Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Glück gehabt, daß Ihr nicht auch die Wände verwandelt habt«, sagte Beldin. »Wart Ihr später je wieder imstande, so was zu tun?« Senji schüttelte den Kopf. »Ich versuchte es, aber offenbar gelang es mir nie mehr, diese Art von Zorn anzustauen.«
»Seid Ihr immer zornig, wenn Ihr so etwas macht?« fragte der Bucklige. »Fast immer«, gestand Senji. »Wenn ich nicht zornig bin, kann ich mir der Ergebnisse nicht sicher sein. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht.«
»Das scheint mir der Schlüssel zu sein, Belgarath«, meinte Beldin. »Zorn ist der gemeinsame Nenner in allen Fällen, auf die wir gestoßen sind.« »Ich erinnere mich, daß ich zornig war, als ich es das erstemal tat«, gab Belgarath zu. »Ich auch«, sagte Beldin. »Auf dich, glaube ich.«
»Warum hast du deinen Zorn dann an dem Baum ausgelassen?«
»Weil ich mich im letzten Moment daran erinnerte, daß unser Meister dich ins Herz geschlossen hatte, und ich dachte, es würde ihm weh tun, wenn ich dich auslöschte.«
»Das hat dir wahrscheinlich das Leben gerettet. Hättest du gerufen ›sei nicht‹, wärst du jetzt wahrscheinlich nicht hier.«
Beldin kratzte sich am Bauch. »Das erklärt vielleicht, warum es so wenige Fälle spontaner Zauberei gibt«, sagte er nachdenklich. »Wenn jemand auf etwas wütend ist, ist sein erster Impuls, es zu zerstören. Das ist wahrscheinlich unzählige Male geschehen, doch die spontanen Zauberer löschten sich wahrscheinlich selbst im Augenblick der Entdeckung aus.« Belgarath nickte. »Es würde mich gar nicht wundern, wenn du da recht hättest.«
Senji war schon wieder bleich geworden. »Ich glaube, ich muß da etwas unbedingt wissen!«
»Es ist die oberste Regel«, erklärte ihm Garion. »Das Universum läßt nicht zu, daß wir Dinge auslöschen. Wenn wir es versuchen, wendet sich die gesamte Kraft nach innen, und wir selbst verschwinden.« Schaudernd erinnerte er sich an die Auslöschung Ctuchiks. Er blickte Beldin fragend an. »Sehe ich das richtig?«
»Ziemlich. Die Erklärung ist etwas komplexer, aber den Vorgang hast du recht gut beschrieben.«
»Ist das auch mit irgendwelchen Eurer Studenten passiert?« wandte sich Belgarath an Senji.
Der Alchimist runzelte die Stirn. »Möglich«, antwortete er nachdenklich. »Erstaunlich viele verschwanden. Ich dachte, sie wären einfach sang- und klanglos weggegangen.« »Unterrichtet Ihr auch jetzt noch?«
Senji schüttelte den Kopf. »Dafür habe ich keine Geduld mehr. Höchstens einer von zehn Studenten war gewöhnlich fähig, überhaupt das Konzept zu verstehen. Die übrigen standen jammernd herum und gaben mir die Schuld, weil ich es ihnen nicht besser erklärte. Ich kehrte zur Alchimie zurück. Zauberei benutze ich kaum noch.«
»Wir hörten, daß Ihr es tatsächlich fertigbringt«, sagte Garion. »Aus Messing Gold zu machen, meine ich.«
»O ja«, antwortete Senji gleichmütig. »Das ist nicht sehr schwierig, doch der Prozeß kostet mehr, als das entstehende Gold wert ist. Ich versuche ihn jetzt zu vereinfachen und es mit weniger teuren Chemikalien zu schaffen. Aber ich finde niemanden, der meine Experimente finanziert.« Garion spürte ein plötzliches Pochen an seiner Hüfte. Erstaunt blickte er hinunter auf den Beutel, in dem er das Auge aufbewahrte. Ein zorniges Summen klang in seinen Ohren, das so gar nicht zu dem sanften Auge passen wollte.
»Was ist das für ein merkwürdiges Geräusch?« fragte Senji.
Garion löste den Beutel vom Gürtel und öffnete ihn. Das Auge glühte leuchtend rot.
»Zandramas?« erkundigte sich Belgarath angespannt.
Garion schüttelte den Kopf. »Nein, Großvater, das glaube ich nicht.« »Will es dich irgendwo hinführen?« »Es zieht.« »Dann wollen wir doch mal sehen, was es vorhat.«
Garion hielt das Auge in der Rechten. Es zog ihn zur Tür. Sie gingen auf den Korridor, und Senji humpelte mit brennender Neugier hinter ihnen her. Der Stein führte sie die Treppe hinunter und durch die Eingangstür. »Es will offenbar zu dem Gebäude da drüben!« Garion deutete auf einen hohen Turm ganz aus weißem Marmor.
»Die Fakultät für vergleichende Theologie.« Senji rümpfte die Nase. »Eine jämmerliche Schar von Gelehrten, die sich wer weiß was auf ihren Beitrag zum allgemeinen Wissen einbilden.« »Folg ihm, Garion«, wies ihn Belgarath an.
Sie überquerten die Rasenfläche. Studenten sprangen ihnen wie verängstigte Vögel aus dem Weg, als sie Belgaraths Miene sahen.
Sie betraten das Erdgeschoß des
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