Malory
Außerdem sieht’s hier so verlassen wie immer aus. Ich würd’
sagen, hier ist meilenweit kein Mensch.«
James stieg aus, um sich das Haus und die Umgebung anzusehen. Derek und Anthony folgten ihm.
»Sieht
irgendwie
gespenstisch
aus«,
sagte
Anthony.
»Wohnt hier überhaupt jemand?«
Artie zuckte mit den Schultern. »Wir haben nie jemand gesehen, wenn wir hier waren.«
»Wir müssen trotzdem ins Haus«, sagte Derek. »Wenn das unsere letzte Hoffnung ist, gehe ich nicht eher weg, bis ich den letzten Winkel durchsucht habe.«
»Einverstanden«, erwiderte James und begann, Befehle zu geben. »Artie, sieh in der Umgebung und im Stall nach, ob da jemand ist. Tony, um Zeit zu sparen, solltest du versuchen, einen Hintereingang zu finden, der offen ist. Wenn keiner offen ist, brich eine Tür auf. Derek und ich versuchen es vorn an der Haustür.
»Warum probiert ihr es dort, während ich hintenherum gehen muß?« wollte Anthony wissen.
»Halt die Augen offen, Junge«, knurrte James. »Wir haben jetzt keine Zeit zu streiten.«
Anthony warf einen Blick auf Derek, hustete und erwiderte: »Sehr wohl.«
»Und macht schnell«, fügte James hinzu. »Ich bezweifle zwar, daß der Bastard hier ist, weil Henry nirgendwo zu sehen ist, aber es ist unsere letzte Hoffnung. Henry wird uns wahrscheinlich eine Nachricht schicken, wohin er gegangen ist, sobald er kann. Und dann müssen wir schnell zur Stelle sein.«
Er sagte das, um Derek zu beruhigen, aber es nützte nichts. »Dann« würde zu spät für das Mädchen sein.
»Na, es sieht so aus, als ob doch jemand da ist«, sagte Anthony auf einmal und starrte zum Haus. »Irre ich mich oder sehe ich da ein Licht auf dem Speicher?«
Und wirklich. Man konnte es zwar kaum erkennen, aber oben war ein Licht zu sehen. Damit waren sie sicher, daß das Haus nicht völlig unbewohnt war.
Sie trennten sich und gingen auf das Haus zu. Derek folgte seinem Kutscher zur Haustür. Sie war verschlossen, also mußte er eben klopfen.
James kam ein wenig langsamer nach. Er machte sich Sorgen um seinen Neffen; noch nie hatte er ihn so rasend vor Wut und so voller Tatkraft gesehen. Derek konnte nicht still stehen. Er wippte auf den Absätzen und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Noch einmal hämmerte er an die Tür.
»Henry ist ein guter Mann«, sagte James, während sie darauf warteten, daß die Tür aufging – oder nicht. »Wenn er Kelsey aus den Händen Ashfords befreien kann, tut er es. Vielleicht ist sie ja schon längt bei ihm.«
»Glaubst du das wirklich?«
Es tat weh, die Hoffnung zu sehen, die in Dereks Augen aufleuchtete. Ein Gentleman hegte normalerweise nicht solche Gefühle für seine Mätresse. Daß James ursprünglich vorgehabt hatte, seine Frau Georgina zu seiner Mätresse zu machen, war etwas anderes. Er hatte es ja auch nicht getan, sondern er hatte sie
geheiratet.
Aber
diese
kleine
Langton
gehörte
nicht zu denen, die man heiratete. Nicht, daß James das etwas ausmachte, wirklich nicht. Er hatte immer getan, was ihm beliebte. Aber der zukünftige Marquis of Haverston konnte sich diesen Luxus nicht erlauben.
Er würde ein ernstes Gespräch mit dem Jungen führen müssen, wenn das hier vorüber war. Oder besser noch mit Dereks Vater. Ja, sollte doch Jason seine Pflicht tun und seinem Sohn die unangenehmen Tatsachen vor Augen halten.
James konnte ihm nicht mehr antworten. Die Tür ging auf, und sie standen einem äußerst wütenden – wem oder was eigentlich? – gegenüber.
James war überall auf der Welt herumgekommen und hatte schon viel gesehen, aber selbst er schreckte zurück vor der mißgebildeten Kreatur, die auf der Schwelle stand. Aber sie konnte sprechen. Es war offensichtlich ein Mann und kein Mißgriff der Natur.
»Warum machen Sie so einen Krach, he? Sie haben hier nichts zu suchen .. «
»Ich bitte um Verzeihung«, unterbrach James ihn. »Sei ein guter Junge und tritt zur Seite. Wir müssen mit Lord David Ashford sprechen – und zwar sofort.«
Der Name überraschte den Kerl.
»Er ist nicht hier«, sagte er nur.
»Ich weiß es zufällig besser«, erwiderte James. Er bluffte natürlich, aber das erwies sich unter den gegebe-nen Umständen als nützlich. »Führ uns zu ihm, oder wir suchen ihn selbst.«
»Nein, das geht nicht, Gentlemen! Ich habe Anweisung, niemanden hereinzulassen – unter keinen Umständen.«
»Du wirst eine Ausnahme machen müssen .. «
»Das glaube ich nicht«, entgegnete der Mann zuversichtlich, und in der
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