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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hingegen war alles grün, und es gab nur hier und da Fischerdörfchen oder Küstenstädte, die die Monotonie durchbrachen. Von letzteren konnte sie jedoch durch das Fernrohr nur wenig erkennen.
    Es dauerte nicht lange, da gewann Kateys kreative Seite wieder die Oberhand, und sie sah Dinge durch das Fernglas, die im Grunde nicht existierten. Einmal hatte sie den Salon der Millards gesehen. Auf dem Sofa saß eine alte, freundliche Frau. Die Großmutter, deren Bekanntschaft sie nie gemacht hatte. Sie hielt Kateys Hand und erzählte ihr Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter. Auf der anderen Seite saß ihre Tante Letitia, lächelnd und lachend. Sie hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der Frau, die sie so kalt abserviert hatte. Sie hatte sich nach allen Regeln der Kunst bei Katey entschuldigt und ihr erklärt, sie hätte gedacht, jemand wolle ihr einen üblen Scherz spielen, weshalb sie ihr nicht geglaubt hatte.
    Das Aufeinandertreffen war vollkommen anders verlaufen und hatte Katey zu Tränen gerührt. Es fand zwar nur in ihrer Fantasie statt, erfüllte sie aber mit tiefen Gefühlen, weil sie sich genau so die Wiedervereinigung mit ihrer Familie vorgestellt hatte. Im Grunde ihres Herzens wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in eine liebende Familie aufgenommen zu werden. Weil es aber nie dazu kommen würde, hatte sie sich in jener Nacht in den Schlaf geweint und den Millards verboten, sich je wieder in ihre Tagträume zu schleichen.
    Das wiederum sorgte dafür, dass Boyd verstärkt auf der anderen Seite des Fernrohrs auftauchte. Sie konnte sogar mit einer stichhaltigen Erklärung aufwarten, warum er sich vier Tage lang nicht hatte blicken lassen. Im ersten Moment hatte sie gedacht, er wäre, genau wie ihr Kutscher, seekrank geworden. Aber Boyd war Schiffseigner. Da war es eher unwahrscheinlich, dass er den schwankenden und schaukelnden Planken nicht gewachsen war. Nein, sie war überzeugt davon gewesen, dass er sich eine Erkältung zugezogen hatte, die sich über Nacht in ein heimtückisches Fieber verwandelt hatte und ihn in seinem Delirium an die Koje fesselte. Und da der Schiffsarzt – sie meinte, er heiße Philips – unmöglich Tag und Nacht an seiner Seite sitzen konnte, hatte er sie gebeten, sich diese Aufgabe mit ihm zu teilen.
    Kalte Kompressen, warme Schwammbäder. Sie nahm sich Freiheiten heraus, die sie nie für möglich gehalten hatte, wohl wissend, dass sich alles nur in ihrem Kopf abspielte. Selbstredend war sie zugegen, als er das Bewusstsein wiedererlangte und – o Wunder – weder klamme Haut noch verschwitztes Haar hatte, sondern vollkommen gesundet die samtbraunen Augen aufschlug und sie ansah.
    Er streckte die Hand aus und legte sie um ihre Wange. Sie zückte nicht zurück, lehnte sich in seine Berührung.
    »Verdanke ich Ihnen mein Leben?«
    »Nein … das heißt, ein wenig vielleicht.«
    Sie grinste. Nur zu gern hätte sie ihn ebenfalls grinsen sehen, aber das war etwas, das er nur höchst selten tat. In ihrer Gegenwart gab er sich für gewöhnlich sehr ernst, erfüllt von einer Leidenschaft, die alles andere als amüsant war. Aus diesem Grunde konnte sie sich nicht vorstellen, wie es war, wenn er grinste. Aber das musste sie auch nicht. In ihrer Fantasie reichte es aus, wenn sie wusste, dass er es wollte.
    »Bitte erlauben Sie mir, dass ich meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihe.«
    Ihr stockte der Atem, als er sie sanft nach unten zog, um sie zu küssen. Doch noch berührten ihre Lippen sich nicht. Es war ein Leichtes für ihn, sie zu packen und auf die andere Seite der Koje zu ziehen. Jetzt lag sie neben ihm, während er, auf den Arm aufgestützt, auf sie herabsah. Beim Allmächtigen, jetzt hatte sie ihn angelächelt, und das auf reichlich anzügliche Weise. Aber das ging in Ordnung. Er würde sie küssen. Mit verhaltenem Atem wartete sie darauf. Da war wieder dieses wundersame Kribbeln, das nur er imstande war, in ihr heraufzubeschwören.
    Und dann geschah es mit aller Wucht. So gewaltig, als wäre es wirklich geschehen. Eine Vorahnung. Mehr stellte es für sie nicht dar, war ihr doch bislang noch kein echter Kuss zuteil geworden. Deshalb fehlte ihr jeglicher Vergleich. Sie verließ sich auf ihr Gefühl, wie es wohl sein würde, falls Boyd sie je küssen würde. Aber allein das reichte, sie in Wallung zu bringen, so sehr, dass …
    »Werden Sie zum Mittagessen erscheinen, Miss Tyler? Jetzt, wo wir uns im Mittelmeer befinden, sollten wir uns darüber unterhalten, in welchen Hafen wir

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