Malloreon 5 - Seherin von Kell
Zandramas, nicht wahr?« fragte er heftig. »Ja«, antwortete die Seherin ruhig. »Und Ihr habt gewußt, daß es geschehen würde?« »Ja.« »Warum habt Ihr uns dann nicht gewarnt?«
»Das wäre eine Einmischung in ein Ereignis gewesen, das geschehen mußte.« »Das war grausam, Cyradis.«
»Das sind Erfordernisse manchmal. Bedenkt, Belgarion, Zandramas konnte sich, im Gegensatz zu Euch, nicht nach Kell begeben, deshalb mußte sie den Treffpunkt von einem Eurer Gefährten herausfinden, anderenfalls könnte sie nicht zur vorbestimmten Zeit am Ort, der nicht mehr ist, sein.« »Warum gerade Ce'Nedra?«
»Wie Ihr Euch erinnert, hat Zandramas Eure Königin schon früher ihrem Willen gefügig gemacht. Es ist nicht schwierig für sie, das wieder zu tun.« »Das werde ich nicht vergeben, Cyradis!«
»Garion!« mahnte Zakath. »Sei vernünftig! Ce'Nedra wurde kein Leid zugefügt, und Cyradis hat nur getan, was sie tun mußte«, nahm der Malloreaner die Seherin in Schutz. Garion drehte sich um und stapfte wütend davon.
Als Ce'Nedra aufwachte, erinnerte sie sich offenbar tatsächlich nicht an die Begegnung im Wald und schien wieder die alte zu sein. Durnik baute das Zelt ab, und sie ritten weiter.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie den Waldrand und errichteten dort ihr Lager. Garion ging Zakath aus dem Weg, denn er befürchtete, daß er ihm seinen Ärger allzu deutlich zeigen könnte, nachdem er die Seherin so in Schutz genommen hatte. Zakath und Cyradis hatten vor dem Aufbruch aus Kell ein langes Gespräch geführt, und jetzt hatte er sich anscheinend völlig ihrer Sache verschrieben. Seine Augen wirkten jedoch manchmal besorgt, und er drehte sich häufig im Sattel, um sie anzublicken.
In dieser Nacht allerdings, als sie beide Wache hielten, konnte Garion seinem Freund nicht mehr ausweichen.
»Bist du immer noch böse auf mich, Garion?« fragte Zakath.
Garion seufzte. »Nein, wohl nicht. Ich glaube auch nicht, daß ich wirklich böse auf dich war – nur ein bißchen verärgert. Vor allem bin ich wütend auf Zandramas, nicht auf dich und Cyradis. Ich mag Leute nicht, die meiner Frau Streiche spielen.«
»Es ging nicht anders, weißt du. Zandramas mußte herausfinden, wo die Begegnung stattfinden wird. Schließlich wird ja auch sie dort erwartet.«
»Du hast wahrscheinlich recht. Hat Cyradis mit dir über Einzelheiten deiner Aufgabe gesprochen?«
»Über ein paar. Aber ich soll nicht darüber reden. Ich darf dir nur so viel sagen, daß eine sehr wichtige Persönlichkeit kommen wird, der ich helfen soll.«
»Und dazu wirst du den Rest deines Lebens brauchen?« »Und nicht ich allein, viele andere ebenfalls.« »Ich auch?«
»Das glaube ich nicht. So wie ich es verstanden habe, wird deine Aufgabe nach der Begegnung beendet sein. Cyradis ließ durchblicken, daß du bereits genug getan hast.«
Am Morgen brachen sie früh auf und ritten hinaus auf ein sanfthügeliges Grasland entlang dem Westufer des Balasas. Da und dort sahen sie Dörfer, die primitiv wirkten, deren Häuser aber sehr gut gebaut waren. Die dalasischen Bauern arbeiteten mit den einfachsten Geräten auf den Feldern.
»Und es ist doch alles Täuschung«, sagte Zakath. »Diese Leute sind wahrscheinlich sogar viel kultivierter als die Melcener, und sie haben sich sehr viel Mühe gemacht, diese Tatsache zu verbergen.« »Hätten denn Eure Leute oder die Priester Toraks sie in Frieden gelassen, wenn die Wahrheit bekannt gewesen wäre?« fragte ihn Cyradis.
»Wahrscheinlich nicht«, gab er zu. »Die Melcener hätten wahrscheinlich die meisten Dalaser zum Dienst in der Bürokratie verpflichtet.«
»Das hätte sich mit unseren Aufgaben nicht vereinbaren lassen.«
»Das verstehe ich jetzt. Wenn ich wieder in Mal Zeth bin, werde ich einige Änderungen in der Politik gegenüber den Dalasischen Protektoraten vornehmen. Eure Leute haben viel, viel Wichtigeres zu tun, als Rüben für das übrige Mallorea anzubauen.«
»Wenn alles gutgeht, wird unsere Arbeit getan sein, sobald die Begegnung stattgefunden hat, Kaiser Zakath.«
»Aber ihr werdet doch eure Studien fortsetzen, nicht wahr?«
Sie lächelte. »Zweifellos. Die Gewohnheiten von Äonen gibt man nicht so ohne weiteres auf.«
Belgarath lenkte sein Pferd neben Cyradis'. »Könntet Ihr uns ein bißchen näher erklären, wonach wir auf Perivor Ausschau halten sollen?« fragte er.
»Wie ich es Euch bereits in Kell gesagt habe, Ehrwürdiger Belgarath, müßt Ihr die Karte finden, die Euch den Weg zu
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