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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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überwinden können. Aber, Gott behüte, sie hätte ja auf den Gedanken kommen können, daß er sich etwas aus ihr machte!
    Die Bewegung des Schiffes verriet ihr, daß sie bereits auf hoher See waren, das Licht unter der Tür, daß der nächste Tag längst begonnen hatte. Das Schweigen in der Nachbarkabine indes sagte ihr gar nichts. Sie spürte, wie der alte Zorn in ihr hochstieg, und sie mußte sich zusammennehmen, um nicht wieder gegen Warrens Wand zu trommeln. Das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Wenn er schweigen wollte, sollte er es haben; das aber würde ihn, so hoffte sie, nach einer Weile verrückt machen.
    Taishi brachte ihr das Frühstück, wieder Reis und Gemüse, und er bekam ihre ganze Wut zu spüren. Sie warf nur einen flüchtigen Blick auf die Schüssel. »Schon wieder Reis? Ich denke, es wird Zeit, daß dem Koch die Hand abgehackt wird.
    Er muß der einfallsloseste Mensch auf Gottes Erde sein.«
    »Viel nahrhaft«, versicherte ihr Taishi. »Gibt Fleisch auf Knochen.«
    »Genau, was ich mir immer gewünscht habe. Aber stellen Sie es dorthin«, fügte sie hinzu, als er sich schon zurückziehen wollte. »Bevor Sie gehen, sagen Sie mir noch, wie Lord Zhang es fertiggebracht hat, ihn zu fangen?«
    »Wen?«
    »Wen wohl? Den Mann von nebenan, dem Sie ebenfalls das Essen bringen. Und der Ihnen befohlen hat, mir nicht zu verraten, wo er ist. Den meine ich.«
    Taishi grinste von einem Ohr zum anderen. »Du reden so viel, du sagen so wenig. Das sein englische Art, Miss, oder auch Art von amerikanische Captain?«
    »Wie wär’s, wenn Sie erst einmal meine Frage beantworten würden?«
    Er zuckte die Achseln. »Niemand sagen Taishi etwas über Captain. Nur sagen, Essen bringen. Du müssen ihn selber fragen, Miss.«
    »Gute Idee, bringen Sie ihn mir auf der Stelle her.«
    Taishi schüttelte kichernd den Kopf. »Du komische Lady.
    Du haben selbst gehört, daß er nicht wollen sprechen mit dir.
    Ich Befehl, ihn machen glücklich. Und dich sehen, ihn nicht machen glücklich, Taishi denken.«
    »Aha, sein Glück ist Ihnen also wichtiger als meines?« Ihr Zorn wuchs mit jedem Augenblick. »Wohl weil er als einziger weiß, wo diese verdammte Vase ist. Sie haben von der Vase gehört, oder?«
    »Jeder wissen von Vase, Miss. Gehören dem Kaiser, nicht Lord Yat-sen. Lord Yat-sen viel Ärger, wenn er nicht bringen zurück.«
    Amy fragte sich, ob Warren das wußte, doch wie sollte sie es in Erfahrung bringen, wenn er sich weigerte, mit ihr zu reden? »Weiß hier eigentlich jemand wie wenig verständi-gungsbereit Warren eigentlich ist? Und daß er jetzt nur meinetwegen zum Einlenken bereit ist? Was wird also geschehen, wenn ich nicht mehr hier bin?«
    »Was wollen Miss tun?«
    »Mir wird schon etwas einfallen«, sagte sie ungeduldig. Als sie aber merkte, wie wenig beeindruckt Taishi war, fügte sie rasch hinzu: »Machen Sie sich jetzt keine Gedanken darüber.
    Aber daß mich der Captain nicht sehen will, kommt daher, daß wir uns gestritten haben«, log sie einfach, weil nichts anderes Wirkung zeigte. »Sie wissen bestimmt, wie das ist. Er glaubt, ich wollte ihm nicht verzeihen, und deshalb will er mich nicht sehen. Dabei habe ich ihm längst verziehen. Ich brauche nur eine Gelegenheit, ihn davon zu überzeugen. Aber wie kann ich das, wenn man mich nicht zu ihm läßt?«
    Wieder schüttelte Taishi den Kopf und gab ihr zu verstehen, daß er ihr nicht glaubte. Nun gut, es war ein Versuch gewesen, und wenn sie weiter bei dieser Geschichte blieb, würde sie ihn am Ende vielleicht doch überzeugen. Aber jetzt war sie zu nie-dergeschlagen, um weiterhin freundlich zu dem kleinen Chinesen zu sein.
    »Da Sie so überaus zuvorkommend sind Taishi«, sagte sie betont ironisch, »könnten Sie mir frische Kleider bringen und eine Haarbürste? Und Wasser zum Waschen, verdammt noch mal. Wenn Sie für unser Wohlergehen zuständig sind, sollten Sie sich etwas mehr bemühen. Ich bin eine Geisel, keine Gefangene, und deshalb habe ich von Zeit zu Zeit ein Recht auf frische Luft. Sie werden dafür sorgen, nicht wahr?«
    »Wenn erlaubt, du sollen haben, Miss.«
    Sie glaubte, so etwas wie verletzten Stolz durchzuhören, wehrte sich aber gegen ein schlechtes Gewissen; es würde ihr nicht im Traum einfallen, sich zu entschuldigen. Schließlich war sie diejenige, der man unrecht getan, die man gegen ihren Willen hier eingesperrt hatte, um sie Gott weiß wohin zu entführen. Wo mochte die Vase überhaupt versteckt sein? In Amerika? Nun, sie

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