Malory
verbrachten, zumindest während der hektischen Londoner Saison. Und auf Amys und Warrens Hochzeit war er in Gedanken zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich Entschuldigungen auszudenken, damit er früh gehen und Kelsey wiedersehen konnte, um viel mit seinem Freund zu reden.
Am seltsamsten war, daß er einerseits gerne mit Nick über Kelsey geredet hätte, es aber andererseits doch nicht wollte.
Sie ähnelten sich sehr. Nick war ein paar Jahre älter und ein bißchen größer, seine Haare ein wenig dunkler, allerdings mit goldenen Strähnen, und seine Augen waren eher bernsteinfarben als braun. Nick war Viscount.
Auch Derek besaß diesen Titel, den er mit einem der Landgüter, die ihm überschrieben worden waren, erworben hatte, allerdings würde er eines Tages auch der vierte Marquis of Haverston werden.
Sie waren beide illegitim, und deshalb hatten sie sich auch in der Schulzeit miteinander angefreundet. In Dereks Fall war es eine bekannte Tatsache gewesen, in Nicks Fall ein Geheimnis.
Aber Nicholas wußte zumindest, wer seine Mutter war, beziehungsweise, er hatte es erfahren. Die Frau, die jeder für seine Mutter hielt, die Frau seines Vaters, verab-scheute ihn, wie er sie übrigens auch, und hatte ihm seine Jugend elend vermiest. Und dann hatte sich herausgestellt, daß ihre Schwester, Nicholas’ Tante, seine wirkliche Mutter war. Sie war immer für ihn dagewesen, aber wer sie in Wirklichkeit war, hatte er erst vor einigen Jahren herausgefunden.
Sie gingen beide unterschiedlich mit ihrer Illegitimität um. Als Nicholas dahintergekommen war, hatte es ihm schwer zu schaffen gemacht, aber dann hatte er Reggie geheiratet, der das vollkommen egal war. Derek dagegen hatte es immer schon gewußt, aber es hatte ihm nichts ausgemacht – jedenfalls nicht sehr viel. Schließ-
lich hatte er eine große Familie, die ihn so akzeptierte, wie er war. Nicholas war diese Unterstützung nicht zuteil geworden. Derek bedauerte allerdings, seine Mutter nie kennengelernt zu haben; wenigstens hätte er gern gewußt, wer sie war. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er sich vor Jahren getraut hatte, seinen Vater danach zu fragen, hatte dieser ihm einfach geantwortet, sie sei tot, deshalb sei es nicht weiter wichtig.
Nun gab Derek auf Nicholas Bemerkung hin zu: »Ich habe eine neue Mätresse.«
Nicholas zog eine Augenbraue hoch. »Berichtige mich, wenn ich mich irre, aber wolltest du nicht ein für allemal die Finger davon lassen?«
»Ja, aber dieses Mal sind die Umstände anders«, versicherte ihm Derek.
»Das denkt man immer – eine Zeitlang«, erwiderte Nicholas mit einem Anflug seines alten Zynismus.
Dann jedoch zuckte er die Schultern. »Na ja, genieße sie, solange du kannst. Der Reiz des Neuen wird schnell genug nachlassen, und dann suchst du nach Ersatz. Das ist mir bisher noch jedesmal passiert – na ja, zumindest, bis ich deine Cousine kennenlernte.
Ich hätte wissen müssen, daß ich mich verliebt habe, als ich die kleine Hexe nicht mehr aus dem Kopf bekam.«
»Nein, Nick, die Umstände sind dieses Mal wirklich anders. Tatsache ist, ich halte sie nicht nur aus, ich –
ähm – ich habe sie gekauft.«
Die Augenbraue wanderte wieder nach oben. »Wie bitte?«
»Ich habe sie gekauft«, wiederholte Derek und erklärte dann: »Sie sollte auf einer Auktion verkauft werden, und ich kam dazu und – habe sie gekauft.«
»Wieviel hast du für sie bezahlt?« fragte Nicholas.
»Du würdest es gar nicht wissen wollen.«
»Du lieber Himmel, paß bloß auf, daß dein Vater nichts davon erfährt.«
Derek zuckte bei dem bloßen Gedanken daran zusammen. »Ich weiß, aber es gibt keinen Grund, warum er davon erfahren sollte.«
Nicholas schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, sie war so schön, daß du einfach nicht widerstehen konntest.«
»Eigentlich hat eher Jeremy so auf sie reagiert. Der Bursche wollte sich das Geld von mir leihen, damit er auf sie bieten konnte. Er war fest entschlossen, bis ich ihn daran erinnerte, daß er eine Mätresse nirgendwo unterbringen könne.«
»Jeremy war also auch dabei?«
»Und Percy.«
»Und wo hat das Ganze stattgefunden? An einem unserer – hm – Lieblingsplätze?«
Derek mußte grinsen. Früher waren Nick, Percy und er meist zusammen losgezogen, aber dann war James mit Jeremy zurück nach England gekommen – und der gute alte Nick hatte sich selbst Handschellen angelegt.
»Nein«, erwiderte Derek. »Es war in dem neuen Eros-Haus, das aufgemacht hat, nachdem du dich aus
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