Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
Vom Netzwerk:
abgenommen, wenn du verstehst, was ich damit sagen will.«
    »Woher weißt du, daß sie schön ist?«
    »Würde sie sonst in aller Munde sein?« warf einer von ihnen kichernd ein.
    »Das ist nicht unbedingt ein Grund. Man braucht nicht schön zu sein, um das Gesprächsthema abzugeben.«
    »Meine ältere Schwester hat von Lady Jennings, die eng mit Lady Siddons befreundet ist, gehört, daß die kleine Stephanowa eine einzigartige Schönheit ist. Sagen wir, eine Mischung aus spanischer Madonna und verführerischer Zigeunerin. Wenn ihr mich fragt, genau richtig, um einen Mann zu fesseln.«
    Die Unterhaltung kreiste weiter um dieses Thema, als die jungen Männer auf das Theater zugingen. Christopher aber blieb stehen. Es dauerte eine Weile, bis David und Walter bemerkten, daß sie Christopher hinter sich gelassen hatten. Als sie kehrtmachten und vor ihm standen, erkannten sie unschwer, daß es keine so gute Idee gewesen war, sich der Gruppe anzuschlie-
    ßen. Christophen Gesicht war wutverzerrt.
    »Wahrscheinlich, weil sie erwähnten, daß das Mädchen wie eine Zigeunerin aussieht«, vermutete David mit einem Grinsen. »So was Dummes!«
    Walter schlug einen ernsteren Ton an. »Kit, du weißt, du hast dich geweigert, uns von deiner Zigeunerin zu erzählen: Warum sie dich verlassen hat, obwohl du ihr dieses großzügige Angebot gemacht hast, und weswegen du dich so quälst. Wozu sind denn Freunde da, wenn man nicht mit ihnen über seine Sorgen spricht?«
    »Ich habe euch doch nicht ihren vollen Namen genannt, richtig?« fragte Christopher.
    David, der heute abend mit Geistesblitzen gesegnet war, rief erschrocken aus: »Allmächtiger, du willst doch nicht sagen, daß sie Anastasia Stephanowa heißt?«
    »Genau das.«
    »Aber du denkst doch nicht ...?«
    »Verdammt noch mal, wohl kaum.« Christopher schnaubte vor Wut.
    »Dann zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Kit, wenn es nur ein dummer Zufall ist, daß die beiden Frauen den gleichen Namen haben ...«, lenkte Walter ein.
    »Verdammt merkwürdiger Zufall«, entgegnete Christopher noch eine Spur finsterer. »Vor allem, wenn man bedenkt, daß dieser Name in England höchst un-gebräuchlich ist. Übrigens mag ich keine Zufälle, die so zufällig sind!«
    »Das kann man dir nicht zum Vorwurf machen. Entschieden merkwürdig ist das schon. Aber kehren wir zu deiner Anna zurück«, versuchte es Walter ein zweites Mal. »Warum hat sie dich verlassen?«
    Walter ließ nicht locker. Wenn Christopher mit ihnen über seine Zigeunerin hätte sprechen wollen, hätte er es schon längst getan. Aber die jäh aufflammende Eifersucht, die er soeben im Gesicht des Freundes beobachtet hatte, obwohl er wußte, daß die jungen Leute nicht von seiner Anna sprachen, sagte ihm, daß er sich einfach aussprechen mußte, schon allein, um das andere Mädchen aus dem Kopf zu bekommen, das mit Annas Namen herumlief.
    Christopher antwortete unwillig. »Weil sie bereits meinen Gedanken, sie als Geliebte zu bezeichnen, ab-lehnte, ganz zu schweigen von der Vorstellung, sie zu werden.«
    »Der Gedanke?« David griff sofort das Wort auf. »Ich erinnere mich noch, daß du am Tag davor ziemlich nervös warst. Hast du es vielleicht versäumt, sie in aller Form danach zu fragen?«
    »Gefragt habe ich sie, aber anscheinend habe ich ihr nicht die Frage gestellt, die ich beabsichtigt hatte«, murmelte Christopher. »Anscheinend habe ich sie nicht zu meiner Gehebten gemacht, sondern zu meiner Frau.«
    Der entsetzte Ausdruck auf beiden Gesichtern bestätigte ihm nur, daß er diese Neuigkeit besser für sich behalten hätte. Ein Mann in seiner Position beging nicht diesen zum Himmel schreienden Blödsinn.
    David erholte sich als erster von seinem Schrecken, verkniff sich aber die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag; abgesehen davon hätte Christopher sie nicht gern gehört, da er sich das selbst oft genug gesagt hatte. Jedermann wußte, daß man so etwas nicht tat.
    Er sprach betont ruhig. »Nun, das beweist, daß Thompsons Nichte wirklich nicht das gleiche Mädchen ist, falls überhaupt jemandem Zweifel kamen. Deine Frau würde sich schließlich nicht einen Ehemann einfangen wollen.«
    Bei diesem Einwand rollte Walter die Augen nach oben. Eines wollte er aber wissen. »Wie kann ein Mann so betrunken sein, daß er nicht mehr weiß, ob er geheiratet hat?«
    »Indem er zu viel trinkt, würde ich sagen«, antwortete Christopher und ekelte sich vor sich selbst.
    »Vermutlich«, gab Walter zu. »Natürlich hast du die

Weitere Kostenlose Bücher