Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
Vo Mandor getroffen, fern der Augen wachsamer Könige, um etwas sehr Privates und sehr Dringendes zu besprechen. Es roch ein wenig nach Ungehorsam, und es gibt ein sehr häßliches Wort, mit der man jene beschreibt, die ihren Königen gegenüber ungehorsam sind. Barak war da, ebenso Hettar, Mandorallen und Lelldorin. Relg war eben erst von Maragor eingetroffen, und Baraks Sohn Unrak saß in einem hochlehnigen Sessel am Fenster.
Der Graf von Trellheim räusperte sich, um die Sitzung zu eröffnen. Er blickte kurz in die goldene Herbstsonne, die durch das hohe Bogenfenster von Mandorallens Burg fiel. Barak wirkte sehr stattlich in seinem grünen Samtwams, sein Bart war gekämmt und sein Haar geflochten. »Also gut«, grollte er, »fangen wir an. Mandorallen, bist du auch ganz sicher, daß die Treppe zu uns herauf bewacht ist? Ich möchte auf keinen Fall, daß uns jemand hören kann!«
»Ganz sicher«, antwortete der große Ritter ernst. »Ich verbürge es mit meinem Leben.« Mandorallen trug Kettenrüstung und seinen silberverbrämten blauen Wappenrock.
»Ein einfaches Ja hätte auch genügt, Mandorallen.« Barak seufzte. »Also«, fuhr er fort, »man hat uns verboten, Garion und die anderen zu begleiten, richtig?«
»Das hat uns Cyradis in Rheon gesagt«, bestätigte Hettar gedämpft. Er trug seine übliche Pferdelederkleidung und hatte seine Skalplocke durch einen Silberring gezogen. Mit weit ausgestreckten Beinen lungerte er in einem Sessel.
»Wir dürfen sie also nicht begleiten«, sagte Barak, »aber niemand kann uns daran hindern, in eigenen Geschäften nach Mallorea zu reisen, habe ich recht?«
»Was für Geschäfte?« fragte Lelldorin erstaunt.
»Uns wird schon was einfallen. Ich habe ein Schiff. Wir fahren damit nach Tol Honeth und beladen es mit irgendeiner Fracht. Dann reisen wir weiter nach Mallorea und treiben Handel damit.«
»Wie hast du vor, den Seevogel zum Meer des Ostens zu kriegen?« fragte Hettar.
Barak zwinkerte verschmitzt. »Ich habe eine Karte«, erklärte er. »Wir können um die Südspitze von Cthol Murgos herumsegeln und kommen so direkt ins Meer des Ostens. Von dort ist es ein Katzensprung nach Mallorea.«
»Ich dachte, die Murgos hielten Karten von ihrer Küste streng geheim.« Lelldorins junges, offenes Gesicht wirkte besorgt.
»Tun sie auch.« Barak grinste. »Aber Javelin war in Rak Urga, und es gelang ihm, eine Karte an sich zu bringen.«
»Und wie konntest du sie von Javelin bekommen?« fragte Hettar. »Er versteht Geheimnisse noch besser zu wahren als die Murgos.«
»Er fuhr mit Greldiks Schiff nach Boktor zurück. Javelin bekommen Seereisen nicht sehr gut, das gab Greldik eine Gelegenheit die Karte auszuleihen und sie von seinem Kartographen abzeichnen zu lassen. Javelin ahnt nichts davon.«
»Dein Plan ist exzellent«, lobte Mandorallen, »doch mir deucht, du hast etwas nicht bedacht.« »Oh?«
»Wie alle Welt weiß, ist Mallorea ein riesiger Kontinent, viele tausend Meilen breit und noch viele tausend mehr vom Süden bis zum Polareis hoch im Norden. Es könnte ein Leben lang dauern, bis wir unsere Freunde finden, denn ich nehme an, darum geht es bei deinem Vorschlag.« Barak legte verschmitzt einen Finger an den Nasenflügel. »Dazu wollte ich gerade kommen«, sagte er. »Als wir in Boktor waren, soff ich Yarblek unter den Tisch. Er ist nüchtern sehr schlau und gerissen, aber nach einem halben Faß Bier wird er recht redselig. Ich erkundigte mich, wie seine und Silks Geschäfte in Mallorea gehen, und erfuhr so allerlei Brauchbares. Die zwei haben, wie ich es verstand, Handelsniederlassungen in allen größeren Städten von Mallorea, und die Kontore halten ständige Verbindung miteinander. Egal, was er sonst tut, Silk wird auf keinen Fall seine Geschäftsinteressen aus den Augen verlieren. Jedesmal, wenn er in die Nähe eines seiner Kontore kommt, wird er irgendeine Ausrede finden, einen kurzen Abstecher dorthin zu machen, um festzustellen, wie viele Millionen er in der vergangenen Woche gemacht hat.«
»Ja, das könnte ich mir gut vorstellen«, bestätigte Hettar.
»Wir brauchen also lediglich irgendeinen malloreanischen Seehafen anzulaufen und Silks Kontor besuchen. Seine Leute werden ungefähr wissen, wo er sich befindet, und wo Silk ist, sind auch die anderen.« »Mein Freund«, entschuldigte sich Mandorallen. »Ich habe dir unrecht getan. Kannst du mir verzeihen, daß ich deine Klugheit in Frage stellte?« »Selbstverständlich, Mandorallen«, antwortete Barak
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