Malory
wäre dir auch egal, wenn du wüßtest, daß ich von anderen Männern zu den gesellschaftlichen Ereignissen begleitet wurde, die ich auf Wunsch meiner Vettern besuchen mußte?«
»George Fowler?«
»George, Basil, William...«
»Hüte dich, oder ich fange an zu glauben, daß du zur Vergeltung meine Eifersucht wecken willst.«
»Vergeltung? Ach so, ich verstehe, du mißt mich an deinem eigenen Verhalten. Wie amüsant, Nicholas! Bloß, weil du andere Frauen faszinierend findest...«
»Zum Teufel, Regina!« Nun riß ihm endlich die Geduld.
»Warum hüllst du deinen Ärger in höflichen Unsinn?
Schrei mich ruhig an!«
»Führe mich nicht in Versuchung.«
»Aha!« rief er triumphierend aus. »Ich dachte schon fast, du seist temperamentlos.«
»Ach, Nicholas!« Reggie lachte leise. »Erwartest du etwa von mir, daß ich dich als einen miesen, widerlichen Kerl beschimpfe und dir unter Tränen schwöre, ich würde dich selbst dann nicht heiraten, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst, und so weiter?«
Nicholas starrte sie wütend an. »Du machst dich über mich lustig?«
»Wie kommst du denn darauf?« fragte sie mit einem so unschuldigen Gesicht, daß er ihre Schultern packte und sie schütteln wollte. Aber ihre fantastischen blauen Augen wurden vor Erstaunen größer, während sie ihre Hände hob und auf seine Brust legte. Nicholas errötete glühend.
Er trat zurück. »Der Zeitdruck zwingt mich, plump und direkt zu sein, Regina«, sagte er kühl. »Ich habe dich schon früher aufgefordert, diese Farce von einer Verlobung zu lösen, und jetzt fordere ich dich noch einmal dazu auf. Nein, ich bitte dich darum. Ich will dich nicht heiraten.«
Sie senkte ihre Lider und richtete ihren Blick fest auf seine funkelnd polierten Schaftstiefel. »Du willst mich also - in keiner Weise? Noch nicht einmal als deine Geliebte?«
Diese Frage entfesselte ein Chaos in ihm, aber er erwiderte nur: »Du würdest zweifellos eine gute Mätresse abgeben.«
»Aber du bist nicht daran interessiert?«
»Nicht mehr.«
Sie wandte ihm den Rücken zu, mit hängenden Schultern, eine niedergeschlagene kleine Gestalt. Nicholas mußte seine gesamte Willenskraft bis auf den letzten Rest aufbieten, um nicht die Arme auszustrecken und sie an sich zu ziehen. Er wollte alles zurücknehmen. Aber es war besser für sie, wenn sie eine Zeitlang an ihrer Enttäuschung litt und ihn dann vergaß. Er konnte nicht zulassen, daß diese bezaubernde Frau einen Mann von illegitimer Geburt heiratete.
»Ich dachte wirklich, ich könnte dich glücklich machen, Nicholas.«
»Das kann keine Frau, Liebling, jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.«
»Dann tut es mir leid. Es tut mir wirklich leid.«
Er rührte sich nicht von der Stelle. »Du wirst mich also aufgeben?«
»Nein.«
»Nein?« Er zuckte ungläubig zusammen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
»Das Wort ›nein‹ heißt...«
»Ich weiß selbst, was dieses verdammte Wort bedeutet!«
Endlich drehte sie sich um. »Du brauchst mich nicht anzuschreien.«
»Du willst wohl wieder förmlich werden?« rief er, und seine Wut ging mit ihm durch.
»Unter den gegebenen Umständen - ja«, antwortete sie barsch. »Du brauchst nichts weiter zu tun, als nächste Woche London zu verlassen. Ich versichere dir, daß ich stark genug bin, die Demütigung zu ertragen, abgeschoben zu werden.«
»Ich habe mein Wort gegeben!« rief er entrüstet aus.
»Ach ja, das Wort eines Gentleman - der nur dann ein Gentleman ist, wenn es ihm in den Kram paßt.«
»Ich bürge für mein Wort.«
»Dann mußt du eben dazu stehen.«
Sie wollte davongehen, aber er hielt sie am Arm fest. »Tu das nicht, Regina«, warnte er sie. »Du wirst es bereuen.«
»Das tue ich bereits jetzt«, lautete die geflüsterte Antwort. Er wich zurück.
»Warum tust du es dann?« fragte er verzweifelt.
»Ich - ich muß es tun«, antwortete sie.
Er ließ ihren Arm los und trat zurück. Sein Gesicht war eine Maske des Zorns. »Dann soll dich doch der Teufel holen! Ich werde dir kein Ehemann sein, das schwöre ich dir.
Wenn du darauf bestehst, diese Farce weiterzuspielen, dann wirst du genau das bekommen - eine Scheinehe.
Viel Glück.«
»Das ist doch nicht dein Ernst, Nicholas.« In ihren Augen standen Tränen.
»Ich gebe dir mein Wort darauf. Und eine letzte Warnung - komm nicht in die Kirche!«
19.
»Oh, jetzt weine nicht mehr, mein Süßes«, flehte Meg.
»Deine Kusinen werden jeden Moment da sein und dir beim Ankleiden
Weitere Kostenlose Bücher