Malory
daß dein illegitimer Sohn dein Erbe wird.«
Sein Gesicht wurde jetzt deutlich röter. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sie seine Familie kritisierte, das hatte er noch nie gemocht. Und zu sagen, daß die Malorys in zahlreiche Skandale verwickelt waren, konnte als Kritik aufgefaßt werden.
»Es wird keine Scheidung geben, Frances. Du kannst dich meinetwegen weiter in Bath verstecken, wenn du das vorziehst, aber du wirst meine Frau bleiben.«
Sie wurde wütend, weil das so typisch für ihn war. »Du bist der rücksichtsloseste, gemeinste Mensch, den ich je kennengelernt habe, Jason Malory. Ich möchte endlich mein eigenes Leben führen! Was kümmerst du dich schon um mein Wohlergehen? Deine Mätresse lebt mit dir unter einem Dach, eine Frau von niederer Herkunft, die du selbst dann nicht heiraten könntest, wenn du frei wärst, ohne einen viel größeren Skandal hervorzurufen, als ihn eine Scheidung mit sich bringen würde. Also spielt es für dich natürlich keine Rolle, wenn sich nichts ändert ... Warum siehst du mich so an? Hast du allen Ernstes geglaubt, ich wüßte nichts von Molly?«
»Und du hast wohl erwartet, ich bleibe keusch, wenn du kein einziges Mal in mein Bett kommst?«
Frances’ Gesicht glühte jetzt vor Scham, aber sie würde nicht zulassen, daß er ihr die Schuld für ihre katastrophale Ehe ganz allein aufbürdete. »Du brauchst nicht nach Entschuldigungen zu suchen, Jason. Molly war schon deine Geliebte, bevor du mich geheiratet hast, und du hattest von Anfang an die Absicht, sie auch danach zu behalten, wie du es ja auch getan hast. Mich hat das ganz bestimmt nie gestört, falls du das denken solltest. Im Gegenteil. Was mich betraf, so war ich sehr froh über ihre Gegenwart.«
»Wie großzügig von dir, meine Liebe.«
»Du brauchst gar nicht ironisch zu werden. Ich liebe dich nicht. Ich habe es noch nie getan. Und das weißt du auch ganz genau.«
»Das gehörte auch gar nicht zu unserer Vereinbarung.«
»Nein, natürlich nicht«, stimmte sie zu. »Und genau das war ja auch unsere Ehe immer für dich – eine Vereinbarung. Nun, und jetzt möchte ich sie auflösen. Ich habe jemanden kennengelernt, den ich wirklich liebe und den ich heiraten möchte. Und untersteh dich, mich zu fragen, wer er ist. Es sollte dir ausreichen, daß er ganz anders ist als du.«
Schon wieder war es ihr gelungen, ihn zu überraschen.
Sie wünschte, sie hätte Oscar heraushalten können, aber dadurch, daß sie ihn erwähnt hatte, begriff Jason zumindest, wie ernst es ihr war. Er sah immer noch nicht so aus, als ob er Vernunft annehmen würde. Natürlich, wie sollte er, so stur und verbohrt, wie er nun einmal war. Aber ihren letzten Trumpf hatte sie noch gar nicht ausgespielt. Eigentlich hatte sie gehofft, daß sie ihn nicht brauchen würde. Erpressung war schließlich etwas höchst Widerwärtiges. Aber sie hätte es besser wissen müssen, und außerdem wollte sie so dringlich aus dieser Ehe heraus, daß ihr jedes Mittel recht war –
einschließlich Erpressung.
»Ich habe dir gerade einen hervorragenden Grund gegeben, dich von mir scheiden zu lassen, Jason«, sagte sie ruhig.
»Du hast mir nicht zugehört...«
»Nein, du hast nicht zugehört. Ich wollte eigentlich nicht gemein werden, aber du läßt mir keine andere Wahl. Gib mir die Scheidung — oder Derek wird erfahren, daß seine Mutter gar nicht tot ist. Er wird erfahren, daß sie äußerst lebendig und die ganze Zeit über in Haverston gewesen ist – und in deinem Bett. Alle werden dein wohlgehütetes Geheimnis erfahren, Jason, wenn du nicht vernünftig bist. Welchen Skandal würdest du also vorziehen?«
15
Das Stadthaus war reizend, aber Kelsey nahm lieber nicht an, daß es ihr neues Zuhause sein sollte. Sie nahm lieber gar nichts mehr an. Und wenn es wirklich ihr neues Zuhause werden würde, dann besänftigte sie die Tatsache, daß es so hübsch und geschmackvoll eingerichtet war, auch nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt noch etwas besänftigen konnte nach den fünf schrecklichen Tagen, die hinter ihr lagen.
Dereks Kutscher war heute morgen, als Kelsey gerade zu ihrem täglichen Marsch in die Stadt aufbrechen wollte, in aller Frühe aufgetaucht. Sie dachte, er brächte ihr Nachricht von Derek, aber nein, der Mann sagte nur, er sei gekommen, um sie nach London zu bringen.
Keine Nachricht von Derek. Keine Erklärung, warum er sie fünf Tage lang einfach im Stich gelassen hatte. Der Kutscher konnte ihr nichts anderes mitteilen. Ihm
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