Malory
zu segeln, ein Abenteuer nach dem anderen zu überleben und sogar ein paar Seeschlachten auszutragen. Schließ-
lich kam er wieder nach England zurück, aber nicht nach Silverley. Er konnte nicht mit Miriam und ihrem Haß leben, mit ihren ständigen Drohungen, die Wahrheit über seine Geburt in alle Welt hinauszuposaunen.
Bis heute wußte außer der Familie und den Anwälten seines Vaters niemand etwas davon. Charles hatte Nicholas zu seinem rechtmäßigen Erben erklären lassen und daher die Anwälte unterrichten müssen. Es war nicht so, daß Nicholas den Hohn der Gesellschaft nicht ertragen würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Darauf hatte er sich längst vorbereitet. Aber sein Vater hatte sich die größte Mühe gegeben, seinen Fehltritt geheimzuhalten, um den Namen der Familie zu schützen. Er wollte dem Ruf seines Vaters nicht im nachhinein Abbruch tun.
Doch er konnte Miriam nicht vertrauen. Es war möglich, daß sie eines Tages den Mund aufmachte. Aus diesem Grund hatte er nicht das Recht, ein Mädchen aus einer guten Familie zu heiraten, denn die Gesellschaft würde seine Frau ächten, wenn Miriam sich entschloß, diesen Verrat an ihm zu begehen.
Nein. Regina Ashton war nichts für ihn. Er hätte alles gegeben, um sie zu besitzen, das gestand er sich ein. Aber er würde auch alles tun, um sie nicht heiraten zu müssen.
Dem Grauen, das ihr bevorstünde, wenn sein Geheimnis je enthüllt würde, durfte er sie nicht aussetzen. Er mußte einen Ausweg finden.
12.
»Es tut mir leid, daß Sie auf mich warten mußten, Mylord.«
Nicholas wirbelte beim Klang ihrer Stimme herum. Bei ihrem Anblick zuckte er zusammen. Er hatte vergessen, wie unglaublich schön sie war. Zögernd trat sie auf die Türschwelle, wirkte ein wenig furchtsam. Ihre Kusine Clare stand hinter ihr. Sie war groß und blond wie die meisten Malorys, und sie war auch recht hübsch, aber neben Reginas exotischer Schönheit verblaßte sie.
Wieder war er schockiert, als er spürte, daß sein Körper sich von Reginas Anblick hinreißen ließ. Verdammt und zum Teufel. Er würde dieser Verlobung ein baldiges Ende setzen müssen, denn andernfalls würde er mit ihr schlafen.
Sie blieb weiterhin in der Tür stehen, und er sagte:
»Komm schon, ich beiße dich nicht, Liebling.«
Sie errötete bei diesem Kosenamen. »Du hast meine Kusine Clare noch nicht kennengelernt«, sagte sie, während sie zögernd näher trat.
Er ließ sich ihr vorstellen und sagte dann zu Regina:
»Derek hat gerade mein Gedächtnis aufgefrischt. Du hättest mir sagen sollen, daß wir uns schon früher getroffen haben.«
»Ich hätte nicht geglaubt, daß du dich noch daran erinnerst«, murmelte Regina, die äußerst verlegen war.
»Glaubst du wirklich, ich könnte es vergessen, wenn mir jemand Pudding auf den Schoß kippt?« In gespieltem Erstaunen zog er die Brauen hoch.
Sie lächelte trotz ihrer Nervosität. »Ich kann nicht sagen, daß ich es bereue. Du hattest es verdient.«
Als er das Funkeln in ihren kobaltblauen Augen sah, fragte er sich, wie er ihr je weismachen sollte, daß er sie nicht haben wollte, wenn er sie doch in Wirklichkeit so heiß begehrte. Sie begeisterte ihn in jeder Hinsicht. Allein ihr Anblick reichte schon aus, um sein Blut in Wal-lung zu bringen. Er spürte den übermächtigen Drang, sie zu küssen, die Süße ihrer Lippen wieder zu schmecken, den Puls zu spüren, der in ihrer Kehle schlug. Der Teufel sollte sie holen, aber sie war einfach zu reizvoll.
»So, Kinder, jetzt kommt schon«, sagte Derek spöttisch. »Ist es zu fassen? Ich gehe wirklich zu einem Nach-mittagskonzert - und noch dazu als Anstandsdame.
Wenn das dem Faß nicht den Boden ausschlägt!« Kopf-schüttelnd erschien er in der Tür.
Nicholas wollte mit Regina verstohlen ein paar Worte unter vier Augen wechseln, aber ihre Kusine Clare machte ihm das absolut unmöglich. Ihr kritischer Blick fixierte sie beide unablässig. Er seufzte und hoffte nur, daß Derek es fertigbringen würde, später etwas zu arrangieren.
Regina schien während der Fahrt zu den Vauxhall Gardens ungewöhnlich gut aufgelegt zu sein. Ihr ständiger Redefluß beschränkte sich auf ein unsinniges Geplauder mit ihrem Vetter und ihrer Kusine. Waren es die Nerven, oder war sie wirklich so glücklich? Er genoß es, sie zu beobachten. Freute sie sich wirklich auf diese Heirat?
Warum hatte sie ihren Onkeln gesagt, daß sie ihn haben wollte? Warum ausgerechnet ihn?
Reggie war erstaunt darüber, wie freundlich
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