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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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ertragen konnte, vor allem ein Mann von Warrens Wesensart. Und so konnte sie ihm seinen Zorn nicht einmal verübeln. Es wunderte sie jetzt fast, daß er noch nicht geplatzt war vor Wut.
    Alles in allem war es ein großartiger Tag gewesen. Selbst diese ungeplanten Abenteuer hatten sich zu ihrem Vorteil entwik-kelt. Wenn diese Banditen sie nicht entführt und mitten in der freien Natur ausgesetzt hätten, wäre Amy nicht in den Genuß dieser wilden Leidenschaft gekommen, die ihr die Augen geöffnet hatte. Das gleiche galt für Warren. Und was sie auf der kurzen Fahrt zurück zum Berkeley Square mit Freude erfüllt hatte, war die Tatsache, daß Warren dieses Mal weiter gegangen wäre.
    Wenn Lady Beecham nicht des Weges gekommen wäre ...
    Warren bat den Kutscher, auf ihn zu warten. Amy blieb nur noch dieser kurze Augenblick mit ihm, ohne daß sie wußte, wann sie ihn wiedersehen würde. So wie sie ihn kannte, und sie kannte ihn inzwischen schon ganz gut, würde er sie um jeden Preis meiden. Doch das konnte er nicht, nicht solange sie im Haus seiner Schwester wohnte. Wenn er doch auch dort wohnte! Sie mußte Georgina ganz vorsichtig den Vorschlag unterbreiten.
    Sie hatten die Haustür erreicht. Amy lehnte sich dagegen und blickte zu ihm auf. Er machte sein übliches finsteres Gesicht, doch das konnte seinem guten Aussehen nichts anha-ben. Es war eher eine Herausforderung. Kein Wunder, daß sich so viele Frauen von ihm angezogen fühlten. Aber sie wollte nicht eine von vielen sein. Sie wollte diejenige sein, die sein Herz eroberte.
    Sie wünschte sich so sehr einen Gutenachtkuß. Würde sie ihn dazu noch einmal provozieren können?
    »Ist dir klar«, fragte sie leichthin, »daß ich erst heute morgen erklärt habe, daß ich dich will? Wenn das in diesem Tempo weitergeht, kannst du gegen Ende der Woche um meine Hand anhalten. Du könntest natürlich auch kapitulieren und mir auf der Stelle einen Antrag machen; dann wären wir bis zum Wochenende verheiratet und nicht nur verlobt. Was meinst du, Yankee? Bist du bereit, dich zu ergeben?«
    »Ich bin bereit, mit deinem Onkel zu sprechen.« Nicht übers Heiraten, das verriet sein Ton, sondern über ihr dreistes Benehmen. »Mach die Tür auf, Amy.«
    Sie erstarrte, denn das hätte sie nicht für möglich gehalten.
    »Das kannst du doch nicht tun!«
    »Und ob ich das kann.«
    »Aber du würdest mich nie wiedersehen, und das willst du doch nicht. Du meinst es vielleicht, aber es ist nicht so, glaube mir.«
    »Da irrst du dich. Ich kann mir im Augenblick nichts Ver-lockenderes vorstellen.«
    »Wirklich?«
    Jetzt erstarrte er und trat einen Schritt zurück. Wie dumm von ihr, das gesagt zu haben! Sie hätte ihm versichern müssen, daß sie aufgeben werde – doch sie hatte nicht die Absicht aufzugeben. Sie nahm die spöttische Bemerkung nicht zurück, sondern bot ihm einen, wie sie hoffte, akzeptablen Kompromiß an. »Schlaf doch wenigstens darüber. Du bist jetzt wütend, aber du wirst morgen früh schon anders denken.«
    »Nein.«
    »Das ist nicht der rechte Augenblick, mir zu beweisen, wie dickköpfig du sein kannst«, sagte sie aufgebracht. »Willst du nicht wenigstens die Folgen in Betracht ziehen – und nicht nur die Tatsache, daß du mich los wirst? Erstens wird Onkel James nicht glauben, daß du keine Schuld an der Sache hast. Ich bin bereit, ihm zu versichern, daß du schuldlos bist, aber so wie er nun einmal von dir denkt, wird er es nicht glauben. Und du willst den alten Ärger mit ihm doch sicher nicht neu entfachen, oder? Er ist so schrecklich unberechenbar. Er könnte dich vor die Tür setzen und dir verbieten, George und Jack jemals wiederzusehen.«
    »Ich laß es darauf ankommen.«
    Das hatte er so gleichgültig gesagt, daß sie Mühe hatte, sich zu beherrschen. »Du hältst das alles nicht für möglich? Nun, vielleicht. Vielleicht ist das einzige, was geschehen wird, daß ich aufs Land geschickt werde und du unbehelligt von meinen charmanten Störmanövern deinen Geschäften nachgehen kannst. Doch du wirst dich schon nach zwei Tagen ohne die Aussicht auf ein anregendes Gespräch mit mir zu Tode langwei-len. Und deine Brüder, die natürlich Wind davon bekommen werden, werden denken, daß du nicht einmal mit einem ›kleinen Mädchen‹ fertig wirst, aber ihren Sticheleien wirst du natürlich gewachsen sein.«
    »Es reicht, Amy.«
    »Hast du deine Meinung geändert?«
    »Nein.«
    Sie hob resigniert die Schultern. »Also gut! Geh und gestehe alles. Aber es gibt eine

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