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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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waren extrem teuer, ja, aber es wird auch immer schwieriger, Bauern zu finden, die hier arbeiten wollen. Das lächerliche Gerücht, daß es in Haverston spukt, geht immer noch um, und daher will niemand im Haus bleiben.«
    Christopher rollte die Augen zum Himmel. »So ein Unsinn.«
    »Oh, was du nicht sagst«, warf Walter Keats ein. »Das erste Interessante, das ich höre, seitdem wir hier sind.
    Wer soll denn derjenige sein, der Haverston heim-sucht?«
    Walter war mit achtundzwanzig der jüngste der drei Freunde, und er war es auch, der bei dem Gedanken an die Ehe von Schauder erfaßt wurde. Seine gepuder-te Perücke war verrutscht, nachdem er sich zerstreut am Kopf gekratzt hatte. Obwohl man Perücken neuerdings oft nur noch zu offiziellen Anlässen trug, behielt Walter die Gepflogenheiten des älteren Adels bei und verließ sein Ankleidezimmer niemals ohne diese falsche Haartracht. Im Grunde genommen war dies nur Eitelkeit, nichts weiter, denn sein schlichtes braunes Haar verlieh ihm nicht die Eleganz einer sorgfältig ge-puderten Perücke, die das lebhafte Grün seiner Augen unterstrich.
    »Wer?« fragte Whipple den jungen Lord verdutzt, als ob er nicht mit dieser Unterbrechung gerechnet hätte.
    Dabei blieb es auch, denn Christopher forschte nicht weiter nach und ließ es bei Whipples Begründung be-wenden.
    »Ja, wer?« bestand Walter und machte den Verwalter zum Mittelpunkt. »Wenn es in einem Haus spukt, dann muß es schließlich auch einen Geist geben, oder?«
    Whipple wurde nun puterrot. »Ich weiß es nicht, Lord Keats. Dem abergläubischen Geschwätz der Bauern messe ich keine Bedeutung bei«, entgegnete er steif.
    »Und es spielt auch keine Rolle«, fügte Christopher hinzu. »Hier gibt es keine Geister.«
    Walter seufzte. »Ein Holzklotz bist du, Kit. Wenn mein Haus so alt wäre und sich in seinen Mauern eine blutrünstige Geschichte abgespielt hätte, dann würde ich das verdammt noch mal wissen wollen.«
    »Ich betrachte es nicht als mein Zuhause, Walter.«
    »Wieso nicht?«
    Christopher zuckte gleichgültig mit den Achseln.
    »Das Stadthaus in London ist immer mein Zuhause gewesen. Das Haus hier ist nur ein Haus . . . eine Belastung.«
    David Rutherford schüttelte den Kopf. »Wer außer Kit würde dieses Haus nur als Haus bezeichnen?
    Schön, es sieht ein wenig düster aus, wenn ich das sagen darf, aber es ließe sich so viel daraus machen.«
    David war mit seinen dreißig Jahren des Lebens noch nicht so überdrüssig wie Christopher mit zweiunddrei-
    ßig. Er sah blendend aus mit dem schwarzen Haar und den sehr hellen blauen Augen, und sein größtes Interesse galt im Augenblick den Frauen, obwohl er für alles aufgeschlossen war, besonders für Unternehmungen, bei denen Abenteuer oder gar Gefahren zu erwarten waren.
    Christopher wünschte, er könnte ebenso empfinden, aber seit dem vergangenen Jahr hatte ihn eine merkwürdige Müdigkeit gepackt, und er schien an nichts, aber auch an gar nichts mehr Gefallen zu finden. Er war zu dem Schluß gekommen, daß ihn das Leben nicht mehr fesselte. Die Langeweile lastete schwer auf seinem Gemüt.
    Seine Eltern verstarben, als er noch ziemlich jung war, und da er keine anderen Verwandten hatte, wurde er von der Verwalterfamilie und den Dienstboten groß-
    gezogen, die ihm vielleicht eine andere Einstellung zu den Dingen gaben. Er konnte den Beschäftigungen, denen seine Freunde nachgingen, keinen Spaß abge-winnen. Im Grunde genommen machte ihm kaum etwas in seinem Leben Freude, und die ersten Anzeichen der Schwermut zeigten sich.
    »Wollte man die Möglichkeit nutzen, die Haverston bietet, wäre dies mit einem großen Aufwand an Zeit und an Zuwendung verbunden«, erwiderte Christopher müde.
    »Zeit hast du«, wandte Walter ein. »Dann mangelt es an Zuwendung.«
    »Genau«, erwiderte Christopher und verzog dabei das Gesicht, als hoffe er, das Gespräch damit zu beenden, aber um sicherzugehen, setzte er noch hinzu: »Wenn ihr zwei mich jetzt bitte entschuldigt, ich habe hier einiges zu erledigen. Ich möchte gerne noch vor dem Herbst nach London zurückkehren.«
    Da diese Jahreszeit erst in einem guten Monat begann, war sein Sarkasmus nicht zu überhören. Die beiden jüngeren Herren tauschten gekränkte Blicke und kehr-ten wieder zu ihren Klatschgeschichten zurück. Aber kaum überprüfte Christopher den nächsten Eintrag im Kontobuch, als der Butler eintraf und unerwarteten Besuch aus Havers Town meldete.
    Der Bürgermeister, Reverend Biggs und Mr.

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