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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hielt, die sich gewaschen hatte, weil ich mein Leben aufs Spiel gesetzt hätte, habe ich noch etwas anderes aus dem Zwischenfall gelernt. Ich hatte einen Weg gefunden, der Langeweile in unser aller Leben etwas entgegenzusetzen – wenn auch nur für einen flüchtigen Moment.«
    »Und deshalb haben Sie bei jeder Gelegenheit die Wahrheit ein wenig gestreckt und gebogen?«, fragte Judith.
    »Ja, sie ist mit der seltenen Fähigkeit gesegnet, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen«, sagte Grace mit einem Gähnen und setzte sich auf.
    »Aber das mache ich nicht jeden Tag«, entgegnete Katey.
    »Ich mag gar nicht daran denken, wie oft sie mich zur Heldin erklärt hat«, brummte Grace.
    »Du kannst ruhig zugeben, dass es dir gefallen hat. Erinnere dich nur daran, wie das ganze Dorf bei deinem Abschied geweint hat. Mir hingegen haben sie nur freundlich nachgewunken.«
    Grace gluckste. »Zugegeben, ganz unangenehm war es mir nicht.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn den lieben langen Tag nichts Aufregendes passiert«, warf Judith ein. »In meiner Familie ist immer etwas los. Gerade letzten Monat haben mein Onkel James und meine Tante George sich auf den Weg gemacht, um Piraten zu jagen. Im Spätsommer hat mein Cousin Jerry eine Diebin geheiratet, die, wie sich herausstellte, die vermisste Tochter eines Barons war.«
    Katey blinzelte. Grace blickte ungläubig drein und verdrehte die Augen, als wolle sie sagen: »Die Göre hat sich aber schnell Ihre schlechten Angewohnheiten zu eigen gemacht.« Es klang in der Tat, als hätte das Kind ebenfalls eine lebhafte Fantasie.
    Katey hätte um ein Haar laut losgelacht, doch dann fügte Judith hinzu: »Sind Sie eigentlich nach England gekommen, um Ihre englische Verwandtschaft kennenzulernen?«
    Katey hüllte sich in Schweigen. Das Thema behagte ihr ganz und gar nicht. Ursprünglich war sie mit der Absicht losgesegelt, die Millards zu treffen, und hatte sich insgeheim auch darauf gefreut. Nach ihrer Ankunft in England hatte sie sich auf direktem Weg nach Gloucester begeben, wo sie wohnten, aber kurz nach ihrer Ankunft ihre Meinung wieder geändert.
    »Eigentlich schon«, beantwortete Grace die Frage des Mädchens. »Aber sie hatte bislang einfach nicht die Traute, an ihre Tür zu klopfen, und hat mich stattdessen bis nach Schottland geschleift.«
    »Das ist nicht der Grund, warum wir hier sind«, protestierte Katey, die sich über die Frechheit der Magd ärgerte. »Es bot sich eben an, und ich bin lediglich zu der Entscheidung gekommen, dass wir ihnen auch ein anderes Mal einen Besuch abstatten können … oder auch nicht. Vermutlich ahnen sie nicht einmal, dass es mich gibt. Außerdem hatte ich sowieso vor, eine Rundreise durch Schottland zu machen.«
    »Weshalb haben Sie Angst, Ihre nächsten Verwandten kennenzulernen?«, fragte Judith erstaunt.
    »Sie haben meine Mutter verstoßen. Ich habe nie richtig begriffen, wie Eltern so etwas tun können. Sie haben sich gemein verhalten, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mit solchen Menschen etwas zu tun haben möchte.«
    Judith nickte, doch Grace, die durch das Fenster nach draußen blickte, sagte plötzlich: »Macht euch auf einen möglichen Unfall gefasst. Hinter uns befindet sich eine Kutsche, die in halsbrecherischem Tempo näher kommt. Falls Mister Davis nicht schnell genug ausweicht, könnte es zu einer Kollision kommen.«
    Judith warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster und wurde kreidebleich. »Das ist sie. Die Frau auf dem Kutschbock ist die Frau, die mich entführt hat.«
    »Dann hat Katey also doch nicht geschwindelt?«, platzte es aus Grace heraus, die von ihrer Herrin zu dem Mädchen und wieder zurück blickte.
    »Jedes Wort ist wahr«, antwortete Katey.
    »Sie wird langsamer«, sagte Grace, den Blick noch immer auf die nahende Kutsche gerichtet. »Es hat fast den Anschein, als wollte sie mit uns sprechen.«
    Katey presste fest die Lippen aufeinander. »Ich würde mich auch nur zu gern mit dieser Dame unterhalten, aber ich fürchte, ich muss die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen. Es ist jetzt wichtiger, dass wir Judith nach Hause zu ihren Eltern bringen.« An das Mädchen gewandt, fügte sie hinzu: »Duck dich für den Fall, dass sie versucht, durch das Fenster zu sehen. Sei unbesorgt, wir werden schon dafür sorgen, dass sie dir nicht zu nahe kommt.«
     

Kapitel 5
    Boyd hatte Sir Anthony Malory noch nie so niedergeschmettert wie am Vortag im Hyde Park erlebt. Als Boyd ihn endlich ausfindig

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