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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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wußte jedoch nicht, ob es von ihr oder von ihm kam.
    Noch bevor sie aus ihrer Betäubung erwachte und die Augen
    aufmachte,
    sagte
    er
    mit
    gepreßter
    Stimme:
    »Nun, ich glaube, das war doch keine so gute Idee.«
    Sie hatte die Bedeutung seiner Worte noch gar nicht richtig erfaßt, da hatte er sie bereits wieder auf ihren Platz gesetzt und seine Hände von ihr gelöst, so daß sie annahm, es hätte etwas damit zu tun, daß sie auf seinem Schoß gesessen hatte. Sie traute sich nicht, ihn anzusehen, sondern versuchte, wieder Haltung zu gewinnen und gegen das tiefe Rot anzukämpfen, das auf ihren Wangen glühte.
    Als sie schließlich aufblickte, sah er selbst nicht viel besser
    aus.
    Er
    löste
    gerade
    sein
    Halstuch
    und
    rutschte auf den Polstern hin und her, als ob er auf Nadeln säße.
    Er sah die Verwirrung in ihren grauen Augen und versuchte zu erklären: »Wenn ich dich lieben will, Kelsey, dann in einem anständigen Bett, und nicht in einer unbequemen Kutsche, in der wir durchgeschüttelt werden.«
    »Waren wir gerade dabei, uns zu lieben?«
    »Ja, absolut.«
    »Ich verstehe.«
    Aber sie verstand keineswegs. Sie waren beide noch vollständig angezogen, und May hatte ihr doch ganz spöttisch erzählt, daß manche Männer ihre Frauen immer nur im Dunkeln und ohne sich das Nachtge-wand auszuziehen liebten, die meisten jedoch ihre Mätressen auf jeden Fall nackt sehen wollten.
    Kelsey beschloß, daß es wohl stimmen müsse, was Derek gesagt hatte – sie waren gerade kurz davor gewesen, sich zu lieben, was immer man darunter verstand.
    Sie hoffte allerdings, eines Tages, wenn sie sich wirklich liebten, alle Ratschläge und Warnungen, die May ihr mitgegeben hatte, zu verstehen. Im Moment jedoch fand sie alles nur verwirrend.

10
    Sie hielten vor einem Landgasthof in Newbury, um zu Mittag zu essen. Derek war schon oft hier gewesen, seit er den Besitz in Bridgewater übernommen hatte. Er wußte, daß das Haus sauberer war als die meisten anderen und daß vor allem das Essen ausgezeichnet war.
    Und vor allem verfügte der Gasthof über ein privates Speisezimmer für die Gäste, die es vorzogen, sich nicht unter die Einheimischen zu mischen; der Raum war so teuer, daß sich nur der Adel leisten konnte, ihn zu mieten. Außerdem wollte Derek, da er Kelseys Manieren noch nicht kannte, lieber nicht in Gesellschaft anderer feststellen, ob sie wie ein Schwein aß.
    Ihre Tischmanieren erwiesen sich jedoch als untadelig.
    In diesem Punkt würde er sich nie Gedanken machen müssen, wenn sie mit seinen Bekannten zu Abend essen sollten. Und er sah keinen Grund, sie völlig im verbor-genen zu halten, wenn er ihr in London eine Wohnung eingerichtet hatte. Es gab viele Orte, an die man eine Mätresse mitnehmen konnte, ohne Angst davor haben zu müssen, Damen aus den eigenen Kreisen zu begegnen, die sich durch eine Frau aus Kelseys Schicht und von ihrem Gewerbe beleidigt fühlen würden.
    In der Kutsche hatte er sie eine Zeitlang gemustert, während sie so tat, als merke sie es nicht. Sie hätte die Tochter eines Herzogs sein können, so aufrecht, wie sie dasaß. Ihre Kleider waren zwar nicht teuer, wären aber für die Reise bei jeder Dame passend gewesen.
    Ihre Kleidung hatte ihn überrascht, als sie die Treppe heruntergekommen war. Er hatte nicht erwartet, daß sie so wenig Ähnlichkeit mit einer Mätresse haben würde, noch dazu so früh am Morgen. Er würde ihr geeigne-tere Kleider kaufen müssen, wenn sie sonst nichts im Koffer hatte.
    Auch ihre tadellose Ausdrucksweise machte ihn fas-sungslos. Sie redete gewählter als die meisten Mitglieder der Gesellschaft, die häufig, wie auch er, halbe Sätze verschluckten.
    Dazu kam noch, daß Kelsey im Tageslicht eine Offen-barung war. Sie kam ihm viel hübscher vor als am Abend zuvor, wo sie vor lauter Nervosität so steif und verschreckt gewirkt hatte. Ihre Haut war makellos milchweiß, wodurch ihr Erröten nur noch deutlicher auffiel. Sie hatte schmale, geschwungene Augenbrauen über leicht mandelförmigen Augen, die durch dichte, schwarze
    Wimpern
    noch,
    ausdrucksstärker
    wurden.
    Hohe
    Wangenknochen
    betonten
    eine
    schmale
    Nase
    und ein zartes Kinn.
    Ihre schwarzen Haare waren von Natur aus gelockt, so daß sie nur wenig Mühe hatte, sie elegant zu frisie-ren. Heute trug sie sie hochgesteckt um den Kopf, der von schmeichelnden Strähnen und kleinen Löckchen umgeben war. Und diese sanften grauen Augen, die so sprechend dreinschauen konnten – voller Unschuld, zornig oder

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