Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
Vom Netzwerk:
weiß ich mit Sicherheit. Aber wenn du oder die Deinen einmal meine Hilfe brauchen, wirst du sie bekommen.«
    Ein unmögliches Versprechen, Hilfe aus dem Jenseits anzubieten, und doch bereitete es Anastasia großen Trost. Sie erwiderte den Druck der Hand und scherz-te, um keine Traurigkeit aufkommen zu lassen:
    »Du wirst alle Hände voll zu tun haben, um die vielen hübschen Engel abzuwehren, die schon auf dich warten.«
    »Pah! Was kümmern mich die Engel, wenn ich doch nur Ruhe und Frieden suche.«
    »Ausgezeichneter Standpunkt«, sagte Sir William, als er sich zu ihnen ans Feuer gesellte. »Außerdem wird sie auf mich warten und die Engel links liegenlassen, für die es natürlich eine herbe Enttäuschung sein wird.« Er beugte sich zu Maria und ließ eine Hand-voll Wiesenblumen in ihren Schoß fallen. »Guten Abend, meine Liebe.«
    Anastasia lächelte, als Maria bei dem anbetungsvollen Blick des Engländers wie ein junges Mädchen errötete.
    Ein weiterer Grund, warum sie William so mochte. Er tat ihrer Großmutter wohl, er verschönte ihr die letzten Tage ihres Daseins. Dafür würde sie ihm stets dankbar sein.
    Er blieb nicht lange, da er es sich nicht nehmen ließ, Marias Zugpferde mehrmals am Tag zu versorgen.
    William war noch nicht ganz bei den Pferden ange-langt, als unerwartete Besucher im Lager erschienen.
    Der Anblick war beeindruckend. Es waren drei herangaloppierende Reiter, die wie auf ein Kommando zum Stehen kamen, wobei eines der Pferde, ein großer brauner Hengst, wütend schnaubte, weil er in vollem Lauf angehalten wurde – wenn man die stampfenden Hufe, das Aufwerfen des Kopfes und schließlich das Aufbäumen auf die Hinterbeine als Zeichen dafür nehmen konnte.
    Sein Reiter jedoch parierte ihn gekonnt und brachte den Hengst in wenigen Augenblicken zum Stillstehen.
    Anastasias Augen hefteten sich an den Mann, der dieses mächtige Roß mit so leichter Hand zügelte. Zum ersten Mal in ihrem Leben faszinierte sie der Anblick eines Mannes.
    Er war ungewöhnlich groß und breitschultrig, das Haar blond und ungepudert. Die Hälfte der Engländer, die sie getroffen hatte, trugen Perücken, Männer wie Frauen, und viele davon waren gepudert. Aber wenn diese dichte, zurückgebundene goldene Mähne eine Perücke war, dann war dies ein Meisterstück, dem nur die kleinen Ringellocken an den Schläfen fehlten, die die Engländer so elegant fanden.
    Er sah unwahrscheinlich gut aus, jedenfalls in Anastasias Augen. Wie gebannt starrte sie den Mann an. Maria war der Blick ihres Schützlings nicht entgangen.
    »Dann hast du heute schließlich doch einen gefunden.«
    »Er könnte verheiratet sein«, wandte Anastasia mit schwacher Stimme ein.
    »Nein«, sagte Maria bestimmt. »Dein Glück steht vor dir, mein Kind. Halte es mit beiden Händen fest, bevor eine der anderen Frauen seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt und du ihn ihren Armen entreißen mußt. Sie hätten sich bereits auf ihn gestürzt, wenn er nicht auf einem so gefährlichen Tier säße. Fürchte sein Pferd nicht, er wird darauf achten, daß es dir nichts tut.«
    Anastasia zweifelte nicht an Marias Worten, das tat sie nie. Sie nickte abwesend und schritt zur Mitte des Lagers, wo die Fremden neben dem größten Lagerfeuer stehengeblieben waren. Iwan saß dort und war aufge-sprungen, als er die Eindringlinge bemerkte. Der blonde Engländer richtete sich daher mit seinem Anliegen an ihn. Beim Näherkommen lauschte Anastasia den Worten der beiden.
    »Ihre Leute halten sich unbefugt auf meinem Land auf.
    Ich will Ihnen zugute halten, daß Ihnen dies nicht be-wußt war, aber jetzt, da ich Sie davon in Kenntnis gesetzt habe, werden Sie es verlassen müssen ...«
    Iwan unterbrach ihn rasch, bevor die Aufforderung des blonden Reiters unwiderrufbar wurde. »Wir haben eine alte Frau bei uns, die schwer krank ist. Sie kann noch nicht Weiterreisen.«
    Dieser Vorwand war schon oft benutzt worden, wenn man ihnen befohlen hatte weiterzuziehen, nur ahnte Iwan diesmal nicht, wie nahe er damit der Wahrheit kam. Der Grundbesitzer schien sich davon nicht überzeugen zu lassen. Er bückte sich um und wiederholte seine Aufforderung.
    Da trat Anastasia nach vorn und brachte ihre Bitte vor.
    »Die Kranke ist meine Großmutter, Lord Engländer.
    Sie braucht noch ein paar Tage Ruhe. Wir werden Ihren Besitz verlassen, so wie wir ihn vorgefunden haben, und keinen Schaden anrichten. Bitte, Sie müssen uns erlauben, noch einen oder zwei Tage hierzublei-ben, damit sie wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher