Malloreon 5 - Seherin von Kell
Garion.
»Baden!« Die Stimme der Wölfin triefte vor Verachtung. »Ein Wolf sollte nur vom Regen gebadet werden, oder wenn er durch einen Fluß schwimmen muß.« Sie setzte sich auf die Hinterbeine. »Ich möchte deine Gefährtin um einen Gefallen bitten.« »Ich werde es ihr sagen.«
»Das habe ich gehofft. Frag sie, ob sie bereit ist, auch weiterhin für den Kleinen zu sorgen. Du mußt ihr nicht sagen, daß sie ihn so verhätschelt hat und er nur noch zum Schoßhund taugt.« »Ich werde deine Bitte taktvoll weitergeben.« »Was sagt sie?« erkundigte sich Ce'Nedra.
»Sie möchte wissen, ob du bereit bist, dich auch weiterhin um den Welpen zu kümmern.«
»Natürlich. Gern. Das will ich doch schon die ganze Zeit.« Sie kniete sich nieder und schlang impulsiv die Arme um den Hals der Wölfin. »Ich werde gut für ihn sorgen«, versprach sie.
»Ich stelle fest, daß sie nicht unangenehm riecht«, sagte die Wölfin zu Garion. »Ganz meine Meinung.«
»Daran habe ich nicht gezweifelt.« Dann stand die Wölfin auf und verließ stumm das Gemach.
»Sie wird uns verlassen, nicht wahr?« sagte Ce'Nedra. »Sie wird mir fehlen.« »Wie kommst du darauf?« »Warum hätte sie mir sonst ihr Baby anvertraut?«
»Ich glaube, es ist ein bißchen mehr als das. Sie bereitet sich auf etwas vor.«
»Ich bin sehr müde, Garion. Legen wir uns schlafen.«
Später, als sie in der Dunkelheit dicht nebeneinander ruhten, seufzte Ce'Nedra. »In zwei Tagen werde ich mein Kind wiedersehen. Es ist so lange her!«
»Versuche, nicht darüber nachzugrübeln, Ce'Nedra. Du brauchst deinen Schlaf.«
Wieder seufzte sie, doch wenige Augenblicke später war sie eingeschlafen.
Cyradis ist nicht die einzige, die eine Wahl treffen muß, sagte die Stimme in Garions Kopf. Auch ihr, du und Zandramas, müßt wählen. Was wählen? Eure Nachfolger. Zandramas hat sich für ihren bereits entschieden. Du solltest über deine letzte Aufgabe als Kind des Lichtes ein wenig nachdenken. Es ist sehr wichtig. Ich glaube, es wird mir fast fehlen, das mit mir herumzuschleppen, aber ich bin froh, daß ich es endlich loswerde. Ich kann dann endlich wieder ein normaler Sterblicher werden. Wieder? Du warst seit deiner Geburt das Kind des Lichtes. Ich weiß, daß ich dich vermissen werde. Werde jetzt nicht sentimental, Garion. Vielleicht besuche ich dich hin und wieder, um zu sehen, wie es dir ergeht. Schlaf jetzt. Als Garion am nächsten Morgen aufwachte, blieb er noch eine Zeitlang liegen. Er hatte so lange versucht, an etwas nicht zu denken, doch jetzt blieb ihm nichts übrig, als sich ihm zu stellen. Er hatte wahrhaftig guten Grund, Zandramas zu hassen, aber… Schließlich stand er auf, zog sich an und suchte nach Belgarath.
Er fand den alten Mann im mittleren Gemach mit Cyradis. »Großvater«, sagte er. »Ich habe ein Problem.«
»Das ist nichts Ungewöhnliches. Was macht dir diesmal zu schaffen?«
»Morgen werde ich Zandramas gegenüberstehen.«
»Was du nicht sagst. Aber du könntest tatsächlich recht haben.« »Bitte, hör auf! Es ist ernst.«
»Entschuldige, Garion, aber ich bin heute in dieser Stimmung.«
»Ich fürchte, die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten, ist, sie zu töten, und ich bin mir nicht sicher, daß ich das tun kann. Torak war etwas anderes, aber Zandramas ist eine Frau.«
»Sie war eine. Ich denke, ihr Geschlecht ist bedeutungslos geworden – selbst für sie.« »Ich glaube, ich kann es trotzdem nicht.«
»Es wird auch nicht erforderlich sein, Belgarion«, beruhigte ihn Cyradis. »Ein anderes Schicksal ist für Zandramas bestimmt, gleichgültig, wie meine Wahl ausfallen wird. Es wird von Euch nicht verlangt, daß Ihr ihr Blut vergießt.«
Garion verspürte eine ungeheuere Erleichterung. »Habt Dank, heilige Seherin. Schon der Gedanke machte mir Angst. Nun bin ich froh, daß dies nicht eine der Aufgaben ist, die mir bestimmt sind. Übrigens, Großvater, meine Freund da oben…« Er tippte sich auf die Stirn, »hat mich wieder besucht. Er hat mir vergangene Nacht gesagt, daß meine letzte Aufgabe sein wird, meinen Nachfolger zu wählen. Du wirst mir dabei wohl nicht helfen können, oder?« »Ich fürchte nein, Garion. Ich glaube, daß ich es nicht darf, oder täusche ich mich, Cyradis?«
»Nein, Ehrwürdiger Belgarath. Dies ist allein die Aufgabe des Kindes des Lichtes.«
»Das hatte ich schon befürchtet«, sagte Garion bedrückt.
»Aber bedenke eines, Garion«, sagte Belgarath. »Die Chance ist groß, daß der, den du
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