Malory
forciert.«
»Na ja, das ist eine andere Geschichte. Warren nimmt es mir übel, daß ich mit James verheiratet bleiben will, dabei war er doch derjenige, der auf der Eheschließung bestanden hat. Und nun vermischt sich die alte Verbitterung mit dieser hier.« Wieder seufzte Georgina. »Ich weiß, er meint es gut, auf seine Art. Mich zu beschützen ist bei ihm fast zur fixen Idee geworden, obwohl ich doch gar keinen Schutz mehr brauche.«
»Hört sich so an, als würde er eine eigene Familie brauchen, die er beschützen und für die er Sorge tragen kann«, meinte Regina. »Manche Männer sind erst glücklich und zufrieden, wenn sie spüren, daß sie gebraucht werden.«
»Das wäre sicher eine Lösung. Aber Warren ist zu sehr verletzt worden, um je wieder einer Frau vertrauen zu können. Er sagt, er würde niemals heiraten.«
»Sagen sie das nicht alle? Aber ›nie‹ ist ein Wort, das mit den Jahren seine Bedeutung verändern kann. Schau dir nur Onkel James an. Auch er hatte sich geschworen, niemals eine Ehe einzugehen, und siehe da ...«
Georgina lachte. »Ich würde die beiden nicht unbedingt vergleichen. Dein Onkel hatte eine Abneigung gegen die Ehe wegen all der untreuen Frauen – Frauen anderer Männer –, die in seinem Bett landeten, als er noch der berüchtigte Schürzenjäger war. Mein Bruder dagegen verliebte sich in eine Frau und hielt um ihre Hand an. Sie hieß Marianne. Ich fand sie atemberaubend schön. Das muß auch Warren gefunden haben. Die fünf Monate, in denen er ihr den Hof machte, waren die längste Zeit, die er je am Stück daheim war, seit er ein eigenes Schiff befehligte. Und es war so schön, ihn zu Hause zu haben.«
»Diesen Griesgram?«
»Doch, Reggie. Warren war nicht immer so wie jetzt. Er konnte sehr charmant sein und ausgelassen wie mein Bruder Drew. Auch wenn er natürlich schon immer ein aufbrausendes Temperament hatte. Aber nach einem Zornausbruch konnte er gleich wieder lachen wie ein Kind. Er war nie nachtragend oder verbittert. Habe ich dir das nicht alles schon erzählt?«
»Mir nicht.«
Georgina runzelte die Stirn. »Dann habe ich’s wohl Amy erzählt. James kann es nicht gewesen sein, denn der will nichts hören, was mit Warren zu tun hat. Schon sein Name ...«
»George!« unterbrach Regina ungeduldig. »Du kommst vom Thema ab. Ich nehme an, Warren und Marianne haben nicht geheiratet.«
»So ist es«, erwiderte Georgina mit trauriger Stimme.
»Alles war schon für die Hochzeit vorbereitet, es waren nur noch wenige Tage bis zur Trauung – da machte Marianne alles rückgängig. Sie sagte Warren, sie könne ihn nicht heiraten, sie habe den Antrag eines anderen angenommen, obwohl er derjenige sei, den sie liebe. O ja, sie hat sich sehr geschickt herausgeredet, hat gesagt, sie wolle einen Ehemann, der öfter daheim sei als ein Kapitän.«
»Heutzutage ist es doch durchaus üblich, daß Ehefrauen ihre Männer auf See begleiten und sogar ihre Kinder an Bord großziehen.«
»Stimmt. Aber Marianne behauptete, sie sei nicht für ein Leben auf See geschaffen.«
»Du sagst das, als hättest du Zweifel daran.«
Georgina zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, daß sie aus ärmlichen Verhältnissen kommt und daß sie meinen Bruder hat fallenlassen, um in die reichste Familie der Stadt einzuheiraten, die letzten Nachfahren der Gründer von Bridgeport. Und so entschied sie sich für Steven Addington, den künftigen Erben.«
»Aber dein Bruder ist doch nicht arm, und wenn sie ihn wirklich geliebt hätte ... Aber vielleicht waren ihre Gründe doch verständlich. Ich hätte mich bestimmt auch nicht gern in einen Seemann verliebt, wo ich schon seekrank werde, wenn ich nur den Fuß auf ein Schiff setze.«
»Gut, aber das war noch nicht alles. Denn der Mann, den sie geheiratet hat, war schon seit Kinderzeiten Warrens Erzfeind; die beiden waren ständig Rivalen, immer in blutige Kämpfe verwickelt, verbunden durch einen Haß, der auch nach der Schulzeit kein Ende fand.«
»Das war aber gemein von ihr.«
»Das kann man wohl sagen. Daß es gerade er sein mußte.
Aber es kam noch schlimmer. Denn sie war Warrens Geliebte, verstehst du, und sie trug schon sein Kind unter dem Herzen, als sie die Beziehung abbrach.«
»Großer Gott, wußte er das?«
»Damals noch nicht, denn wenn er’s gewußt hätte, wäre die Geschichte anders ausgegangen, das kannst du mir glauben. Doch einen Monat, nachdem sie Steven geheiratet hatte, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ihr Zustand
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