Weile. »Wenn erst die Elefanten getötet sind, wird die ganze Armee aus den Bergen hinunterstürmen und die übrigen Darshiver angreifen.«
»Ist Urvon dort?« fragte Beldin mit brennenden Augen.
»Nein, er ist irgendwo abseits. Er ist ganz in seinem Wahnsinn gefangen.«
»Du suchst jetzt am besten diese Schlucht!« wandte sich Belgarath an den Buckligen. »Dort wird die Schlacht stattfinden, und ich möchte sichergehen, daß sie hinter uns tobt, nicht irgendwo vor uns.«
»Mach ich.« Beldin duckte sich und spreizte die Arme. »Halt die Verbindung!« rief er, während er bereits anfing sich zu verwandeln. Sie ritten vorsichtig weiter, und Garion nahm den Schild an den Arm.
»Glaubst du wirklich, daß das etwas nutzen wird, wenn wir auf eine ganze Armee stoßen?« fragte ihn Zakath.
»Vielleicht hilft es nicht viel, aber schaden kann es auf keinen Fall.«
Belgarath hatte das Gesicht dem bedeckten Himmel zugewandt, während er dahinritt. Ganz deutlich spürte Garion, wie er seine Gedanken ausschickte.
»Nicht so laut, Vater!« mahnte Polgara. »Es wimmelt von Grolims rund um uns.«
»Gut!« erwiderte er. »Keiner von ihnen wird imstande sein, zu erkennen, wer so laut denkt. Sie werden alle annehmen, daß es irgendeiner der ihren ist.«
Langsam ritten sie dahin, und alle blickten immer wieder auf den alten Zauberer. »Norden!« rief er plötzlich. »Beldin hat die Schlucht gefunden, wo sie den Hinterhalt vorbereiten. Sie liegt hinter uns. Wenn wir jetzt scharf weiterreiten, sind wir bald außer Reichweite beider Armeen.« »Warum tun wir es dann nicht?« meinte Silk.
23
S ie galoppierten südwärts durch die trostlose Landschaft von Westdarshiva, und Sammet führte wieder Ce'Nedras Pferd. Die kleine Königin klammerte sich mit einer Hand an die Wagenseite, mit der anderen hielt sie das Amulett. »Die Darshiver wissen immer noch nicht, daß Urvons Armee ihnen auflauert«, rief sie.
»Ich nehme an, das werden sie bald genug herausfinden«, rief Silk zurück.
»Wie weit ist es bis zur Grenze von Gandahar?« fragte Garion Zakath. »Etwa sechzig Meilen, schätze ich.«
»Großvater«, fragte Garion, »müssen wir wirklich so weit nach Süden?«
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete der alte Mann. »Beldin fliegt voraus. Sobald wir an Urvons Kundschaftern vorbei sind, führt er uns in die Berge. Ich habe keine große Lust auf einen Abstecher nach Gandahar, du?« »Wahrhaftig nicht.« Sie ritten weiter.
Die Wolkendecke wurde zusehends dicker, und Garion spürte bereits die ersten Tropfen eiskalten Regens im Gesicht.
Als sie einen Kamm erreichten, richtete sich Belgarath in seinen Steigbügeln auf, um besser sehen zu können, was vor ihnen lag. »Dort!« Er deutete. »Er kreist!«
Garion spähte über das flache Tal auf der anderen Seite des Kammes. Ein Vogel, kaum mehr als ein winziger schwarzer Punkt in der Ferne, kreiste einsam, fast gemächlich in der Luft. Sie ritten den Hang hinunter, da flog der Vogel mit langsamen Flügelschlägen westwärts. Sie wendeten und folgten.
Der leichte Regen wurde zu eisigem Nieseln, das die Gegend in einen feinen Schleier hüllte.
»Ist es nicht ein wahres Vergnügen, im Regen zu reiten?« sagte Silk ironisch.
»Unter den Umständen, ja«, erwiderte Sadi. »Regen ist zwar nicht ganz so geeignet wie Nebel, aber auch er beschränkt die Sicht, und immerhin halten alle möglichen Leute nach uns Ausschau.«
»Da habt Ihr auch wieder recht«, gab Silk zu und zog den Umhang enger um sich.
Das Gelände wurde zusehends schroffer, und überall ragten verwitterte Felsblöcke aus dem Boden. Nach etwa einer halben Stunde führte Beldin sie in eine enge Klamm, deren Wände, je weiter sie kamen, immer steiler und höher wurden, und bald ritten sie eine schmale, felsige Kluft hinauf. Inzwischen war es Nachmittag, und sie alle waren durchnäßt. Garion wischte sich das Gesicht ab und spähte voraus. Im Westen schien der Himmel heller zu werden; es versprach aufzuklaren. Er war sich vielleicht gar nicht wirklich bewußt gewesen, wie sehr das allgegenwärtige Grau in Darshiva ihn bedrückt hatte. Er trieb
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