Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Gefahr mehr«, meldete Sadi. »Wir können jetzt mitten durchs Lager reiten. Etwa vier Meilen weiter ist eine niedrige Hügelkette, wo wir uns bis zur Nacht ausruhen können.«
»Irgendwelche Schwierigkeiten?« erkundigte sich Sammet.
»Nicht die geringsten.« Silk grinste. »Sadi ist in solchen Dingen sehr geschickt.«
»Übung, mein teurer Kheldar«, sagte der Eunuch bescheiden. »Ich habe in meinem Leben schon so einige Leute vergiftet.« Er lachte freudlos. »Einmal gab ich ein Bankett für eine Schar meiner Feinde. Nicht ein einziger bemerkte, wie ich die Suppe würzte, dabei sind Nyissaner in solchen Dingen ungemein wachsam.«
»Wurden sie denn nicht mißtrauisch, als Ihr keine Suppe gegessen habt?« fragte Sammet neugierig.
»Aber ich aß sie doch, Liselle. Ich hatte eine ganze Woche lang das Gegengift eingenommen.« Er schauderte. »Gräßliches Zeug! Das Gift dagegen war recht wohlschmeckend. Einige meiner Gäste versicherten mir sogar, als sie sich verabschiedeten, daß die Suppe gar köstlich gewesen sei.« Er seufzte bedauernd. »Das waren noch Zeiten!«
»In Erinnerungen können wir später schwelgen«, brummte Belgarath. »Sehen wir zu, daß wir die Hügel erreichen, ehe die Sonne viel höher steht.«
Von vereinzeltem Schnarchen abgesehen, war es sehr still im Lager. Die Soldaten schliefen mit glücklichem Lächeln.
Die folgende Nacht war wolkig, und die Luft roch nach bevorstehendem Regen. Garion und Belgarath fanden mühelos die Lager der Soldaten auf ihrem Weg, und ein paar Gesprächsfetzen verrieten ihnen nicht nur, daß diese Truppen den königlichen Streitkräften von Peldane angehörten, sondern auch, daß sie äußerst widerwillig in die bevorstehende Schlacht zogen. Gegen Morgen trotteten Garion und sein Großvater zu den anderen zurück, während Polgara lautlos über ihnen herflog.
»Ein Laut bleibt ein Laut!« sagte Durnik überzeugt zu Beldin. Die beiden ritten nebeneinander.
»Aber wenn niemand ihn hören kann, wie können wir es dann einen Laut nennen?« argumentierte Beldin.
Belgarath schüttelte sich in seine normale Gestalt zurück. »Wieder einmal das Geräusch im Wald, Beldin?« fragte er angewidert.
Der Bucklige zuckte die Schultern. »Irgendwo muß man anfangen.«
»Fällt dir denn nicht einmal etwas Neues ein? Nachdem wir tausend Jahre darüber argumentiert haben, könnte man doch meinen, daß du es leid bist!«
»Worum geht es?« erkundigte sich Polgara, die im schattenlosen Licht des grauenden Morgens durchs hohe Gras auf sie zukam.
»Beldin und Durnik diskutieren über eine langweilige philosophische Frage, die uralt ist«, erklärte Belgarath abfällig. »Wenn es im Wald ein Geräusch gibt, aber niemand in der Nähe ist, der es hören könnte, ist es dann überhaupt ein Geräusch?« »Natürlich«, erwiderte sie ruhig.
»Wie kommst du zu diesem Schluß?« fragte Beldin heftig.
»Weil es etwas wie einen leeren Ort nicht gibt, Oheim. Es sind immer irgendwelche Geschöpfe da – wilde Tiere, Mäuse, Insekten, Vögel – , und sie alle können hören.«
»Aber wenn sie nicht da wären? Wenn der Wald wirklich leer wäre?«
»Warum vergeudest du deine Zeit, dir den Kopf über etwas Unmögliches zu zerbrechen?« Er starrte sie frustriert an.
»Nicht nur das«, warf Ce'Nedra fast ein bißchen selbstgefällig ein. »Ihr sprecht vom Wald, also gibt es da Bäume. Auch Bäume können hören, wißt Ihr?«
Beldin funkelte sie an. »Weshalb ergreift ihr alle Partei gegen mich?« »Weil du dich täuschst, Ohm.« Polgara lächelte. »Täuschen, Polgara? Ich mich täuschen?«
»Das passiert jedem hin und wieder. Wie wäre es, wenn wir jetzt frühstücken?«
Die Sonne ging auf, während sie aßen, und Belgarath blinzelte in ihre ersten Strahlen. »Wir haben seit Mitternacht keine Soldaten mehr gesehen, und die einzigen bisher waren peldanische Truppen. Ihretwegen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir könnten heute morgen ruhig noch ein Stück weiterreiten.« Er blickte Silk fragend an. »Wie weit ist es bis zur Grenze von Darshiva?«
»Eigentlich gar nicht so weit, aber wir sind bisher recht langsam vorangekommen. Es ist Frühling, die Nächte werden kürzer, und wir verlieren Zeit, wenn wir immer Bogen um die Truppen machen müssen.« Er runzelte die Stirn. »An der Grenze könnte es allerdings zu einem kleinen Problem kommen. Wir müssen den Magan überqueren, und da alle aus der Gegend geflüchtet sind, wird es schwierig werden, ein Boot zu finden.« »Ist der
Weitere Kostenlose Bücher