Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer
seinem Innern kannte er die Antwort jedoch längst.
Als ihm ihr blumiger und erdiger Duft in die Nase stieg, in den sich eine würzige Note mischte, wusste er, dass er noch weiter von ihr abrücken musste, wenn er nicht wollte, dass ein Unheil geschah. Er trat zur Seite, schloss die Augen und kämpfte gegen den brennenden Wunsch an, die Finger auszustrecken und sie zu berühren. Ohne Erfolg.
Kapitel 11
Katey hatte keine Angst – noch nicht. Ihr war nicht entgangen, dass Judith den jungen Mann, der sie aus dem Zimmer geholt hatte, erkannt und sich über seine Anwesenheit gefreut hatte. Und dann hatte er plötzlich im Raum gestanden: Boyd Anderson, Eigner der Oceanus. Wie würde sie ihn je vergessen können? Den ersten attraktiven Mann, der je Interesse an ihr bekundet hatte. Im Grunde war er der erste gut aussehende Mann, der ihr je begegnet war. Die Frage war nur, was er hier tat?
Als er in das Zimmer gestürmt war, hatte sie ihren Augen nicht getraut. Vor allem, weil sie davon ausgegangen war, ihm nie wieder zu begegnen. Für ihn stellte sich die Lage allem Anschein nach so dar, als stecke sie hinter Judiths Entführung. Ansonsten würde er sie nicht wie eine Kriminelle behandeln, oder? Er würde vor Scham im Boden versinken, sobald sie ihm die Wahrheit erzählte – vorausgesetzt, sie bekam je die Gelegenheit dazu.
Katey schäumte innerlich vor Wut, weil er ihr verboten hatte, sich zu äußern. Ob er seine Worte wahr machen und sich an ihr vergehen würde? Selbst wenn es ihr gelänge, ihm alles zu erklären … was, wenn er ihr nicht glaubte? Er schien felsenfest von ihrer Schuld überzeugt, was ihn aus unerfindlichen Gründen mächtig in Rage brachte. Was, wenn er es vorzog, sie zu schänden, statt ihr Glauben zu schenken?
Katey begann zu zittern. Herrje, sie wünschte, er hätte das Thema nicht angeschnitten. Jetzt konnte sie an kaum etwas anderes denken. Als sie spürte, wie er sie zu allem Übel auch noch berührte, nahm sie all ihren Mut zusammen und schlug seine Hand fort. Mit dem Ergebnis, dass sie eine Sekunde später über ihre Wange strich. Katey bekam eine Gänsehaut, die immer stärker wurde, als sich seine Finger bis zu ihrem Hals herunterarbeiteten. Erschrocken hielt sie den Atem an und wartete … und wartete …
Boyd zwang ihren Kopf in den Nacken. Er stand jetzt so dicht hinter ihr, dass ihr Hinterkopf die Schnalle seines Gürtels berührte. Der erhitzte Blick, mit dem er sie bedachte, jagte ihr Angst ein.
»Sie glauben gar nicht, wie gern ich …«
Er unterbrach sich, löste den Blick von ihrem Gesicht und sah zur Zimmerdecke empor. Katey nutzte die Gunst des Augenblicks und schoss in die Höhe. Es war nicht ihre Absicht gewesen, den Stuhl dabei umzuwerfen, aber sie beäugte mit Erleichterung die kleine Barriere zwischen sich und ihm, als sie sich noch einmal umdrehte und ihn mit hasserfüllten Augen ansah.
»Sie schleppen mich in dieses Zimmer, drohen mir und besitzen dann auch noch die Unverfrorenheit, mich zu berühren. Wenn ich Sie nicht kennen würde, Boyd Anderson, würde ich schreien, so laut ich kann. Noch besteht die Möglichkeit. Wie können Sie es wagen, mich derart herablassend zu behandeln?«
Ohne auch nur eine Sekunde den Blick von Katey zu lassen, hob er den Stuhl auf und stellte ihn wieder hin. Diese dunklen, ausdrucksstarken Augen, die langsam an ihrem Körper herabglitten, beschworen ein flaues Gefühl in ihrem Magen herauf. Im Geiste befand sie sich wieder an Bord seines Schiffes. Wie oft hatte sie ihn verstohlen dabei beobachtet, wie er sie musterte? Grace hatte die ganze Fahrt über immer wieder gesagt, dass es ihm gewiss in den Beinkleidern zwickte, wenn er sie so ansah. Vielleicht hatte die Magd doch recht. Mit dem winzigen Unterschied, dass er dieses Mal keinerlei Anstalten machte, seine Wollust zu kaschieren, sondern sie auch noch in derbe Worte packte.
»Ihr Verhalten ändert alles«, sagte er mit rauchiger Stimme. »Soll das eine Aufforderung zum Tanz sein?«
Als sich ihre Blicke abermals trafen, merkte Katey, wie sie gegen ihren eigenen Willen errötete. Ihr war klar, worauf er anspielte. Dass ihre flammenden Wangen sie verraten könnten, daran dachte sie nicht. Ehe sie es sich versah, stand er vor ihr.
»Sie ahnen ja nicht, wie oft ich davon geträumt habe, mit Ihnen allein in einem lauschigen Zimmer zu sein«, keuchte er und umfasste ihr Gesicht.
Für den Bruchteil einer Sekunde war Katey wie gebannt durch seine Berührung. Sie war unerwartet
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