Malory
danach nie wieder nach Hampshire zurück. Onkel Edward kümmerte sich um das, was noch von dem Anwesen übrig war, auch um das Erbe, das mir mein Vater hinterließ.«
»Ja, eine recht ansehnliche Summe, fünfzigtausend Pfund, und hat sich, wie er nur zu gern hervorhebt, dank seiner geschickten Investitionen verdreifacht, was für dich auf ein beträchtliches Jahreseinkommen hinausläuft.«
»Gütiger Himmel, bist du deshalb etwa auch wütend?«
»Ich bin kein Mitgiftjäger!«
»Himmel noch mal, wer würde dir das, wenn er auch nur halbwegs bei klarem Verstand ist, unterstellen? Du bist ja auch nicht direkt der Ärmste.«
»Es ist kein Geheimnis, daß ich dein Grundstück haben wollte. Ich nahm an, es würde dem Earl von Penwich ge-hören, da er der letzte war, der dort gelebt hat.«
»Das war mein Vater, nicht der jetzige Earl. Aber da das Land von Seiten meiner Mutter kam, ist es nicht an Penwich gegangen, sondern an mich. Das war der Wunsch meiner Eltern.«
»Das weiß ich inzwischen auch! Dein Onkel Edward fand es komisch, mir beim Verlassen der Kirche mitzuteilen, ich bräuchte mir nicht länger Gedanken über einen Kauf dieses Grundstücks zu machen. Er konnte es gar nicht abwarten, mir das zu erzählen. Um mir eine Last von der Seele zu nehmen, hat er gesagt. Verdammter Mist!
Weißt du, wie das aussieht?«
»Ist dir klar, daß du mich beleidigst?«
Er besaß den Anstand, überrascht zu wirken. »Ich wollte damit nicht andeuten...«
»Natürlich nicht. Das ist es also, worüber du dich be-schwerst, stimmt's? Daß die Leute sagen werden, du hättest mich wegen meines Erbes geheiratet? Wenn das so ist, vielen Dank. Ich wußte gar nicht, daß darin meine einzige Chance lag, einen Mann zu bekommen.«
Er zog die Brauen zusammen und sagte kühl: »Willst du wirklich darüber diskutieren, wie du einen Mann bekommen hast?«
Ihre Augen sprühten blaue Funken, und einen Moment lang fürchtete Reggie, sie könnte ihre gesamte Selbstbeherrschung verlieren. Es gelang ihr mit Mühe, den Mund zu halten, und Nicholas nahm Abstand davon, sie zu verspotten. Beide waren erleichtert, als sie feststellten, daß die Kutsche im selben Augenblick hielt.
Er sprang aus dem Wagen und half ihr heraus. Doch sobald sie auf dem Boden stand, stieg er wieder ein. Sie starrte ihn an und riß ungläubig ihre Augen auf. »Das kannst du doch nicht tun!«
Er sagte bitter: »Das dürfte dich nicht überraschen.
Ich bin trotz allem ein Mann, der zu seinem Wort steht.«
»Du kannst mich doch nicht einfach hier lassen -
nicht heute nacht.«
»Heute, morgen - was macht das für einen Unterschied?«
»Du kennst den Unterschied sehr wohl.«
»Ach so, ja, die Hochzeitsnacht. Aber wir hatten unsere doch schon, oder etwa nicht, Liebling?«
Sie schnappte nach Luft. »Wenn du das tust, Nicholas«, sagte sie mit bebender Stimme, »dann schwöre ich dir, daß ich dir nie verzeihen werde.«
»Wenn wir uns beide an unsere Eide halten, ist ja alles bestens. Du hast, was du wolltest. Du trägst meinen Namen. Jetzt überlasse ich dir mein Heim. Wo steht geschrieben, daß ich es mit dir teilen muß?«
»Du erwartest von mir, daß ich hierbleibe, während du so weiterlebst wie bisher, dich in London aufhältst und...«
Er schüttelte den Kopf. »London ist zu nah für unsere Abmachung. Nein, ich werde England ganz verlassen. Ich wünschte, ich hätte das schon getan, ehe wir uns kennen-lernten.«
»Nicholas, das kannst du nicht tun. Ich bin...«
Reggie unterbrach sich, ehe sie das einzige sagte, was dazu hätte führen können, daß er seine Meinung änderte.
Ihr Stolz setzte sich beharrlich durch. Sie würde nicht den Weg einschlagen, den Tausende von anderen Frauen vor ihr eingeschlagen hatten, um ihre Männer zu halten.
Wenn er nicht bleiben wollte, weil er...
»Was bist du, Liebling?«
»Deine Frau«, sagte sie.
»Das bist du allerdings«, stimmte er zu, und sein Mund zog sich zu einem schmalen Strich zusammen. »Aber du erinnerst dich sicher, daß ich dich nicht darum bat, meine Frau zu werden, und daß ich dich davor warnte, mich zu dieser Eheschließung zu drängen. Ich habe mich in diesem Punkt immer sehr deutlich ausgedrückt, Regina.«
Dann schloß er die Kutschentür und pochte gegen das Dach, um dem Kutscher ein Signal zu geben. Reggie starrte ihm ungläubig nach, als sich das Fahrzeug in Bewegung setzte. »Nicholas, komm zurück!« rief sie. »Wenn du weggehst... Nicholas! Oh! Ich hasse dich! Ich hasse dich!«
rief sie in
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