Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Leuten deines Alters zu erwarten.«
Beldin bedachte ihn mit einem bösen Blick, rächte sich jedoch nicht. »Die Ortschaften vor uns sind zum größten Teil verwüstet und scheinen menschenleer zu sein. Ich nehme an, ihre Bewohner sind geflüchtet.« Mit einem Blick auf den schlafenden Melcener fragte er: »Wer ist euer Gast?« »Ein Beamter der Straßenverwaltung«, antwortete Belgarath. »Er hatte sich in einem Keller versteckt, wo ihn Silk fand.« »Ist er tatsächlich so erschöpft?« »Sadi gab ihm etwas zur Beruhigung.« »Hat offenbar gut gewirkt.«
»Möchtest du etwas zu essen, Ohm?« erkundigte sich Polgara.
»Nein, danke, Pol. Ich habe mir vor einer Stunde ein fettes Kaninchen gegönnt.« Er blickte Belgarath an. »Ich glaube, wir sollten wieder nur nachts reiten«, riet er. »Es sind zwar keine ganzen Regimenter da draußen, aber doch genügend Soldaten, die uns Schwierigkeiten machen könnten, falls sie uns überraschen.« »Hast du eine Ahnung, wessen Truppen es sind?«
»Ich habe weder Tempelwächter noch Karandeser gesehen. Ich nehme an, es sind Zandramas' Leute – oder die des peldanischen Königs. Aber wessen auch immer, sie marschieren nordwärts in die bevorstehende Schlacht.«
»Also gut«, bestimmte Belgarath, »wir reisen nachts -zumindest bis wir an den Soldaten vorbei sind.«
Sie kamen in dieser Nacht gut voran. Den Wald hatten sie hinter sich, und die Feuer der auf der Ebene lagernden Soldaten machten es ihnen leicht, sie zu umgehen. Dann, kurz vor Sonnenaufgang, hielten Belgarath und Garion auf der Kuppe eines niedrigen Hügels an und sahen unter sich ein bedeutend größeres Lager als alle, an denen sie bisher vorbeigekommen waren. »Etwa Bataillonsstärke, Großvater«, schätzte Garion. »Ich fürchte, das könnte Schwierigkeiten geben. Die Gegend ist flach, das hier ist der einzige Hügel seit vielen Meilen. Deckung ist kaum vorhanden. Ganz gleich, wie geschickt wir es auch anstellen, ihre Kundschafter werden uns doch entdecken. Es dürfte sicherer ein, wenn wir kehrtmachen.«
Belgarath legte gereizt die Ohren zurück. »Laufen wir zurück und warnen die anderen«, knurrte er.
»Es hat keinen Sinn, Risiken einzugehen, Vater«, sagte Polgara, nachdem sie mit lautlosem Flügelschlag herbeigekommen war und sich zurückverwandelt hatte. »Ein paar Meilen hinter uns ist das Land zerklüfteter. Wir können dort Deckung finden.«
»Bereiteten die Köche Frühstück?« erkundigte sich Sadi.
»Ja«, antwortete Garion. »Ich roch es – Haferschleim und Speck, denke ich.«
»Sie werden sicher nicht losmarschieren und wahrscheinlich auch keine Kundschafter aussenden, ehe sie gegessen haben, oder?«
»Nein«, antwortete Garion. »Soldaten werden recht unmutig, wenn man sie mit leerem Magen losschickt.«
»Trugen die Posten den üblichen Militärumhang – der so ähnlich wie dieser aussieht?« Sadi zupfte an seinem Reiseumhang. »Die ich gesehen habe, ja.« Garion nickte.
»Wie wäre es, wenn wir ihnen einen Besuch abstatten, Fürst Kheldar?« schlug der Eunuch vor.
»Was habt Ihr vor?« erkundigte sich Silk argwöhnisch.
»Haferschleim ist so fade, findet Ihr nicht? Ich habe da so in meinem Kästchen, womit ich ihn ein bißchen würzen könnte. Wir brauchen bloß durch das Lager zu schlendern wie zwei abgelöste Posten und zu den Kochfeuern um Frühstück zu gehen. Es sollte mir nicht schwerfallen, den Inhalt der Kessel unbemerkt mit gewissen Zutaten geschmacklich aufzubessern.« Silk grinste. »Kein Gift!« sagte Belgarath bestimmt.
»Ich dachte auch gar nicht an Gift, Ehrwürdiger«, versicherte ihm Sadi leicht gekränkt. »Wohlgemerkt, das hat nichts mit Moral zu tun. Aber Soldaten neigen zu Mißtrauen, wenn ihre Kameraden beim Essen schwarz im Gesicht werden und umkippen. Ich habe etwas viel Angenehmeres. Die Soldaten werden eine Weile ein ungeheures Glücksgefühl verspüren und dann sanft einschlafen.« »Für wie lange?« erkundigte sich Silk.
»Mehrere Tage.« Sadi zuckte die Schultern. »Im Höchstfall eine Woche.« Silk pfiff durch die Zähne. »Ist das Mittel auf irgendeine Weise schädlich?«
»Nur bei schwachem Herzen. Ich habe es selbst schon benutzt – wenn ich sehr erschöpft war. Wollen wir gehen?«
»Die beiden zusammenarbeiten zu lassen, könnte unabsehbare moralische Folgen haben«, brummte Belgarath, als die zwei Gauner auf die blinkenden Wachfeuer zugingen.
Etwa eine Stunde später kehrten der kleine Drasnier und der Eunuch zurück. »Es besteht keine
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