Malory
Verlegenheit und murmelten gleichzeitig: »Tut mir leid.«
James, der wegen des Lärms die Treppe heraufgestürmt kam, hielt mit seiner Meinung zu diesem lautstarken Wortgefecht nicht hinterm Berg: »Wenn du sie noch einmal in Rage bringst, Yankee, wische ich den Boden mit deiner Mähne ...«
»Nicht nötig, ins Detail zu gehen, James«, fiel ihm Georgina ins Wort. »Wir sind nur ein bißchen aneinandergeraten. Warren ist einfach noch nicht gewohnt, daß ich ihm die Stirn biete. Das habe ich nämlich früher nie gewagt, weißt du.«
Noch eine schlechte Gewohnheit, die Malory ihr beigebracht hatte, dachte Warren, behielt es diesmal aber für sich.
Und da er nicht die Absicht hatte, gegen seinen Schwager handgreiflich zu werden – schon gar nicht, bis er James’ Box-erfertigkeiten erworben hatte, was er nachholen wollte, solange er in London war –, blieb ihm nichts anderes übrig, als Georgina beizupflichten.
»Sie hat recht, Malory, und ich habe mich schon entschul-digt. Es soll nicht wieder vorkommen.«
Eine von James’ Brauen hob sich auf jene ihm so verhaßte Weise, um anzudeuten, daß er ihm kein Wort glaubte. Zu Warrens Erleichterung wandte er sich aber ab, um seine Tochter vom Bett zu nehmen.
»Komm, Jack«, sagte er liebevoll, »wir wollen uns ein ruhiges Fleckchen suchen.« Sprach’s und war schon mit ihr verschwunden.
Georgina wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie ihren Bruder anfauchte: »Kein Sterbenswort dar-
über, wie er sie nennt, hörst du?«
»War überhaupt nicht meine Absicht. Aber nachdem du das Thema selbst angeschnitten hast, erlaube ich mir die Bemerkung, daß dir dieser alberne Name genausowenig gefällt.«
»Das stimmt, aber ich kann damit umgehen.«
»Und wie, wenn ich fragen darf?«
»Indem ich es einfach ignoriere. Du solltest es selbst einmal probieren, Warren«, bemerkte sie trocken. »Ein wenig Nachsicht könnte dir nicht schaden.«
»Du bist auf dem besten Weg, genauso gehässig zu werden wie er.«
»Er wäre hoch erfreut, das zu hören.«
Seine Miene verfinsterte sich merklich. »Beantworte mir diese Frage, Georgie. Weißt du, warum er immer so verdammt provozierend ist?«
»Ja, aber es wäre ebenso sinnlos, dir die Umstände zu erklären, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist, wie es sinnlos wäre, ihm zu erklären, was dich so gefühllos und reiz-bar gemacht hat. Warum fragst du ihn nicht selbst, wenn du es unbedingt wissen willst?«
»Das werde ich«, brummte er.
»Tu das. Worauf ich übrigens hinauswollte, bevor wir vom Thema abkamen, war, daß James nicht faulenzt, wie du behauptet hast. Nach seiner endgültigen Rückkehr nach England hat er seinen Gutsverwalter entlassen und kümmert sich selbst um sein Besitztum. Außerdem befaßt er sich mit den vielen Kapitalanlagen, die sein Bruder Edward über die Jahre hinweg für ihn erworben hat. Er beabsichtigt sogar, eine Handelsflotte zu erwerben.«
»Wozu das?« fragte Warren halb ungläubig, halb erschrocken.
»Was weiß ich«, lachte sie. »Vielleicht will er mit seinen Schwägern konkurrieren. Vielleicht auch, weil ich mich als Beraterin nützlich machen könnte. Aber wenn ihn natürlich jemand auffordern würde, statt dessen für die Skylark-Linie tätig zu werden ...«
Warrens Miene verdüsterte sich noch mehr, denn er wußte nicht, ob sie ihn aufziehen wollte oder ernsthaft wünschte, daß ihr Mann sich an der Skylark beteiligte. Aber der Gedanke, einen Engländer, irgendeinen Engländer, ganz zu schweigen von diesem, in das Familienunternehmen aufzunehmen, war ihm einfach unerträglich.
»Dieser Vorschlag wäre vielleicht annehmbar gewesen, wenn du einen Amerikaner geheiratet hättest und nicht jemanden aus diesem verdammten England.«
Diesmal regte sie sich nicht auf, sondern sagte nur: »Sind wir schon wieder beim Thema?« Dann stieß sie einen Seufzer aus. »Es ist nun mal geschehen, Warren. Finde dich endlich damit ab!«
Er erhob sich aus dem Sessel, in dem er die letzte Stunde gesessen hatte, und trat ans Fenster. Mit dem Rücken zu ihr sagte er: »Ich versuch’s ja, ob du’s glaubst oder nicht. Wenn er mich nicht immer so provozieren würde ... Aber vielleicht nehme ich’s ihm auch nur übel, daß du nicht mehr daheim oder wenigstens in der Nähe bist, jetzt, da ich so viel öfter zu Hause sein werde.«
»Ach, Warren, ich liebe dich doch, auch mit deinen unmöglichen Launen«, erwiderte sie mit zärtlicher Stimme. »Aber hast du noch nicht begriffen, daß
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