Malloreon 5 - Seherin von Kell
»Man fragt sich, was seine mysteriöse Ursache sein mag.« »An der Ursache des meinen ist absolut nichts mysteriös, Majestät«, entgegnete Silk trocken. »Ich kenne die Ursache genau.« »Wenn es denn Eure Absicht ist, Euch an dieses gefährliche Riff zu wagen, Ehrwürdiger Belgarath«, sagte der König nun, »werden Wir Euch und Euren Begleitern ein festes Schiff zur Verfügung stellen, welches Euch dorthin bringen wird. Wir werden die Anweisungen erteilen, dieses Schiff zum Auslaufen mit der Morgenflut bereitzumachen.« »Ihr seid zu gütig, Eure Majestät.«
»Es ist nur ein geringer Dank für den Dienst, den ihr Uns in dieser Nacht erwiesen habt.« Der König machte nachdenklich eine Pause. »Es mag wahrlich so sein, wie der Geist dieses abgefeimten Naradas gesagt hat«, sagte er grübelnd. »Wir sind vielleicht wahrhaftig eitel und töricht, doch gewiß nicht undankbar. Ihr habt sicherlich noch Vorbereitungen zu treffen. So werden Wir Euch nicht länger aufhalten. Wir werden uns am Morgen wiedersehen, ehe Ihr aufbrecht.« »Habt Dank, Majestät.« Garions Rüstung knarrte, als er sich verbeugte. Dann führte er die anderen aus dem Gemach. Er wunderte sich nicht im geringsten, als er die Wölfin vor der Tür sitzen sah. »Die Zeit ist genau richtig, nicht wahr, Cyradis?« wandte sich Polgara an die Seherin, als sie alle den Korridor entlangschritten. »In Ashaba sagtet Ihr, es wären noch neun Monate bis zur Begegnung. Wie ich es mir ausrechne, wird übermorgen der Tag sein.« »Eure Rechnung ist richtig, Polgara.«
»Dann geht es genau aus. Wir dürften einen vollen Tag bis zum Riff brauchen, und die Höhle betreten wir am Morgen darauf.« Polgara lächelte ein wenig gequält. »Die ganze Zeit haben wir uns Sorgen gemacht, daß wir zu spät ankommen könnten, und jetzt werden wir zur genau vorbestimmten Zeit dort eintreffen.« Sie lachte. »Wir hätten uns die Sorgen sparen können.«
»Nun wissen wir also, wann und wo«, sagte Durnik. »Wir müssen nur noch hin und die Sache zu Ende bringen.« »Ja, das wär's wohl«, bestätigte Silk.
Eriond seufzte, und ein eisiger Verdacht, der nahe an Überzeugung grenzte, bemächtigte sich Garions. Wird er es sein? fragte er die trockene Stimme. Ist es Eriond, der sterben wird? Doch die Stimme antwortete nicht.
Sie betraten ihre Gemächerflucht, gefolgt von der Wölfin.
»Es hat lange gedauert, hierher zu gelangen«, sagte Belgarath müde. »Ich werde ein wenig zu alt für diese ausgedehnten Reisen.« »Alt?« schnaubte Beldin. »Du wurdest bereits alt geboren! Aber ich glaube trotzdem, daß du schon noch ein paar Meilen schaffen wirst.«
»Ich glaube, wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich ein Jahrhundert in meinem Turm verbringen.«
»Eine gute Idee. So lange wirst du brauchen, dort sauberzumachen – da fällt mir was ein, Belgarath. Wie wär's, wenn du dann endlich diese lockere Stufe in Ordnung bringst?« »Ich werde schauen, ob ich dazu komme.«
»Gehen wir nicht alle von der Voraussetzung aus, daß wir gewinnen?« fragte Silk. »Ich fürchte, jetzt Pläne für die Zukunft zu machen, ist etwas verfrüht – außer die heilige Seherin würde uns einen kleinen Tip über den Ausgang geben.«
»Das dürfte ich nicht, selbst wenn ich ihn wüßte, Fürst Kheldar.«
»Heißt das, daß Ihr es nicht wißt?« fragte er ungläubig.
»Die Wahl wurde noch nicht getroffen«, erwiderte sie ruhig. »Die Entscheidung darf erst in dem Augenblick fallen, da ich beiden, dem Kind des Lichtes und dem Kind der Finsternis, gegenüberstehe. Bis zu jenem Augenblick hängt alles in der Schwebe.«
»Was nutzt es, Seherin zu sein, wenn man die Zukunft nicht voraussagen kann?«
»Dieses eine Ereignis untersteht der Vorhersehung nicht, Kheldar«, entgegnete sie scharf.
»Ich glaube, wir sollten jetzt alle schlafen«, riet Belgarath. »Die nächsten beiden Tage versprechen, hektisch zu werden.«
Die Wölfin folgte Garion und Ce'Nedra zu ihrem Gemach und betrat es mit ihnen. Ce'Nedra war sichtlich überrascht, aber die Wölfin tappte direkt zum Bett, legte die Vorderpfoten darauf und musterte den Welpen, der auf dem Rücken schlief und alle viere in die Luft streckte.
Die Wölfin bedachte Garion mit einem etwas mißbilligenden Blick. »Er ist fett geworden«, stellte sie fest. »Deine Gefährtin hat ihn überfüttert und verzogen. Als Wolf ist er nicht mehr zu gebrauchen. Er riecht nicht einmal mehr wie ein Wolf.«
»Meine Gefährtin badet ihn des öfteren«, erklärte
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