Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Da hörten wir, daß eine Armee aus dem Norden anrückte – Karandeser, Soldaten in Rüstung und ebenfalls Grolims. Wir dachten, daß wir jetzt wirklich in der Klemme säßen, doch wie sich herausstellte, gehört diese neue Armee nicht zu den Darshivern, sondern kämpft für irgendeinen hohen Grolim, der weit aus dem Westen kommt. Also, dieser Grolim bezieht Position entlang der Küste und marschiert gar nicht landeinwärts. Als ob er auf was warten wollte. Wir hatten genug mit den Darshivern zu tun und interessierten uns deshalb nicht sehr dafür. Wir waren auch ziemlich mit etwas beschäftigt, was unsere Offiziere Manövrieren nannten – das ist die Offiziersbezeichnung für Abhauen.«
»Ich nehme an, dieser Grolim entschied sich schließlich doch, landeinwärts zu marschieren«, bemerkte Silk.
»Allerdings, Freund. Erst vor ein paar Tagen setzte er sich in Marsch. Entweder wußte er ganz genau, wohin er wollte, oder etwas führte ihn. Was der Fall war, weiß ich nicht. Aber die Darshiver hörten auf, uns zu jagen, und sammelten sich, um ihn aufzuhalten. Da hat er die Dämonen gerufen, von denen Vurk hier gesprochen hat. Zuerst haben sich die Dämonen direkt auf die Darshiver gestürzt, aber dann haben deren Grolims – vielleicht war es auch Zandramas selbst – ihre Dämonen beschworen. Und da hat die große Schlacht angefangen. Die Dämonen fielen übereinander her und trampelten über alle, die das Pech hatten, ihnen im Weg zu sein. Und wir waren mitten drin und kamen erst den Dämonen der einen, dann der anderen Seite unter die Füße. Da haben ich und Vurk und die anderen hier beschlossen, herauszufinden, wie das Wetter in Gandahar ist.« »Ziemlich heiß zu dieser Jahreszeit«, meinte Silk.
»Aber bei weitem nicht so heiß, wie ein Stück nördlich von hier, Freund. Habt Ihr schon mal einen Dämon Feuer spucken sehen? Einer meiner Männer wurde bei lebendigem Leibe in seinem Harnisch geröstet. Dann hat der Dämon Stück für Stück aus der Rüstung gezogen und gefressen, während er noch rauchte.« Der Korporal verknüpfte die Enden seines frischen Verbands. »Das müßte halten«, meinte er und stand wieder auf. Er blinzelte in den Mittagshimmel. »Wir schaffen noch ein paar Meilen vor Sonnenuntergang. Vurk«, wandte er sich an seinen schmutzigen Freund, »laß die Männer marschbereit machen. Wenn sich die Schlacht ausbreitet, könnten wir vielleicht wieder mitten hineingeraten, und das will bestimmt keiner von uns.« »Wird gemacht, Korporal«, erwiderte Vurk.
Der Korporal musterte Silk abschätzend. »Ihr könnt gern mit Euren Freunden mitkommen. Ein paar Reiter wären vermutlich recht nützlich, wenn wir wieder in Schwierigkeiten geraten.«
»Vielen Dank, Korporal, aber wir wollen hinüber zum Magan«, lehnte Silk das Angebot ab. »Wir hoffen, dort ein Boot zu finden, dann schafften wir es innerhalb einer Woche zur Mündung.«
»Ich kann Euch nur raten, schnell zu reiten, Freund. Dämonen sind verdammt flink, wenn sie Hunger haben.«
Silk nickte. »Viel Glück in Gandahar, Korporal«, wünschte er ihm noch. »Korporal war ich wohl die längste Zeit«, sagte der Mann bedauernd. »Der Sold war nicht schlecht, aber die Arbeit wird immer gefährlicher, und was nützt einem das ganze Geld im Magen eines Dämons.« Er drehte sich zu seinem Freund um. »Marschieren wir los, Vurk.«
Silk drehte sein Pferd und ritt zu den anderen zurück. Garion folgte ihm dichtauf.
»Es ist so, wie ich annahm«, berichtete der kleine Mann, nachdem er sich aus dem Sattel geschwungen hatte. »Die Schlacht im Norden tobt zwischen Urvon und Zandramas, und beide Seiten setzten Dämonen ein.« »So weit ist sie gegangen?« sagte Polgara ungläubig.
»Sie hatte im Grunde keine Wahl, Polgara«, erklärte ihr Silk. »Nahaz schickte seine Dämonenhorde mitten in ihre Truppen und schwächte sie. Sie mußte etwas unternehmen, um ihn aufzuhalten. Von einem Dämon gefangengenommen zu werden, ist kein Vergnügen – nicht einmal für das Kind der Finsternis.«
»Also, was machen wir jetzt?« erkundigte sich Durnik nüchtern.
»Der Korporal, der den kleinen Trupp anführte, riet uns, so schnell wie möglich aus Peldane zu verschwinden.«
»Unteroffiziere haben gewöhnlich einen gesunden Menschenverstand«, bemerkte Durnik. »Wollen wir seinen Rat nicht befolgen?«
»Ich hatte gehofft, daß jemand das vorschlagen würde«, gestand Silk.
12
V ella überkam Melancholie. Das war ein ungewohntes Gefühl für sie, doch sie stellte
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