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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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wie Rachegeister, die sich nicht verscheuchen ließen.
    Er war in das Zigeunerlager zurückgeritten, obwohl er sich geschworen hatte, es nicht zu tun. Es hatte keinen Zweck, sie wiederzusehen, nicht unter den gegebenen Umständen, sagte er sich. Doch bereits zwei Tage nach ihrem Fortgehen war er wieder auf der Lichtung erschienen. Er hatte nicht einmal gewußt, was er ihr sagen würde, aber das hatte sich ja nun erübrigt.
    Mit ungläubigem Staunen stellte er fest, daß die Zigeuner nicht mehr da waren. Damit hatte er nicht gerechnet. Zorn folgte der Überraschung, heftig genug, um ihnen die Polizei auf den Hals zu hetzen. Sie hatten ihm zugesagt, seinen Grund und Boden so zu verlassen, wie sie ihn vorgefunden hatten. Aber ein Grab war zurückgebheben sowie ein großer Haufen ver-kohltes Holz mit Metallteilen, woraus er schloß, daß einer ihrer Wagen verbrannt worden war.
    Aufgebracht ritt er nach Haverston, um den Sheriff aufzusuchen, aber sein Zorn war bereits verraucht. Es war das Grab. Er glaubte zu wissen, wem es gehörte.
    Anastasias Großmutter. Und wenn das stimmte, war sie sehr traurig. Seltsamerweise hatte er in diesem Augenblick nur das Bedürfnis, sie zu trösten. Aber dazu mußte er sie erst einmal finden.
    Das versuchte er auch. Er sandte Boten in die nächst-gelegenen Städte. Es war unglaublich, aber seine Männer entdeckten nicht eine einzige Spur von den Zigeunern. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt, sie hatten sich in Luft aufgelöst. Allmählich wuchs die Furcht in ihm, sie nie mehr wiederzusehen.
    Er starrte in das Feuer im Salon in Haverston, als ihm dieser Gedanke zum ersten Mal kam, und prompt schlug er mit einem Holzscheit ein Loch in die Wand neben dem Kaminsims. Walter und David, die es mit-erlebten, waren klug genug, darüber zu schweigen.
    Statt dessen tauschten sie fragende Blicke aus und zogen die Augenbrauen hoch.
    Am nächsten Tag reisten seine beiden Freunde nach London ab, um seiner schlechten Laune zu entfliehen.
    Ihre Abwesenheit fiel ihm kaum auf, so wenig hatte er ihren rührenden Versuchen, ihn aufzumuntern, Be-achtung geschenkt.
    Es war ihre Gewohnheit, am Wochenende, wenn sie keine besonderen Verabredungen hatten, Ausflugs-parks oder Seebäder aufzusuchen. Also tauchten David und Walter am ersten Wochenende, das sie wieder in London verbrachten, in Christophers Stadthaus auf, in einem weiteren Versuch, ihren ›alten Kit‹ wiederzube-kommen.
    Einige der Gärten und Parks konnten nur mit Ruder-booten erreicht werden, da sie vom Land aus keinen Zugang hatten. Diese Ausflugsziele waren so beliebt, daß viele Londoner sich zu diesem Zweck ein Boot kauften, um es nicht mieten zu müssen, wenn sie mit ihren Freunden einen Ausflug dorthin unternahmen.
    In der kleinen Freundesgruppe hatte David diese Aufgabe übernommen, da er ein Grundstück am Flußufer besaß und das Boot leicht unterbringen konnte.
    Es waren angenehme Ausflugsstätten, nicht nur für den Adel, sondern für ganz London. An manchen dieser Orte, wie zum Beispiel New Wells nahe bei London Spa, wurden seltene Tiere, Klapperschlangen, Fliegen-de Eichhörnchen wie in einem Zoologischen Garten zur Schau gestellt. Andernorts gab es Theater. Die meisten Ausflugsziele aber warteten mit Restaurants, Kaffee- und Teestuben auf, mit Verkaufsbuden unter schattigen Laubengängen, Musikkapellen und Tanzflä-
    chen. Auch gab es Stände mit Losen sowie Buden für Karten- und andere Glücksspiele.
    Die älteren Gärten wie Cuper, Marybone Gardens, Ranelagh und Vauxhall Gardens waren für ihre Abendkonzerte berühmt, ihre Maskenfeste und die prächtige Beleuchtung, die sie nachts so sehenswert machten. Die meisten neu entstandenen Gärten waren Nachahmungen dieser ersten vier.
    Für heute abend schlug Walter das Haus der Unterhaltung in Pacras Wells im nördlichen Teil Londons vor.
    Christopher stimmte zu, obwohl er selbst nicht wußte, wieso. Wahrscheinlich weil es ihm völlig gleichgültig war, ob er zu Hause blieb oder ausging. Nachdem sie angekommen waren, sahen sie sich nicht sofort eine der Darbietungen an, sondern suchten zuerst den Pumpenraum auf. Hier bestanden seine Freunde darauf, daß er das ›Wasser‹ versuche, das als wirkungsvol-les Mittel gegen körperliches wie seelisches Unwohlsein angepriesen wurde sowie gegen Nieren- und Gallensteine. Obendrein reinige es den Körper und versüße das Blut.
    Er mußte ein wenig lachen. Ihre Absicht, ihn aus seinen Grübeleien zu reißen, war nicht zu übersehen. Er glaubte

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