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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zuerst einlaufen.«
    Für gewöhnlich war es eine ihrer leichtesten Übungen, aus den Tagträumen emporzuschnellen, wenn die Wirklichkeit nach ihr rief. Dieses Mal dauerte es einige Augenblicke, und sie musste tief Luft holen, ehe sie die nötige Ruhe gefunden hatte, Tyrus Reynolds einen Blick zuzuwerfen, der neben ihr an der Reling stand. Sie hatte sich längst an die durchdringende Stimme des Kapitäns gewöhnt und schrak nicht mehr zusammen, wenn er sprach. Er hatte rabenschwarzes Haar, graue Augen, buschige Augenbrauen und war ein winziges Stück kleiner als sie.
    »Wir?«
    »Ja. Boyd bat mich, Ihnen die Einladung auszurichten.«
    »Er befindet sich tatsächlich noch an Bord? So langsam hatte ich meine Zweifel daran.«
    Ihre schnippische Antwort entlockte ihm ein Grinsen. »Um zwölf Uhr in meiner Kajüte?«
    »Einverstanden.«
    Während er auf das Achterdeck zurückkehrte, widmete Katey sich ihrem Fernrohr. Eine Einladung dieser Art hatte sie eigentlich schon früher erwartet. Auf der Atlantiküberquerung hatten sie und die anderen Passagiere die meisten Mahlzeiten in der Kajüte des Kapitäns eingenommen. So war es Brauch, hatte sie erfahren. Schließlich war es die größte Kajüte an Bord. Erst jetzt ging ihr auf, dass es ein wenig ungewöhnlich war, dass sie bislang noch keine Einladung in dieser Richtung erhalten hatte.
     

Kapitel 29
    Die Kajüte war genau so, wie Katey sie in Erinnerung hatte: gemütlich eingerichtet und mit Teppich und gepolsterten Stühlen ausgestattet. Ein Raum, der sowohl für die Arbeit als auch zur Unterhaltung gedacht war. Der Esstisch war lang genug für zehn Gäste. Gelegentlich hatte die Oceanus Passagiere und nur wenige Waren mitgenommen. In einer Ecke war eine Nische mit drei Stühlen, einer Harfe und einer gläsernen Wandvitrine, in der eine Reihe von Instrumenten zur musikalischen Untermalung aufbewahrt wurde. Der Kapitän höchstpersönlich spielte Harfe, und einer seiner Offiziere war ein guter Zitterspieler. Einer ihrer Mitreisenden war mit einer begnadeten Stimme gesegnet gewesen und hatte fast jeden Abend gesungen.
    Katey hatte sich mehrfach gefragt, warum Boyd nicht die größte Kajüte für sich in Anspruch nahm. Als Schiffseigner hätte ihm das sicherlich zugestanden. Sie hatte keine Ahnung, wie seine Kajüte wohl aussehen mochte. Es war jedoch denkbar, dass sie genauso groß war wie die des Kapitäns.
    Was ihre eigene Kajüte betraf, so konnte sie sich dieses Mal nicht beschweren. Wenn sie vorsichtig war, stieß sie sich, anders als beim ersten Mal, nur selten. Es gab genug Platz für ein großes Bett, einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch, einen kleinen Tisch mit vier Stühlen und ihre Kleidertruhen. Es gab sogar ein gut bestücktes Bücherregal, falls sie die Lust überkam, ihre Nase in ein Buch zu stecken. Wenn ihre Vermutung stimmte, war die Kajüte besonderen Passagieren vorbehalten, was in diesem Fall auf sie zutraf.
    Entspannt schlenderte sie in Tyrus' Kajüte. Als ihr Blick auf Boyd fiel, der neben dem Kapitän saß, war es vorbei mit der inneren Ruhe. Beide Männer trugen Gehröcke, womit sich das förmliche Erscheinungsbild aber auch schon erschöpfte.
    Amerikanische Männer konnten sich, wenn sie wollten, stilvoll kleiden, hatten aber, ähnlich dem englischen Fandadel, die Tendenz, es mit den Rüschen an Halsbinden und Hemdärmeln zu übertreiben. Bei Boyd jedoch hatte Katey das Gefühl, dass er stets umwerfend aussah, egal, wofür er sich entschied. Das lag daran, dass sie seine gesamte Erscheinung vom ersten Moment an ausnehmend attraktiv gefunden hatte. Sein blond gesträhntes Haar, die dunklen Augenbrauen und die noch dunkleren Augen, die so ausdrucksstark dreinblicken konnten, dass sich ihre Nackenhaare vor lauter Verlangen aufrichteten. Ganz zu schweigen von seinem Mund, den sie seinerzeit auf ihrer ersten gemeinsamen Fahrt bereits ausgiebig bewundert hatte. Sie liebte seine dünne Oberlippe und die etwas vollere Unterlippe. Es wunderte sie selbst, dass die unerfreulichen Ereignisse von Northampton seine Anziehungskraft nicht aufgehoben hatten.
    Wenn sie nicht so weitschweifige Pläne hätte, läge die Sache womöglich etwas anders. Wenn in ihren unmittelbaren Zukunftsplänen eine Heirat vorkäme, würde sie vielleicht nicht so viel Kraft in den Kampf gegen ihre eigenen Gefühle investieren. Dann würde sie hier und da ein wenig Liebesgeplänkel mitnehmen, um ihrer Reise die nötige Würze zu verleihen, solange alles im Rahmen des

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