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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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den Augen der Kinder wird nicht gemordet.«
    Auf Anthonys Grinsen schnellte eine der blonden Augenbrauen seines Gegenübers in die Höhe. Das war eine Warnung, und so wie Anthony seinen Bruder kannte, wußte er natürlich, daß ihm das, was jetzt kam, nicht gefallen würde.
    James ließ erst gar keine erwartungsvolle Spannung aufkommen. »Frag dich selbst, was geschehen würde, wenn Jacqueline aus heiterem Himmel in Hörweite ihrer Mutter ›verdammt beschissener Sauhaufen‹ sagen würde. Und dann frag dich, was geschehen würde, wenn Georgina von ihrer Tochter wissen möchte, wo sie diesen Kraftausdruck herhat. Dann stell dir vor, was geschehen würde, wenn Jack, ohne zu wissen, daß sie ihre Mutter damit schockiert hatte, völlig unbefangen ausposaunt, daß Onkel Tony Judy und sie nach Knightons Hall ausgeführt hätte. Und dann stell dir weiter vor, wie Georgina mich schließlich in die Zange nimmt und wissen möchte, warum ich dir erlaubt habe, unsere Tochter in dieses rein Männern vorbehal-tene Etablissement mitzunehmen, wo das Blut im Ring in Strömen fließt, wo die Spieler gotteslästerlich über ihren Kämpfer fluchen, wenn sie die Wette verloren haben, weil einer zuviel blutet, wo man unge-niert Worte in den Mund nimmt, die einer Sechsjährigen nie zu Ohren kommen dürften. Und dann stelle dir schließlich Georgina vor, wenn ich ihr erkläre, daß ich nicht ahnte, daß du so verdammt verantwortungs-los sein könntest. Sie warf mir vor, ich hätte dir erlaubt, sie dorthin mitzunehmen. Und da ich nicht einmal wußte, daß du die Absicht hattest, kannst du dir, verdammt noch mal, an deinen fünf Fingern abzählen, wen ich jetzt dafür zur Rechenschaft ziehen werde!«
    Nach dieser langen Tirade holte sogar Reggie tief Luft. Anthony hatte zuerst ziemlich betroffen drein-geschaut, schien sich aber jetzt eher unbehaglich zu fühlen, vor allem, als sich seine Frau zu ihm umdrehte und ihre goldgesprenkelten Haselnußaugen zusam-menkniff. Ihr schottisches Temperament würde gleich überkochen.
    »Beim heiligen Sankt Patrick, ich kann nicht fassen, was mir da gerade zu Ohren kommt. Das hast du getan? Du hast tatsächlich Judy und Jack ausgerechnet zu Knightons mitgenommen? Konntest du dir nicht denken, welch üble Folgen das für zwei zartbesaitete Mädchen haben kann?«
    Anthony zuckte zusammen und erklärte schnell: »So war das nicht, Ros. Wirklich, so war das nicht. Ich nahm die Mädchen zum Park mit. Bei Knightons machte ich halt und ging hinein, um kurz mit Amherst zu sprechen. Du hattest mich gebeten, ihn und Frances zum Abendessen einzuladen, und ich wußte, daß ich ihn um diese Tageszeit in Knightons Hall antreffen würde. Woher in Gottes Namen konnte ich ahnen, daß die beiden Mädchen aus der Kutsche steigen und mir heimlich folgen würden?«
    »Und woher sollten diese beiden Lämmlein wissen, daß sie da an einen Ort geraten, der für sie verboten ist?« gab sie streng zurück und wandte sich dann an Reggie. »Hol die beiden anderen Knirpse«, sagte sie und hob die beiden Zwillinge hoch. »Jetzt kann James in aller Ruhe morden.«
    Reggie versuchte ihr Schmunzeln zu unterdrücken, als sie Jaime aus Anthonys Arm nahm, das zweite Kind bei der Hand packte und Rosalynn aus dem Salon folgte.
    James lehnte sich an die Tür, nachdem sie sich geschlossen hatte, verschränkte die Arme über seine breite Brust und sagte zu seinem Bruder: »Was sagst du jetzt, mein Guter? Sie hat wenigstens noch mit dir gesprochen, bevor sie hinausrauschte, während George schon seit einer Woche nicht mehr mit mir redet.«
    »Verdammt noch mal«, brummte Anthony. »Hör endlich auf, mich zu beschuldigen. Du hast gehört, was ich gesagt habe. Ich hab’ die Mädchen doch nicht absichtlich zu Knightons mitgenommen. Das gleiche hätte dir auch passieren können.«
    »Da bitte ich doch einen Unterschied zu machen«, entgegnete James lakonisch. »So verdammt dämlich bin ich nicht.«
    Anthony schoß die Zornesröte ins Gesicht, aber dann erklärte er doch aus einem gewissen Schuldgefühl heraus: »Gefällt mir. Dann willst du es mir also heimzah-len? Ohne das wärst du wohl nicht zufrieden? Schön, dann schlag zu.«
    »Wenn du nichts dagegen hast.«

    Kapitel Fünf
    D ie Schwierigkeiten, die sich bei so vielen Gästen mit dem Hauspersonal ergaben, lasteten auf Mollys Schultern, die immer stolz darauf gewesen war, daß alles stets reibungslos ablief. Obwohl sie Jason aufgrund ihrer Vermutungen zur Rede stellen wollte, war es ihr gestern

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