Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
dem Standpunkt abweichen zu wollen, dass eine höhere Tochter niemals so weit die soziale Leiter herunterklettern konnte und sich dabei auch noch glücklich fühlte. Was in sich absurd war. Ein hoher Lebensstandard war noch lange kein Garant für Glückseligkeit.
    James schien derselben Meinung zu sein. »Mein Bruder ist ein Snob«, erklärte er.
    »Bin ich nicht«, schoss Anthony zurück.
    »Bist du wohl, und ein hoffnungsloser Fall obendrein.« An Katey gewandt, fügte er hinzu: »Er hat Angst, deine Mutter könnte unter einem gebrochenen Herzen gelitten haben, weil sie ihn aus welchen Gründen auch immer aufgeben musste. Man darf nicht vergessen, dass er in seinen Flegeljahren in ganz England gebrochene Herzen zurückgelassen hat.«
    Katey nickte und versicherte ihm: »Wenn sie je Liebeskummer hatte, dann war sie längst darüber hinweg, als ich alt genug war, um es zu verstehen. Aber erst jetzt, wo wir darüber sprechen, fällt mir auf, dass die Liebe meiner Eltern wahrlich nicht die größte auf Erden war.« Sie hielt inne, zuckte zusammen, weil sie von Eltern gesprochen hatte. »Es tut mir leid, aber er hat mich großgezogen. Ich werde ihn wohl immer auch als meinen Vater betrachten.«
    »Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen«, sagte Anthony. »So gern ich dich auch selbst großgezogen hätte, er ist und bleibt auch dein Vater.«
    Sie nickte. »Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass die beiden einander mochten. Das mag daran gelegen haben, dass sie gute Freunde geworden sind; sie vertrugen sich prächtig, haben sich nie gestritten. Sie haben viel miteinander gelacht. Und sie haben stets dieselben Ziele verfolgt. Meine Erziehung und das Geschäft. Sie hatten sogar vor, eine Bar anzubauen, aber dann starb mein Vater. In Gardener gab es nämlich keine Taverne.«
    Bei der Neuigkeit sahen die beiden Brüder sie mit entsetzten Gesichtern an, woraufhin Katey laut loslachen musste. »Ich habe doch gesagt, dass es ein kleines Dorf war. Als mein Vater starb, hat meine Mutter die Pläne für die Taverne verworfen. Dennoch ging sie im Geschäft voll und ganz auf. Sie hat um ihn getrauert, ziemlich lange sogar. Egal, ob sie ihn am Anfang geliebt hat oder nicht, ich bin mir sicher, dass die beiden im Lauf der Jahre tiefe Gefühle füreinander entwickelt haben.«
    Das schien genau das zu sein, was Anthony hören wollte. »Du hast mir eine große Last von den Schultern genommen, meine Kleine. Vielen Dank.«
    Ein anderes Mal, als sie gerade an Deck waren, gestand sie ihm ihren Hang zu Fantasiegeschichten und wie sie überhaupt dazu gekommen war. Da sie seit Beginn ihrer Reise bereits so viele kleine und große Abenteuer erlebt hatte, fühlte sie kaum noch den Drang zu fantasieren. Eine Hoffnung, die die Reise erfüllt hatte.
    Katey hatte das Gefühl, mit Anthony über alles reden zu können – mit Ausnahme von Boyd. Jedes Mal, wenn die Sprache auf die Andersons kam, lenkte sie die Unterhaltung in eine andere Richtung.
    »Weiß deine Frau eigentlich über mich Bescheid?«, wollte Katey wissen, als England nicht mehr fern war und Anthony ihr gesagt hatte, dass er sie mit zu sich nach Hause nehmen würde.
    »Natürlich. Judy hingegen haben wir noch nichts gesagt. Wir wollten ihr die guten Neuigkeiten überbringen, wenn du auch dabei bist. Sie würde uns sonst keine Sekunde mehr in Ruhe lassen. Wenn sie aufgeregt ist, vergisst sie, dass es das Wort Geduld überhaupt gibt.«
    »Und Roslynn hat keine Probleme damit?«
    »Erst war sie ein wenig ungehalten, aber nur, weil sie dachte, ich hätte es schon jahrelang gewusst und ihr nichts davon erzählt. An dem Tag, an dem ich es selbst erst herausgefunden habe, hat sie an der Tür gelauscht, während James und ich uns beratschlagt haben. Sie war voll und ganz damit einverstanden, dass ich deiner Großmutter einen Besuch abstatte, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sei unbesorgt, meine Liebe. Meine Gemahlin ist eine sehr liebenswürdige Frau und hat dich längst ins Herz geschlossen.«
    Katey lächelte erleichtert, griff dann aber die Bemerkung über Sophie auf. »Du hast also meine Großmutter gesehen? Meine Tante hat mir verboten, sie zu besuchen, als ich vorgesprochen habe.«
    »Unbequeme Gäste des Hauses zu verweisen scheint eine ihrer Spezialitäten zu sein«, sagte Anthony. Doch sein Versuch, das ernste Gespräch durch eine witzige Bemerkung aufzulockern, schlug fehl. »Wir mussten uns den Weg zu deiner Großmutter regelrecht erkämpfen. Die Information aber, deretwegen

Weitere Kostenlose Bücher