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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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das Messer unter ihren Ärmel und begann ihn aufzuschneiden, noch bevor sie den Kopf wieder drehte, um ihn anzustarren.
    »Oder was? Wollen Sie mich schlagen? Das tun Sie doch sowieso.«
    »Glaubst du etwa, es gibt keine anderen Methoden, dich noch mehr leiden zu lassen – genau wie sie es getan hat? Ich versichere dir, nur die anderen Huren hier unten werden deine Schreie hören.«
    O Gott, jede konnte die Qualen der anderen hören.
    Aber das wußte sie ja, sie hatte ja selbst schon die Schmerzenslaute gehört. Jetzt allerdings würden die anderen ihre hören.
    War das Absicht, wollte er damit das Entsetzen der anderen Frauen, die er hierhergebracht hatte, noch steigern? Offensichtlich stand hinter all seinen Taten eine Absicht, als ob er die gleiche Szene schon häufig auf dieser Bühne gespielt hätte. Es gab nur einen einzigen Bediensteten hier – und der war Ashford völlig ergeben.
    Niemand würde je erzählen, welch grauenhafte Dinge hier geschahen.
    Wie lange schon hatte Ashford dieses Leben führen können? Wie lange waren manche Frauen schon hier unten? Er peitschte Prostituierte so heftig aus, daß die Narben sie ihr Leben lang entstellten. Derek hatte es selbst gesehen. Aber diese Frauen waren wenigstens frei, nachdem er ihnen das angetan hatte. Was war jedoch mit den Frauen hier im Keller, die niemals hier herauskamen? Tat er ihnen noch schlimmere Dinge an?
    Sie mußte weiter mit ihm reden. Immer, wenn sie etwas sagte, hörte er auf, an ihr herumzufingern. Wäre es richtig, »sie« noch einmal zu erwähnen.
    »Sie haben mich Lord Malory gestohlen. Glauben Sie, er weiß das nicht und kommt Ihnen nicht auf die Schliche?«
    Er hielt inne. Eine Spur von Besorgnis zeigte sich in seiner Miene, aber er schüttelte sie schnell ab.
    »Mach dich nicht lächerlich«, verwies er sie. »Huren laufen ständig weg.«
    »Nicht, wenn sie es nicht wollen, und er weiß, daß ich das nie tun würde. Und er ist nicht dumm. Er weiß genau, wo er nach mir suchen muß. Ihre einzige Chance ist, mich gehen zu lassen.«
    »Wenn er kommt, bringe ich ihn um.«
    »Wenn er kommt, bringt er Sie um«, berichtigte sie ihn.
    »Aber das wissen Sie bereits, Lord Ashford. Es ist recht tapfer von Ihnen, so leichtfertig mit dem Tod zu spielen.«
    Er wurde blaß. »Ohne einen Beweis kann er gar nichts machen. Und er wird dich hier nie finden. Niemand kennt diesen Ort.«
    Offensichtlich hatte er auf alles eine Antwort. Derek zu erwähnen, nützte gar nichts. Er hatte Angst vor ihm, aber hier fühlte er sich sicher.
    Jetzt wandte er sich dem anderen Ärmel zu und schnitt ihn bis zur Schulter auf. Sie mußte es riskieren, noch einmal jene Frau zu erwähnen. Ihre Zeit war fast abge-laufen. Offenbar war das das einzige Thema, das ihn wirklich beunruhigte.
    »Haben Sie sie auch hierhergebracht?«
    »Halt den Mund!«
    Sie hatte ihn erschüttert. Das Messer glitt aus und schnitt ihr in den Arm. Sie zuckte zusammen, aber sie durfte sich jetzt nicht damit aufhalten. Zumindest hatte er sie nicht wieder geschlagen.
    »Warum hassen Sie sie so?«
    »Halt den Mund! Ich hasse dich nicht. Ich habe dich nie gehaßt. Aber du hättest nicht mit deinem Liebhaber weglaufen dürfen, als Vater herausfand, daß du eine Hure bist. Er hat mich verprügelt, weil du nicht da warst. Du hättest zulassen sollen, daß er dich umbringt.
    Du hast es verdient. Ich wollte es nicht für ihn tun, als ich dich fand, aber ich hatte keine andere Wahl. Du mußtest bestraft werden. Du verdienst es immer noch.«
    O Gott, er hielt jetzt sie selbst für diese andere Frau –
    war es seine Mutter? Er hatte sie umgebracht, und er würde sie immer wieder umbringen, um sie für ihre Sünden zu »bestrafen«, genau wie er für ihre Sünden bestraft worden war. Sie hatte sich gerade zu noch mehr Schmerzen verurteilt, als er ihr ohnehin zugefügt hätte
    – wäre sie nur nicht so dumm gewesen, seinen Wahnsinn zu wecken.

41
    Die Mietkutsche vor ihnen hatte angehalten. Dereks Kutsche fuhr daneben. »Warum halten wir an?« rief James hinaus.
    Nach
    einem
    kurzen
    Augenblick
    kam
    Artie
    zum
    Kutschenfenster, um mit ihnen zu reden. »Das da drü-
    ben ist das Haus, Captain, das, wovon ich Ihnen erzählt hab’, das Ashford ein paarmal besucht hat. Das ist der einzige andere Ort, den ich kenne, wo er mit dem Mädchen sein könnte, aber wahrscheinlich ist er doch nicht hier.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Henry nirgendwo zu sehen ist. Henry wär’ hier, wenn Ashford das Mädchen hergebracht hätte.

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