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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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den er nicht verstand, und sie lagen Händchen haltend nebeneinander auf der Wiese. Erfüllt von einem tiefen Gefühl des Friedens, sonnte er sich in dem Wissen, dass sie ihm gehörte, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment. Sie stützte sich auf die Ellbogen auf. Dadurch, dass die Sonne hinter ihrem Rücken schien, konnte er kaum ihr Gesicht ausmachen, spürte aber ihre sanften Küsse auf seiner Wange.
    Die Chancen, dass der Traum eine leidenschaftliche Wendung nahm, hatten nicht schlecht gestanden, doch dann war er jäh unterbrochen worden. Wenn er für gewöhnlich von ihr träumte, was viel zu häufig vorkam, waren es Träume voller Leidenschaft. Im Wachzustand empfand er bei dem Gedanken an sie vor allem Hoffnungslosigkeit, weil er sie nicht haben konnte. Manches Mal wünschte er sie zur Hölle, weil sie sich ständig in seine Gedanken und Träume schlich.
    Schließlich war sie schuld daran, dass er vor anderthalb Monaten die schlimmsten und quälendsten zwei Wochen auf See erlebt hatte. Sie ahnte ja nicht, wie stark sein Verlangen nach ihr war. Da sie bereits vergeben war und sich auf dem Weg zu ihrem Angetrauten befunden hatte, hatte er sofort die Waffen gestreckt. Es war seine bislang schwerste Prüfung gewesen, und er hatte sein Bestes getan, ihr aus dem Weg zu gehen. Und obwohl er wusste, dass sie einander nie mehr wiedersehen würden, konnte er sie einfach nicht vergessen. Er fühlte sich auf magische Weise zu ihr hingezogen – ihrem Wesen, ihrem bezaubernden Antlitz, ihrem Lächeln, ihrem drallen Körper …
    Es war Jeremy Malorys Stimme, die seinem Traum ein abruptes Ende bereitet und ihn geweckt hatte. James' ältester Sohn hatte schwarzes Haar und kobaltblaue Augen, wie sie nur bei wenigen Malorys vorkamen. Er ähnelte weniger seinem blonden, grünäugigen Vater als seinem Onkel Anthony – ein Umstand, über den sich die Hälfte der Familie amüsierte.
    Der Jüngling erklärte gerade: »Danny und ich sind gerade von unserer Hochzeitsreise zurückgekommen. Du glaubst gar nicht, wie verdutzt ich war, als mich mein Butler zur Seite nimmt – er wollte meiner Frau keinen Schrecken einjagen und mir erzählt, dass du das Kommando über meinen Haushalt übernommen hast. Und dann hat er mir dies hier gegeben. Es lag unter einem großen Stein auf der Eingangstreppe.«
    »Dies hier« war eine Nachricht, die Jeremy Anthony überreichte. Wie es schien, hatte das Warten ein Ende.
    »Ist sie wieder zum falschen Haus gebracht worden?«, sagte Boyd, setzte sich auf und streckte sich. »Scheint so, als würden diese Leute eure Familie nicht sehr gut kennen.«
    »Guten Morgen, Yank«, begrüßte Jeremy ihn und fügte hinzu: »Wenn sie unsere Familie besser kennen würden, hätten sie so etwas nie getan.«
    »Guter Einwand«, gab Boyd ihm recht.
    Die Malory-Familie war nicht nur groß, wohlhabend und titelträchtig. Die beiden jüngeren Brüder – James und Anthony – hatten sich in ihren Flegeljahren einen Ruf als unverbesserliche Draufgänger und Schürzenjäger erworben, die keine Gelegenheit ausließen, die Muskeln spielen zu lassen, egal ob mit Fäusten oder Pistolen. Da sie stets als Sieger hervorgegangen waren, hieß es bald: Niemand legte sich mit den Malorys an, ohne es zu bereuen.
    Anthony schenkte den beiden jüngeren Männern keine Beachtung, während er die Nachricht studierte, um sie anschließend vor Boyd auf den Tisch zu werfen. »Morgen?! Diese Unholde denken allen Ernstes, es würde mir nicht gelingen, binnen eines Tages ein Vermögen herbeizuschaffen? Wenn es sein muss, hole ich sogar meinen Bankier aus dem Bett.«
    Boyd besah die Nachricht. Sie enthielt wesentlich mehr Informationen als die erste, darunter Ort, Zeit und Datum der Lösegeldübergabe sowie den Hinweis, das Lösegeld dürfe nicht von einem Familienmitglied und schon gar nicht von Anthony übergeben werden. Außerdem wurde zweimal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Letzterer sich nicht in der Nähe des Übergabeortes blicken lassen sollte.
    »Weißt du, wie hoch die Summe ist, die sie verlangen?«, wollte Jeremy von seinem Onkel wissen.
    »Ein Vermögen ist ein Vermögen. Ich werde mich hüten, das Leben meiner Tochter in Zahlen auszudrücken.«
    »Das leuchtet ein«, sagte Jeremy und nickte. »Wen wirst du mit dem Geld entsenden?«
    »Ich werde das übernehmen«, bot Boyd sich spontan an.
    Entweder wurde er ignoriert, oder er hatte nicht laut genug gesprochen. Nachdem er sich geräuspert hatte und es ein weiteres Mal

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