Malory
wohl den Falschen gefragt. Jung, wie er war, hatte Jeremy nicht die Entschlossenheit und Willenskraft eines Warren.
»Jetzt sag mir aber, warum du das wissen willst.«
Amy stieß einen zweiten dramatischen Seufzer aus. »Warum wohl? Der Bursche, der mir so gefällt, weigert sich, ohne Eheversprechen mit mir zu schlafen.«
»Wie bitte?«
»War nur ein Scherz, Jeremy«, sagte sie und klopfte ihm beruhigend auf den Arm.
»Ein ziemlich geschmackloser«, knurrte er.
Sie lächelte verschmitzt. »Wenn du dich jetzt selbst sehen könntest, hättest du das nicht gesagt.«
Er war noch immer nicht beruhigt. »Jetzt aber die Antwort auf meine Frage.«
Sie hatte gehofft, er habe die Frage vergessen, aber da das nicht der Fall war, sagte sie mit größter Unverfrorenheit: »Also wer macht hier Witze? Oder willst du mir vielleicht weismachen, du wüßtest nicht mehr, wie neugierig du warst, bevor man dir deine Fragen beantwortet hat?«
Da er sich an solche Zeiten nicht erinnern konnte – schließ-
lich war er in einer Taverne aufgewachsen –, ging er auf ihre Frage nicht ein. »Du warst also nur neugierig?«
»Und wie!« sagte sie mit einem schalkhaften Grinsen.
»Und da wir schon einmal dabei sind, hättest du etwas dagegen, mir den Liebesakt in allen Einzelheiten zu beschreiben?«
»Allerdings. Er wehrt sich also?«
»Wer?«
»Dein Mister X.«
»Ich habe nicht gesagt, daß es um ihn geht.«
»Brauchtest du auch nicht. Klug von ihm, so vorsichtig zu sein.«
»Ich hoffe, das bedeutet nicht, was ich befürchte.«
»Nun friß mich nicht gleich auf«, sagte er, als er ihren finsteren Blick bemerkte. »Ist mir doch egal, ob du das Kind vor dem großen Gelöbnis haben willst. Schließlich bin ich nicht derjenige, der den Kerl zur Rechenschaft ziehen wird.«
»Mein Vater würde nicht ...«
»Natürlich nicht. Er hat aber zwei jüngere Brüder, die das liebend gern für ihn übernehmen würden. Du kannst von Glück reden, wenn von dem Kerl bis zur Hochzeit noch etwas übrig ist.«
Mit einem lauten Stöhnen schloß Amy die Augen. Es war typisch für Jeremy, die Dinge so kraß zu beschreiben. Doch er kannte die wahre Situation nicht, und sie würde sie ihm auch nicht schildern, denn er hätte noch einiges mehr zu sagen, wenn er wüßte, daß dieser Mister X ein Mann war, den sein Vater regelrecht haßte und der von der restlichen Familie nur geduldet wurde.
Doch was Jeremy gesagt hatte, war richtig, und sie hatte noch gar nicht daran gedacht, weil sie sich so rasch entschieden hatte.
Doch selbst eine mögliche Schwangerschaft würde sie nicht von ihrem Entschluß abbringen, mit Warren zu schlafen, wenigstens so lange nicht, bis sie einen anderen Weg gefunden hatte, die Dinge zu beschleunigen. Dieses Risiko aber erforderte bessere Erfolgschancen, und sie wußte, was sie dafür tun mußte.
»Sollen wir eine Wette abschließen, Jeremy?«
Sein Blick drückte sofort Mißtrauen aus. »Was für eine Wette?«
»Daß ich ihn kriege, wenn ich ihn haben will, ohne daß er gezwungen werden muß, mich zu heiraten.«
»Ich dachte, er gefallt dir lediglich ganz gut.«
»Ich sagte, wenn ich ihn haben will.«
»Gut, aber es muß sich für dich lohnen, seinem Bett fernzu-bleiben. Wenn du verlierst, kannst du ihn nicht heiraten.«
Ihre Augen flackerten. Wenn sie verlieren würde, wäre sie schwanger und könnte ihn dennoch nicht heiraten?
»Das ist ..., das ist ...«
»Ja oder nein«, sagte er großspurig.
»Also gut«, erwiderte sie ebenso großspurig. »Und wenn ich gewinne, rührst du keine Frau an, sagen wir für ...«
Er schnellte entsetzt hoch. »Sei gnädig und vergiß nicht, daß ich dein Lieblingsvetter bin.«
»Für einen Monat.«
»Einen ganzen Monat?«
»Ich wollte sagen sechs ...«
»Einer ist genug.« Er seufzte, aber im nächsten Augenblick spielte schon wieder das teuflische Grinsen um seine Lippen.
»Nun, dann habe ich wenigstens für heute ein gutes Werk getan.«
Amy grinste zurück. »Ja, hast du. Du hast dafür gesorgt, daß ich sicher bin, ihn zu kriegen, wenn ich ihn will, weil ich noch nie im Leben eine Wette verloren habe.«
Kapitel 18
Amys Wunsch ging in Erfüllung, obwohl sie selbst es gar nicht wußte, denn wie sie gehofft hatte, war Warren diese Nacht in Gedanken nur bei ihr, als er in sein Bett ging. Einige dieser Gedanken waren zwar von Mordgelüsten geprägt, doch wenn man in Betracht zog, mit welchem Unbehagen er noch zu kämpfen hatte, war das nicht weiter verwunderlich. Und er ging
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