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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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ausgesucht hatte.
    »So dick wie das Buch ist, dürfte es bis Weihnachten dauern, es zu Ende zu lesen«, meinte Warren, als er sich auf eine Couch setzte, auf den Platz neben sich klopfte und Amy zunickte.
    »Dann war es ein Glück, daß wir es vorzeitig geöffnet haben, hm?« Jeremy grinste.
    »Ich könnte jetzt nicht schlafen gehen, nicht nach diesem ›Verurteilt uns nicht, lernt aber vielleicht aus unseren Fehlern‹«, bekannte James. »Das macht doch verdammt neugierig.«
    »Ich finde, wir sollten zuerst die Älteren wecken«, schlug Anthony vor.
    James nickte. »Ganz meiner Meinung. Du weckst sie auf, während ich versuche, noch eine Flasche Brandy aufzutreiben. Ich hab’ so das Gefühl, das wird eine verdammt lange Nacht.«

Kapitel Zehn
    E s gab vier große Wagen in der Karawane. Drei davon sahen beinahe wie kleine Häuser auf Rädern aus; sie waren ganz aus Holz gebaut, einschließlich des leicht geschwungenen Daches. Eine Tür gehörte dazu und Fenster mit bunten Vorhängen. Manche Wagen waren sehr alt und zeugten vom hohen Stand damaliger Handwerkskunst. Sogar der vierte Wagen konnte sich mit ihnen messen, obwohl er nur ein einfacher Versorgungswagen war.
    Wenn die Karawane abends an den Rand einer Straße fuhr, damit man das Lager für die Nacht aufschlagen konnte, wurden aus dem vierten Wagen die Zelte und die großen Kessel geholt. Jeweils drei Eisenstangen wurden über den Lagerfeuern so aufgestellt, daß sie die schweren Kessel samt Inhalt, meistens eine nahrhafte Suppe oder ein Eintopfgericht, tragen konnten. Bald darauf verbreitete sich im Lager die Atmosphäre eines kleinen, einladenden Dorfes. Angenehme Düfte, lachen und Klänge fröhlicher Musik schwebten zu den umliegenden Wäldern hin.
    Der größte Wagen gehörte dem barossan, dem Führer Iwan Lautaru. Seinen Wagen umgaben die Zelte seiner Familie, der Schwestern seiner Frau, ihrer Mutter, seinen Schwestern und seinen unverheirateten Töchtern.
    Der zweitgrößte Wagen gehörte Iwans Sohn Nicolai.
    Er war bereits auf Zuwachs gebaut worden, so daß die Frau, die er einmal heiraten würde, einziehen konnte.
    Und das war vor sechs Jahren. Doch diese Frau gab es noch nicht. Die Vorzeichen dafür stünden nicht gut, verkündete Maria Stephanowa, die alte Frau, die im dritten Wagen wohnte. Zuerst verlangte sie, die Hochzeit müsse an einem bestimmten Tag im Jahr stattfinden, um Früchte zu tragen, dann erklärte sie jedes Jahr erneut, daß das Omen für diesen bestimmten Tag nicht gut stünde, sehr zum Ärger Nicolais.
    In der kleinen Karawane lebten sechs Familien, das waren insgesamt sechsundvierzig Personen, einschließ-
    lich der Kinder. Soweit es möglich war, heirateten sie untereinander, aber manchmal standen weder genü-
    gend Bräute noch heiratsfähige Junggesellen zur Verfügung. Wenn das der Fall war, traf man sich mit einer anderen Karawane und hoffte, junge Männer und Mädchen zu finden, die vor dem gleichen Problem standen. Auf ihren Reisen trafen sie natürlich mit un-zähligen jungen Leuten zusammen, aber die Ehever-handlungen scheiterten, wenn es sich um Außenseiter oder Gajos handelte, da ein Reinblütiger eine Ehe mit einem Fremden niemals in Betracht ziehen würde.
    Auch Iwan verlor allmählich die Geduld, als sich die Heirat seines Sohnes immer weiter hinauszögerte. Er hatte bereits den Brautpreis für Nicolais zukünftige Ehefrau bezahlt. Sein Wort war Gesetz, doch würde er sich Maria Stephanowa niemals widersetzen. Sie bedeutete das Glück, das gute Schicksal. Marias Weissagung zu mißachten, würde den Tod bedeuten. Daran glaubte er fest. Seinem Sohn konnte er also keine andere Braut zufuhren. Nur Marias Enkeltochter kam in Betracht, ihre einzige lebende Verwandte, die einzige, die ihnen weiterhin Glück bringen konnte, wenn Maria nicht mehr am Leben war.
    Heute nacht schlugen sie das Lager wie so oft an einem Stadtrand auf. Niemals kampierten sie zu nahe an einer Stadt, aber gerade nahe genug, um von den Städtern erreicht zu werden und umgekehrt. Am Morgen würden die Frauen in die Stadt gehen und an jeder Haustür klopfen. Sie boten billigen Schmuck feil, kunstvoll ge-flochtene Körbe oder ihre Dienste als Wahrsagerin, die sehr begehrt waren.
    Außerdem priesen sie die Handwerkskunst ihrer Männer an, die zu den besten Wagenbauern der Welt zählten. Alles, was sie verdienten, wurde untereinander geteilt, da ihnen Besitz und Eigentum fremd waren. Aus diesem Grund kamen einige der Frauen manchmal auch mit ein oder

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