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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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war schon sichtbar, also hatte sie es vorher gewußt und trotzdem einen anderen geheiratet. Und daß er sein eigenes Kind nicht aufziehen durfte, hat ihn wohl am meisten verletzt. Man sieht es ihm vielleicht nicht an, doch Warren ist sehr kinderlieb, und so war es ein doppelter Schlag für ihn, oder, besser gesagt, ein dreifacher Schlag: sein eigenes Kind nicht bei sich zu haben, die Frau, die er liebte, zu verlieren, und sie an den Mann zu verlieren, den er schon immer verab-scheut hatte.«
    »Aber hatte er denn nicht gewisse Rechte, was das Kind betraf?«
    »Eigentlich schon, doch sie sagte ihm, sie würde leugnen, daß es sein Kind sei; Steven, dieser Schuft, würde ihre Behauptung unterstützen und vorgeben, es sei von ihm.«
    »Aber war denn nicht allgemein bekannt, daß sie und Warren ... Ich meine, nach fünf Monaten ...«
    »Doch, aber Steven war bereit, zu lügen und zu sagen, er wäre ihr Liebhaber gewesen – ihr einziger Liebhaber –, sie hätten sich gestritten, deshalb hätte sie sich Warren zugewandt, aber sie wäre zu Steven zurückgekehrt und so weiter. Er würde sogar Daten nennen, wann er sie in der Zeit, als sie noch mit Warren zusammen war, heimlich getroffen und sie geliebt hät-te. Da sich beide gegen ihn verbündet hatten, konnte Warren einfach nichts unternehmen.«
    »Ist es nicht vielleicht doch möglich, daß Stevens Behauptung richtig war?«
    »Warren jedenfalls glaubte es nicht. Und es hätte ihm auch nicht geholfen, wenn er’s geglaubt hätte, denn es hätte nur weitere Lügen ans Tageslicht gebracht. Das Baby – Samuel hieß es
    – bewies gar nichts, denn es ähnelte keinem der beiden Männer, nur Marianne. Ich habe es einmal gesehen, und es hat mir fast das Herz gebrochen, daß ich es nicht meinen Neffen nennen durfte. Wieviel schlimmer muß es dann für Warren gewesen sein, obwohl ich nicht weiß, ob er den Kleinen je zu Gesicht bekommen hat. Über dieses Thema wird in seiner Gegenwart natürlich möglichst nicht gesprochen.«
    Regina schüttelte teilnahmsvoll den Kopf. »Es muß deinen Bruder ja rasend gemacht haben, daß ein Mann, den er so verachtet, sein Kind aufzieht.«
    »Das tat es auch«, sagte Georgina sanft, »bis Samuel vor drei Jahren starb. Angeblich bei einem Unfall. Aber Warren ist so verbittert, daß er seine Zweifel hat.«
    Regina ließ sich in einem Sessel neben dem Bett nieder.
    »Ich hätte es kaum für möglich gehalten, George, aber mir tut dein Bruder jetzt richtig leid. Ich will ihn zum Abendessen einladen. Nicholas und er sollten sich besser kennenlernen.
    Was hältst du davon?«
    »Bist du wahnsinnig«, rief Georgina entsetzt. »Die beiden haben zuviel gemeinsam – beide verachten meinen Mann.
    Mein Ziel ist doch, ihre Feindseligkeit zu beenden, und nicht, daß Warren einen neuen Verbündeten gegen James findet.«
    »Aber Onkel James wird schon seinen Mann stehen, sonst hätte ich es ja nicht vorgeschlagen.« Dabei hob sich eine Braue in typischer Malory-Manier. »Oder bezweifelst du das?«
    Georgina kannte ihren Mann. Natürlich hatte sie keine Zweifel. Aber sie hatte sich von diesem Besuch ihrer Brüder etwas anderes erhofft.
    »Nein, aber ich fand deinen ersten Vorschlag besser«, sagte sie. »Man müßte jemand anderes finden, den Warren beschützen kann. Er könnte sich wieder verlieben. Wunder gibt es immer wieder.«
    Kapitel 11
    Es dauerte eine Weile, bis Warren zum Bewußtsein kam, daß er auf dem Treppenabsatz stand und Amy Malory beobachtete, die unten in der Halle die Blumen arrangierte. Er war stehengeblie-ben, weil er sie nicht stören, nicht mit ihr sprechen wollte, denn er fürchtete, in ihrer Nähe wieder die Kontrolle über sich zu verlieren. Und obwohl sie jetzt jederzeit hätte aufblicken und ihn entdecken können, rührte er sich nicht von der Stelle.
    Außerdem wußte er auch gar nicht, wohin er sich hätte zurückziehen sollen. Sein Schwager war, wie er annahm, immer noch bei seinem Baby, deshalb konnte er sich nicht ins Kinderzimmer flüchten, bis die Halle frei war. Und in Regina Edens Gegenwart hatte er sich äußerst unwohl gefühlt, denn er hatte bemerkt, daß sie der jüngeren Amy sehr ähnlich sah – die gleichen kobaltblauen Augen, das gleiche rabenschwarze Haar, die gleiche verwirrende Schönheit, wenn auch irgendwie von anderer Wirkung. Also konnte er sich auch nicht ins Zimmer seiner Schwester zurückziehen.
    Und die übrigen Räume im oberen Stockwerk mußten ebenfalls bewohnt sein – von James’ Sohn, von Amy und von

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