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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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irgend etwas zu vermissen.«
    »Zuviel Spaß, das wundert mich nicht, wenn ich höre, wie oft man dich von der Schule verwiesen hat.«
    »Himmeldonnerwetter, redest du jetzt auch schon so wie George!« rief Jeremy entrüstet. »Sie liegt mir von früh bis spät mit ihren Vorwürfen in den Ohren, ganz zu schweigen von meinem Vater und Connie. Haben die beiden vielleicht vergessen, wie es ist, achtzehn zu sein?«
    »Dein Vater ganz bestimmt nicht«, lachte Amy. »Denn schließlich war er etwa in deinem Alter, als du gezeugt wurdest, auch wenn er erst Jahre später von deiner Existenz erfuhr. Und ich weiß, was man sich von ihm erzählte, als er noch zu den berüchtigtsten Schürzenjägern von ganz London gehörte: Er soll morgens, mittags und abends jeweils ein anderes Mädchen gehabt haben, und das jeden Tag. Ist das die Art von Spaß, von der du eben sprachst?«
    »Verdammt nochmal, Amy«, gab er zurück. »Ein Mädchen wie du sollte sowas nicht sagen. Wo zum Teufel hast du das überhaupt aufgeschnappt?«
    Sie schmunzelte, weil er diesmal puterrot geworden war.
    »Bei Reggie natürlich. Du weißt ja, wie gern sie mit ihren beiden Onkeln prahlt. Weil Onkel Jason und mein Vater nie irgendwelche großartigen Abenteuer hatten, mit denen man prahlen könnte. Obwohl ich ein oder zwei Dinge über Onkel Jason erfahren habe, von denen sonst niemand weiß.«
    »Und das wäre?«
    »Verrate ich nicht.«
    »Komm, mach schon, Amy. Du weißt, daß ich es am Ende doch rauskriege. Deshalb sag’s lieber gleich!«
    »Diese Geschichte aber nicht, ich habe es versprechen müssen.«
    »Na, sowas hab ich gerne«, sagte er beleidigt. »Ich erzähle dir alle meine Geheimnisse ...«
    »Nicht die Hälfte erzählst du mir!« fiel sie ihm protestie-rend ins Wort. »Zum Beispiel, wo du dich gestern nacht rumgetrieben hast. Glaubst du nicht, dein Vater hätte dich in einem solchen Augenblick brauchen können? Die anderen waren ihm nämlich zahlenmäßig weit überlegen.«
    »Tony war doch da«, gab er zurück. »Und soweit ich informiert bin, kann auch dein Vater, wenn’s sein muß, ganz schön zuschlagen.«
    »Wirklich?« fragte sie überrascht. »Wo zum Teufel hast du das erfahren?«
    »Geheimnis«, sagte er, um sich zu rächen. »Und du vergißt, daß es mein Vater schon mal mit Georges Brüdern aufgenom-men hat. Er hätte den Kampf bestimmt gewonnen, wenn sie sich fair verhalten hätten, statt alle fünf gleichzeitig auf ihn einzuprügeln.«
    »Warum reden wir hier von Schlägereien? Das meinte ich doch gar nicht, als ich sagte, daß sie zahlenmäßig überlegen waren.«
    »Weil ich ihn kenne. Er lechzte geradezu danach, über jemanden herzufallen, und ich war für ihn schon immer ein willkommener Sündenbock. Deshalb habe ich mich lieber verdrückt.«
    »Er hat sich eigentlich ganz tapfer gehalten. Na ja, halbwegs tapfer.«
    »Findest du? Ich für meinen Teil habe ihn nicht mehr in diesem Zustand gesehen, seit er Nicholas Eden an den Kragen wollte.«
    Amy hatte nie die ganze Geschichte erfahren, immer nur Bruchstücke. »Waren sie wirklich Todfeinde?«
    Jeremy grinste. »Nein. Mein Vater wollte ihm nur eine ordentliche Lektion erteilen. Aber Nicholas hatte in der Zwi-schenzeit unsere Cousine geheiratet. Und das wird ihm mein Vater wohl niemals verzeihen.«
    Nach den vielen Streitereien zwischen James und Reggies Ehemann, denen Amy beigewohnt hatte, konnte sie sich das gut vorstellen. »Aber jetzt darf James statt mit seinen Fäusten nur noch mit Worten gegen die Anderson Brüder kämpfen.«
    Und während sie an diese Brüder dachte, fiel ihr ein, wie sie Warren am Vorabend heimlich beobachtet hatte. Sie hatte es genossen, auch wenn sie es lieber unter anderen Umständen getan hätte, denn Warren war genauso außer sich gewesen wie James. Warren liebte seine Schwester sehr, also war er zu echten Gefühlen fähig, auch wenn es sonst nicht den Anschein hatte.
    »Störe ich?«
    Amy hielt den Atem an, als sie die tiefe Stimme erkannte.
    Und jetzt stand er da, groß und von umwerfender Männlichkeit. Ihr Herz setzte mehrere Schläge lang aus. Und wieder brachte sie keinen Ton heraus.
    Es war Jeremy, der antwortete. »Nicht im geringsten, Yankee«, rief er vergnügt. »Ich wollte ohnehin gerade gehen.«

    Kapitel 8
    Jeremy hatte nicht gescherzt, als er gesagt hatte, er wolle gehen. Er leerte rasch seine Tasse, schnappte sich ein Rosinen-brötchen und war schon zur Tür hinaus. Warren starrte ihm nach. Amy starrte Warren an, und ihre Gedanken

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