Malloreon 5 - Seherin von Kell
recht, Lady Polgara«, warf Sammet ein.
»In Mal Zeth war es viel bequemer!« stimmte auch Ce'Nedra ein. »Ein Bad in der eigenen Gemächerflucht bietet viel Gelegenheit für so allerlei Spaß.« Garions Ohren färbten sich rot.
»Ich weiß leider nicht, worum es bei den interessanteren Punkten dieses Gespräches geht«, bedauerte Zakath verschmitzt. »Unwichtig!« wehrte Garion ab.
Schon erschienen die Näherinnen, und Polgara sowie die anderen Damen waren sogleich mit Dingen beschäftigt, die Frauenherzen mit einer Art verträumter Seligkeit erfüllten.
Den Näherinnen folgten alsbald die Schneider, die ebenso darauf bedacht waren, alle so altmodisch wie nur möglich herzurichten. Natürlich lehnte Beldin ihre Anerbieten eisern ab; er ging sogar so weit, einem dieser aufdringlichen Burschen die knorrige, sehr kräftige Faust vor die Nase zu halten, bis dieser Schneider ihm glaubte, daß er durchaus mit seinem Aussehen zufrieden war und nicht beabsichtigte, daran etwas ändern zu lassen.
Für Garion und Zakath galt weiterhin die Anweisung der Seherin von Kell, die Panzerrüstungen anzubehalten.
Als sie schließlich unter sich waren, sagte Belgarath mit sehr ernster Miene: »Ich will, daß ihr zwei in diesem Turnier ganz besonders vorsichtig seid. Naradas weiß, wer wir sind, und es ist ihm bereits gelungen, uns aufzuhalten. Wer weiß, ob er nicht versuchen wird, noch einen Schritt weiter zu gehen.« Er blickte mißbilligend zur Tür. »Wohin willst du?« fragte er Silk scharf.
»Ich dachte, ich schaue mich ein wenig um«, antwortete der kleine Dieb mit Unschuldsmiene. »Es kann nie schaden, wenn man weiß, wie es um einen herum aussieht.«
»Gut, aber sei vorsichtig – und paß auf, daß nicht durch Zufall etwas in deine Taschen wandert. Wir wandeln hier am Rande eines Abgrunds. Sollte jemand sehen, daß du etwas an dich nimmst, könnten wir alle in größte Schwierigkeiten geraten.«
»Belgarath!« entgegnete Silk gekränkten Tons. »Niemand hat mich je etwas stehlen sehen.« Vor sich hinmurmelnd, verließ er das Gemach.
»Will er damit sagen, daß er nicht stiehlt?« fragte Zakath.
»Nein«, erklärte ihm Eriond, »lediglich, daß er dabei noch nie erwischt worden ist.« Er lächelte sanft. »Er hat ein paar schlechte Angewohnheiten, aber wir versuchen, sie ihm abzugewöhnen.« Es war zum erstenmal seit geraumer Zeit, daß Garion seinen jungen Freund überhaupt etwas sagen hörte. Eriond war zunehmend schweigsamer geworden. Es war beunruhigend. Er war immer ein eigenartiger Junge gewesen, der Dinge wahrzunehmen schien wie sonst keiner von ihnen. Garion wurde kalt ums Herz, als er sich an die schicksalsschweren Worte von Cyradis in Rheon erinnerte: »Eure Suche wird Euch durch große Gefahr führen, Belgarion, und dabei wird einer Eurer Begleiter sein Leben lassen müssen.«
Und dann, fast als hätte seine Erinnerung sie gerufen, trat die Seherin von Kell aus dem Gemach, in dem die Damen sich mit den Näherinnen besprachen. Dichtauf folgte ihr Ce'Nedra, nur mit einem sehr kurzen Hemdchen bekleidet. »Es ist ein durchaus angemessenes Gewand, Cyradis!« versicherte sie ihr.
»Angemessen für Euch vielleicht, Königin von Riva«, entgegnete die Seherin, »aber solcher Prunk ist nichts für mich.«
»Ce'Nedra!« keuchte Garion erschrocken. »Du hast ja nichts an!«
»Was soll's?« fauchte sie. »Jeder hier hat schon unbekleidete Frauen gesehen. Ich will doch nur unserer mystischen jungen Freundin vernünftig zureden. Cyradis, wenn Ihr dieses Gewand nicht anzieht, werde ich sehr böse auf Euch sein – auch mit Eurem Haar müssen wir etwas tun!«
Die Seherin umarmte die zierliche Königin voll Zuneigung. »Liebe, liebe Ce'Nedra«, sagte sie weich, »Euer Herz ist größer als Euer Figürchen, und Eure Fürsorge rührt mich zutiefst. Ich fühle mich jedoch wohl in diesem einfachen Gewand. Vielleicht ändert sich mein Geschmack einmal, dann werde ich mich gerne von Euch beraten lassen.«
»Sie läßt einfach nicht mit sich reden!« rief Ce'Nedra und warf die Hände hoch. Dann stürmte sie in das Gemach zurück, aus dem die beiden gekommen waren.
»Du solltest sie ein bißchen besser füttern«, riet Beldin Garion. »Sie ist wirklich sehr mager, weißt du.«
»Mir gefällt sie, so wie sie ist«, entgegnete Garion. Er blickte Cyradis an. »Möchtet Ihr Euch zu uns setzen, heilige Seherin?« »Wenn ihr gestattet.«
»Selbstverständlich.« Er wehrte Toth ab, als er fast instinktiv herbeieilen wollte, um
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