Malory
einer Sinneswand-lung geführt.«
»Die Umstände? Willst du damit sagen, daß du mich aus einem anderen Grund gekauft hast als dem, der auf der Hand liegt?«
»Na ja, eigentlich schon«, erwiderte er zögernd. »Ich konnte doch nicht zulassen, daß Lord Ashford dich bekommt, wo ich wußte, wie krankhaft pervers er ist.«
Kelsey schauderte innerlich, als sie merkte, von wem er redete. Mit Recht hatte sie gedacht, daß Ashford grausam aussähe. Offenbar war sie vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt worden, als sie sich hatte vorstellen können. Und sie schuldete diesem Mann Dank dafür.
»Ich bin dir dankbar, sehr, sehr dankbar, daß du das gemacht hast.«
»Keine Ursache, meine Liebe. Ich weiß jetzt, daß ich mein Geld gut angelegt habe.«
Wie erwartet, errötete sie. Derek lächelte.
Kelseys Neugier war jedoch noch nicht befriedigt, deshalb fragte sie weiter: »Mir ist aufgefallen, daß du unsere – Verbindung geheimhalten willst. Du hast dich zumindest in Bridgewater so verhalten. Wenn du aber doch nicht verheiratet bist, machst du es dann deshalb, weil es dir einfach lieber so ist?«
»Nein, ganz so ist es nicht«, erwiderte er. »Meine beiden jüngeren Onkel haben sich beide ziemlich skandalös aufgeführt, weißt du. Die Skandale, in die sie ständig verwickelt waren, haben meinen Vater ordentlich auf die Palme gebracht. Ich bin mit den Strafpre-digten, die er seinen Brüdern dauernd gehalten hat, aufgewachsen. Das macht einen vorsichtig, oder weckt zumindest den Wunsch, ihm nicht noch mehr Kummer zu machen, was Skandale angeht.«
»Und ich wäre ein Skandal?«
»Nein, überhaupt nicht – zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Es geht mir mehr darum, meinen Namen aus dem ganzen Klatsch herauszuhalten. Mein Vater
möchte
noch
nicht
einmal
unseren
eigenen
Dienstboten Anlaß zu Klatsch geben, weißt du.«
Sie nickte lächelnd, weil sie ihn nur zu gut verstand. Sie war genauso zur Umsicht erzogen worden. Oft genug hatten ihre Eltern selbst im heftigsten Streit plötzlich geschwiegen, wenn einer der Dienstboten das Zimmer betrat.
»Es tut mir leid, wenn ich so neugierig bin. Ich habe mich nur gefragt, ob das eine Auswirkung darauf hat, wie oft du mich besuchst.«
Er runzelte die Stirn, weil er gar nicht mehr daran gedacht hatte, daß er in dieser Hinsicht vorsichtig sein müßte, wie er das auch bei seiner vorigen Mätresse gewesen war. Sie tagsüber abzuholen und mitzunehmen, war kein Problem. Wenn er sie aber regelmäßig zu einer bestimmten Zeit für einige Stunden besuchte, würden sich die Leute sicher Gedanken machen. Er wollte aber verdammt noch mal sein Zusammensein mit Kelsey nicht nur auf ein paar gestohlene Stunden beschränken.
Also antwortete er ausweichend: »Das weiß ich jetzt noch nicht so genau. Mir fällt im Moment niemand ein, der hier in der Gegend wohnt, also warten wir einfach ab. Aber du mußt dich nicht wegen deiner Fragen entschuldigen, Liebes. Wie sollen wir uns sonst besser kennenlernen? Ich habe auch ein paar Fragen an dich.«
»Es ist mir ein Vergnügen, sie zu beantworten – wenn ich kann.«
»Hervorragend. Dann sag mir, warum du mit deiner außergewöhnlich guten Erziehung nicht in die Fuß-
stapfen deiner Mutter getreten und ebenfalls Gouvernante geworden bist? Ich bedaure zwar nicht, daß du den jetzigen Weg eingeschlagen hast, aber ich möchte doch wissen, warum.«
Kelsey seufzte innerlich. Durch ihre Fragerei hatte sie ihm die Möglichkeit gegeben, seinerseits Fragen zu stellen. Nun ja, jetzt hatte er diese Frage gestellt, und darauf war sie in etwa vorbereitet.
»Ich bin zu jung, um als Gouvernante arbeiten zu können. Die meisten Eltern wollen ihre Kinder nur einer reiferen Frau anvertrauen.«
»Hattest du keine andere Möglichkeit?«
»Keine, durch die ich an eine annähernd große Summe Geld gekommen wäre, um meine Schulden zu bezahlen.«
Er runzelte die Stirn. »Wie zum Teufel kommt jemand, der so jung ist wie du, an fünfundzwanzigtausend Pfund Schulden?«
Sie lächelte ein wenig. »Keine Ahnung. Es waren nicht meine Schulden, und sie waren auch nur halb so hoch.«
»Dann hast du einen ordentlichen Gewinn gemacht.«
»Nein, von dem Geld habe ich nichts bekommen. Der Besitzer des Hauses hat einen großen Teil der Summe dafür eingesteckt, daß er die Versteigerung arrangiert hat, und der Rest ... nun ja, wie ich schon sagte, davon mußten die Schulden bezahlt werden.«
Sie hoffte, er würde es dabei belassen, aber das tat er natürlich
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