Malory
lachte. Sie war einfach unverbesserlich. Eben noch waren sie durch die Hölle gegangen, und nun tat sie so, als wäre nichts gewesen und als stünden sie nicht triefend naß und schlotternd vor Kälte da.
Als sie den Arm um seine Taille schlang, um mit ihm zur Kabine zurückzugehen, hörte sie ihn aufstöhnen. Sie trat einen Schritt zurück, um zu sehen, was sie angerichtet hatte. Doch das ganz gewiß nicht! Ihr wurde fast übel bei der Vorstellung, welche Qualen er die langen Stunden hindurch ertragen hatte, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
»Schlimm?« fragte er.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich gefaßt hatte. Sie ging um ihn herum und stellte dann sachlich fest: »Ungefähr fünf Wundflächen und noch ein paar kleinere Schürfungen. Ich würde sagen, du schläfst in nächster Zeit auf dem Bauch. Aber ich finde mich schon damit ab.«
Er war etwas enttäuscht, daß sie nicht mehr Aufhebens um seine Blessuren machte. »Was geht dich das an? Und außerdem schlafe ich nicht gern auf dem Bauch.«
»Doch, das wirst du schon – mit mir als Unterlage.«
Hatte er vergessen, wie unersättlich sie war?
Kapitel 37
Das Wetter blieb während der restlichen Reise mild und beständig. Je mehr sie sich aber der amerikanischen Küste näherten, um so unruhiger wurde Warren. Er hatte noch immer keinen Plan, wie er die Vase übergeben konnte, ohne im selben Augenblick überwältigt und getötet zu werden.
Es gab im Grunde verschiedene Möglichkeiten, die jedoch alle von der Situation bei ihrer Ankunft in Bridgeport abhin-gen: ob einer seiner Brüder noch zu Hause war, ob irgendeines der Skylark-Schiffe im Hafen lag, ob Ian MacDonell oder Mac, wie er allgemein genannt wurde, die Vase immer noch für sie aufbewahrte und ob Clinton in den wenigen Wochen seit seiner Ankunft bereits ihr Versteck gewechselt hatte.
Letzteres war eher unwahrscheinlich, aber Warren würde in Teufels Küche kommen, wenn er dieses verdammte Ding nach all dem Ärger nicht finden würde. Zhang würde diese Entschuldigung kaum akzeptieren, und was dann?
Amy dagegen vertraute voll und ganz darauf, daß Warren sie beide retten würde. Es war fast erschreckend, wie sehr sie davon überzeugt war und sich folglich nicht die geringsten Sorgen machte.
Hinzu kam, daß sich Warren über seine Gefühle für Amy nicht im klaren war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er später mit ihr anfangen sollte – falls sie überhaupt heil aus dieser Sache herauskamen. Sie selbst verhielt sich ganz so, als würde ihre kleine Affäre fortdauern, wenn sie an Land kamen, doch da irrte sie sich gewaltig. Er würde sich erneut von ihr fernhalten müssen, sehr fern sogar, denn obwohl er ihre Reize schon vielfach ausgekostet hatte, konnte er noch immer nicht die Finger von ihr lassen, wenn sie in seiner Nähe war.
Schon früher war es ihm äußerst schwergefallen, ihr zu widerstehen, doch das war nichts im Vergleich zu jetzt, da er wußte, wie einmalig schön es war, mit ihr zu schlafen. Und er hätte nicht einmal sagen können, warum die Liebe mit Amy so völlig anders war als alles, was er bisher erlebt hatte.
Sie war natürlich einmalig. Und eines konnte er nicht leugnen: Nie zuvor in seinem Leben war er jemandem wie Amy begegnet. Sie verkörperte all das, was sich ein Mann an einer Frau nur wünschen konnte, falls er auf der Suche nach einer Frau war. Warren aber war es eigentlich nicht.
Er hatte sich übrigens gewundert, daß er diese Zeit mit Amy auf so engem Raum hatte verbringen können. Einmal während des Trainings hatte er Taishi darauf angesprochen, was Zhang wohl dazu verleitet haben mochte, ihm Amy zu überlassen.
»Ich meinem Herrn sagen, du nicht können ausstehen Miss.
Du sehr zornig, daß sie nebenan sein, wo du sie können hören.
So er sagen, beide miteinander einsperren.« Und dann ernster:
»Wäre besser, Captain, wenn du nicht schauen so zufrieden darüber.«
Mit so viel Vertrauen seitens des kleinen Chinesen hatte Warren nicht gerechnet, und er brachte seine Dankbarkeit zum Ausdruck, indem er Taishi vorschlug: »Solltest du eines Tages genug von diesem Tyrannen haben, dann komm zu mir, ich habe immer Arbeit für dich.«
»Zieh dich an«, sagte Warren, nachdem er Amy wachgerüttelt hatte. »Zhang war so schlau, heute nacht in aller Heimlichkeit die Anker werfen lassen. Sicher denkt er, je weniger Leute seine Anwesenheit bemerken, um so leichter kann er wieder verschwinden, sobald er bekommen hat, was er will.«
»Heißt das, wir sind in
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