Malory
Bridgeport gelandet?« fragte Amy verschlafen.
»Ja, endlich.«
»Aber wie haben sie die Stadt überhaupt ohne deine Hilfe gefunden?«
»Habe ich vergessen, dir zu sagen, daß sie letzten Monat schon einmal hier waren?«
»Ja, hast du.«
Warren zuckte mit den Achseln. »Taishi hat es erwähnt.
Zhang wußte, woher ich komme. Er wußte auch von der Skylark-Linie. Da das die einzige Spur war, die er verfolgen konnte, um mich zu finden, setzte er genau hier mit seiner Suche an.«
»Glaubst du, daß von eurem Haus überhaupt noch etwas übrig ist?«
Ihr trockener Tonfall entlockte ihm ein Schmunzeln. »Du meinst, nachdem sie es auf den Kopf gestellt haben? Seine Leute sind bei ihrer Suche bestimmt sehr gründlich vorgegangen, aber die Vase war natürlich nicht dort. Dafür hat er herausgefunden, daß ich auf dem Weg nach England war. Deshalb ist er dort aufgetaucht.«
»Aber wo ist die Vase?«
»Sie wurde einem alten Freund der Familie zur Aufbewah-rung anvertraut.«
Nachdem die meisten ihrer Fragen beantwortet waren, begann Amy sich anzuziehen. Eine aber wollte sie rasch noch stellen: »Was hast du jetzt vor?«
»Zunächst werden wir ein kleines Drama inszenieren – mit dir in der Hauptrolle.«
»Klingt interessant.«
»Ich hoffe, das sagst du auch dann noch, wenn du weißt, worum es geht. Ich möchte nämlich, daß du darauf bestehst, mit mir gehen zu dürfen.«
»Das hätte ich ohnehin getan.«
»Aber ich werde darauf bestehen, daß du hierbleibst ...«
»Warren, du meinst ...«
»Laß mich ausreden, verdammt noch mal. Zhang hat großen Spaß daran, mir das Leben schwerzumachen. Er sorgt dafür, daß ich stets das bekomme, was ich nicht will, und deshalb müssen wir ihn in dem Glauben lassen, daß ich dich nicht bei mir haben möchte. Ganz gleich, was ich sage, du mußt bis zum Äußersten darum kämpfen, mit mir gehen zu können. Und jetzt beeile dich. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Du hast aber noch nicht gesagt, was geschieht, wenn unser kleines Drama nicht funktioniert.«
»Wenn Zhang so reagiert wie immer, dann wird es klappen.
Er wird darauf bestehen, daß du mich begleitest – und ich werde mich widerwillig damit abfinden.«
»Und was dann?«
»Dann – weiß ich noch nicht.«
Er hatte mit einer zornigen Reaktion von ihr gerechnet, aber sie lächelte nur und sagte: »Mach dir keine Sorgen. Irgend etwas wird dir schon einfallen.«
Es blieben ihnen nur noch wenige Minuten, bevor Taishi mit ernster Miene in der Tür erschien, dicht gefolgt von Li Liang.
Beim Hinausgehen stellten sie fest, daß sich Zhang sogar die Mühe gemacht hatte, sein luxuriöses Quartier zu verlassen, um sich von ihnen zu verabschieden. Ganz offensichtlich war er der festen Überzeugung, Warren zum letzten Mal zu sehen und die Rachepläne, die er für ihn geschmiedet hatte, in die Tat umsetzen zu können.
»Es wird doch sicher nicht lange dauern, bis Sie die Vase überreichen können, Captain?« übersetzte Li Zhangs Worte.
»Das hängt ganz davon ab, wie lange ich brauche, um den Mann zu finden, der sie verwahrt. Mache ich mich allein auf den Weg, oder wird mich jemand begleiten?«
»Natürlich werden Sie begleitet. Euch Amerikanern ist schließlich nicht zu trauen.«
»Aber euch Chinesen?« konterte Warren mit einem höhnischen Lachen.
Amy unterbrach das Streitgespräch aus Angst, Warren könnte mit seiner gereizten Reaktion ihren Plan am Ende noch verraten.
Er mußte unter allen Umständen Vertrauen vortäuschen, und es wäre zu dumm, wenn er durchblicken ließe, daß er keines besaß.
»Warum machen wir nicht weiter, meine Herren, und heben uns die Beschimpfungen für später auf?«
Warren drehte sich zu ihr um. »Wir? Was zum Teufel heißt hier wir?«
»Ich begleite dich natürlich.«
»Nie und nimmer«, sagte er und wandte sich wieder Liang zu. »Was zuviel ist, ist zuviel. Ich habe sie jetzt wirklich lange genug ertragen müssen. Wenn meine Schwester nicht so an ihr hängen würde – ich hätte ihr längst die Kehle aufgeschlitzt.
Doch zum Glück sind wir endlich angekommen; also, bitte, schafft sie mir vom Halse.«
Amy wußte zwar, daß er dies alles nur gesagt hatte, um Zhang hinters Licht zu führen, aber es tat ihr dennoch weh.
»Du nimmst mich mit, Captain, oder ich schreie so laut, daß sofort die Hafenpolizei anrückt. Zufällig ist mir bekannt, daß in kleinen Häfen wie diesem überall Wachposten aufgestellt sind. Glaub also nicht, man würde mich nicht hören.«
Zhang stieß ein
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