Malloreon 5 - Seherin von Kell
dem Ort, der nicht mehr ist, weisen wird.«
»Wie kommt es, daß die Bewohner von Perivor mehr darüber wissen als der Rest der Welt?« Sie antwortete nicht.
»Ich nehme an, das ist wieder eines der Dinge, die Ihr mir nicht sagen wollt.«
»Ich darf es zu diesem Zeitpunkt nicht, Belgarath.«
Beldin kam herbeigesegelt. »Macht euch bereit«, warnte er. »Voraus ist eine Streife darshivischer Soldaten.« »Wie viele?« erkundigte Garion sich rasch.
»Etwa ein Dutzend. Sie haben einen Grolim bei sich. Ich wollte nicht zu nahe an sie heran, aber ich glaube, es ist Weißauge. Sie liegen im Hinterhalt in einem Hain im nächsten Tal.«
»Wie kann er wissen, daß wir diesen Weg nehmen?« fragte Sammet verblüfft.
»Zandramas weiß, daß wir nach Perivor wollen«, antwortete Polgara. »Dies ist die kürzeste Strecke.«
»Ein Dutzend Darshiver sind keine wirkliche Bedrohung«, meinte Zakath. »Was will sie dann damit?«
»Uns aufhalten«, antwortete Belgarath. »So daß sie Perivor vor uns erreicht. Sie kann sich über weite Entfernungen mit Naradas in Verbindung setzen. Wahrscheinlich müssen wir von nun an auf dem ganzen Weg nach Lengha alle paar Meilen mit einem Hinterhalt rechnen.«
Zakath kratzte sich nachdenklich den kurzen Bart. Dann öffnete er einen seiner Sattelbeutel, holte eine Karte heraus und studierte sie. »Bis Lengha sind es noch ungefähr fünfzig Meilen«, stellte er fest. Er blickte Beldin an. »Wie schnell könntet Ihr diese Strecke zurücklegen?« »In etwa zwei Stunden. Wieso?«
»In Lengha befindet sich eine Garnison. Ich gebe Euch für den Standortkommandanten ein Schreiben mit meinem Siegel. Er wird mit seinen Männern losreiten und dafür sorgen, daß uns niemand auflauert. Sobald wir mit diesen Truppen zusammentreffen, wird uns Naradas nicht mehr belästigen.«
»Heilige Seherin«, wandte er sich an Cyradis, »Ihr habt mich in Darshiva angewiesen, meine Truppen zurückzulassen, als ich nach Kell ging. Gilt dieses Verbot noch?« »Nein, Kal Zakath.« »Gut, dann schreibe ich jetzt diese Order.«
»Was ist mit der Streife, die da vorne in ihrem Hinterhalt auf uns lauert?« fragte Silk Garion. »Wollen wir untätig warten, bis Zakaths Soldaten ankommen?«
»Nein, ich habe nicht die Absicht. Was hältst du von ein wenig Übung?« Silks Grinsen sagte alles.
»Aber ein Problem bleibt«, gab Sammet zu bedenken. »Während Beldin unterwegs nach Lengha ist, haben wir niemanden, der uns vor weiteren Hinterhalten warnen kann.«
»Sag der Frau mit dem gelben Haar, sie soll sich keine Sorgen machen«, wandte die Wölfin sich an Garion. »Ich kann laufen, ohne daß man mich sieht, und falls man mich sieht, werden die Menschenwesen sich nichts dabei denken.«
»Es gibt kein Problem, Liselle«, versicherte ihr Garion. »Die Wölfin wird für uns kundschaften.«
Sammet lächelte. »Sie ist eine wirklich nützliche Person.« »Person?« fragte Silk. »Etwa nicht?«
Er runzelte die Stirn. »Weißt du, du hast da vielleicht gar nicht so unrecht. Sie hat zweifellos eine Persönlichkeit.«
Die Wölfin blickte zu ihm hoch und wedelte mit dem Schwanz, dann rannte sie los.
»Also gut, meine Herren«, Garion lockerte Eisenfausts Schwert in seiner Scheide, »statten wir diesen lauernden Darshivern einen Besuch ab.«
»Wird uns Naradas nicht unvorhersehbare Schwierigkeiten machen?« fragte Zakath und reichte Beldin das Schreiben.
»Ich hoffe sehr, daß er es versucht!« antwortete Garion.
Wie sich erwies, befand sich Naradas jedoch nicht mehr bei den darshivischen Soldaten, die in dem Hain lauerten. Das Scharmützel war kurz, da die meisten der Soldaten anscheinend bessere Läufer als Kämpfer waren.
»Amateure!« murmelte Zakath abfällig und wischte sein Schwert am Umhang eines Gefallenen ab.
»Du wirst recht gut damit, weißt du«, lobte ihn Garion.
»Es scheint, daß ich mich wieder an manches erinnere, was ich in jungen Jahren gelernt habe«, erwiderte Zakath bescheiden. »Er führt sein Schwert fast genauso wie Hettar seinen Säbel, findest du nicht?« bemerkte Silk und zog einen seiner Dolche aus der Brust eines Darshivers.
»Ja, es gibt kaum einen Unterschied«, bestätigte Garion. »Und Hettar wurde von Cho-Hag ausgebildet, dem besten Fechter von Algarien.«
»Was Taur Urgas auf schmerzliche Weise feststellen mußte«, fügte Silk hinzu.
»Ich hätte viel darum gegeben, hätte ich diesen Kampf sehen können«, sagte Zakath seufzend.
»Ich auch«, gestand Garion. »Aber ich war zu der
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