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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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mit ruhigen, besonnenen Herrschaften? Hah, das wird ein bitteres Erwachen geben, wenn sich plötzlich das Blatt gegen ihn wendet - und nichts anderes hatte er verdient!
    »Nun, Georgina?«
    »Deine Familienoberhaupt-Allüren kannst du gleich bleiben lassen, Clinton. Ich habe nichts verbrochen, dessen ich mich schämen müßte. Die Umstände zwangen Mac und mich, uns unsere Heimreise durch Arbeit zu verdienen und deshalb mußte ich mich als Bursche verkleiden.«
    »Und wo pflegte dieser verkleidete Bursche zu schlafen?«
    »Der Kapitän hat mir freundlicherweise angeboten, seine Kabine mit mir zu teilen. Du hast das mit deinen Schiffsjungen doch auch immer gemacht, zu ihrem Schutz, stimmt's?
    Und er wußte ja nicht, daß ich ... eine ...«
    Ihr Blick schnellte hinüber zu James, ihre Augen weiteten sich und bekamen plötzlich einen ganz mörderischen Glanz, denn erst in diesem Augenblick dämmerte ihr die Bedeutung seiner Worte von vorhin. »Du Scheißkerl! Was heißt, du hättest mich nicht vergessen? Willst du damit etwa sagen, du hast die ganze Zeit über gewußt, daß ich eine Frau bin und daß du mir dein Erstaunen über meine Verkleidung nur vorgespielt hast?«
    Mit tödlicher Gleichgültigkeit erklärte James: »Ganz genau.«
    Jetzt gab es für Georgina kein Halten mehr. Mit einem wü-
    tenden Aufschrei stürzte sie auf James los und wurde in letzter Sekunde von Thomas eingeholt und festgehalten, während Warren sich vor James aufbaute und ihm seine Anklage ins Gesicht schleuderte:
    »Sie haben sie kompromittiert, geben Sie's zu?«
    »Ihre Schwester hat sich wie die letzte Hafennutte benommen. Sie hat als mein Schiffsjunge angeheuert, hat mir beim Ankleiden geholfen, sogar beim Baden, und das alles, ohne die geringsten mädchenhaften Zicken zu machen. Sie war schon kompromittiert, lange bevor ich Hand an sie gelegt habe.«
    »Großer Gott!« entfuhr es Warren. »Dann geben Sie also zu, daß Sie ... daß ...«
    Warren machte sich gar nicht erst die Mühe, zu Ende zu sprechen, geschweige denn James' Antwort abzuwarten.
    Zum zweiten Mal an diesem Abend ging sein Temperament mit ihm durch und er schleuderte seine Faust mit voller Wucht mitten in James' Gesicht. Und zum zweiten Mal wurde sein Angriff mit Leichtigkeit abgewehrt, doch diesmal setzte James zum Gegenschlag an und landete einen Hieb gegen Warrens Kinn, daß sein Kopf nach hinten flog. Aber Warren blieb immerhin, wenn auch ein wenig benommen, aufrecht stehen.
    »Warum versuchen Sie das nicht einmal bei mir, Malory?«
    Georgina traute ihren Ohren nicht. Clinton mischte sich in einen Faustkampf ein? Ausgerechnet Clinton?
    »Thomas, so unternimm doch was!« flehte sie.
    »Wenn ich sicher wäre, daß du dich nicht von der Stelle rührst, dann würde ich den Kerl eigenhändig festhalten, damit Clinton ihm die Fresse polieren kann.«
    »Thomas!« schnappte sie fassungslos nach Luft.
    Haben denn alle hier den Verstand verloren? Von den drei anderen hätte sie vielleicht so eine Antwort erwartet, aber von Thomas? Um Himmels Willen, Thomas verliert doch niemals die Fassung. Und Clinton mischt sich nie in Schläge-reien ein. Und da steht er jetzt, angriffslustig wie ein Stier, der einzige Mann im Raum, der älter ist als James, und vielleicht der einzige, der ihm gewachsen ist. Und James, diese Ausgeburt des Teufels, der stört sich offenbar nicht im geringsten daran, daß dieses ganze Inferno einzig und allein auf seine Kosten geht.
    »Heh du Nordstaatler, willst du es etwa mit mir aufnehmen?« stichelte er mit spöttisch herabgezogenen Mundwin-keln. »Ich warne dich, ich bin ziemlich gut in diesen Dingen.«
    Kühnheit? Spott? Der Mann war wohl ein Selbstmörder.
    Glaubte er etwa im Ernst, er würde es nur mit Clinton zu tun bekommen? Sicher, er kannte ihre Brüder nicht. Sie mochten sich zwar ständig untereinander bekriegen, aber gegen einen erklärten Feind würden sie aufstehen wie ein Mann.
    Die beiden älteren wendeten sich ab, doch schon nach wenigen Minuten war klar, daß James absolut kein Aufschnei-der war. Clinton hatte zwar einen Treffer landen können, doch James ein halbes Dutzend, die bei seinen steinharten Fäusten ihre Wirkung nicht verfehlten.
    Als Clinton nach einer rechten Geraden nach hinten taumelte, griff Boyd ein. Unglücklicherweise hatte Georginas jüngster Bruder nicht die geringste Chance, und war sich dessen auch sehr wohl bewußt, doch in dieser Situation scherte er sich einen feuchten Kehricht darum. Ein schneller Schlag von unten,

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