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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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sagte sie betrübt. »Du weißt, daß ich nichts lieber täte.
    Aber einer von uns muß die Folgen bedenken, und da du es nicht willst, muß ich es tun. Und wenn du es deine Familie wissen läßt, was du anscheinend mit allen Mitteln versuchst, so wird es nichts daran ändern, es würde mich nur in eine furchtbar peinliche Lage bringen. In diesem Haushalt genieße ich ein gewisses Maß an Achtung, und die wird mir versagt werden, wenn allgemein bekannt wird, daß ich deine Geliebte bin.«
    Er ging auf sie zu, ohne darauf zu achten, daß er immer noch nackt war, und zog sie in seine Arme. Sie hörte ihn seufzen, bevor er sagte: »Du denkst nicht genug mit deinem Herzen.«
    »Und du denkst nicht genug mit deinem Verstand –
    neuerdings«, setzte sie hinzu.
    Er schob sie ein wenig von sich und lächelte bekümmert. »Tja, dem können wir wenigstens zustimmen.«
    Sie hob die Hand und streichelte seine Wange. »Jason, vergiß es. Daraus kann nichts werden. Es tut mir leid, daß ich bürgerlich geboren bin. Es tut mir leid, daß deine Standesgenossen mich niemals als ebenbürtig an-erkennen werden, ob du mich heiratest oder nicht. Ich kann weder das eine noch das andere ändern. Ich kann dich nur weiterhin lieben und versuchen, dich so glücklich wie möglich zu machen. Du mußt dir diese Heirat aus dem Kopf schlagen.«
    »Du weißt, ich werde das nie akzeptieren«, war seine dickköpfige und nicht unerwartete Antwort.
    Diesmal seufzte sie. »Ich weiß.«
    »Aber ich werde mich bemühen, deinem Wunsch zu folgen und versuchen, dich tagsüber nicht zu beachten . . . jedenfalls, wenn meine Familie in Sichtweite ist.«
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es war in letzter Zeit verflixt schwer geworden, ihn auch nur zum kleinsten Eingeständnis zu bewegen, zumindest in be-zug auf dieses Thema. Aber sie sagte sich, daß es besser war, das zu nehmen, was sie bekommen konnte – im Augenblick jedenfalls.

Kapitel Sechs
    A ls James an diesem Morgen das Frühstückszimmer betrat, wurde er mit unterschiedlicher Anteilnahme begrüßt. Diejenigen, die nicht wußten, daß er eingetroffen war, hießen ihn mit fröhlichem Rufen willkommen, die aber sofort verebbten, als sie einen Blick auf sein Gesicht warfen. Diejenigen, die von seinem Eintreffen und dessen Folgen wußten, schwiegen ent-weder taktvoll oder grinsten von einem Ohr zum anderen und machten dumme Bemerkungen darüber.
    Jeremy fiel in die mittlere bis letztere Kategorie, als er mit einem Glucksen sagte: »Ich weiß, der arme Weihnachtsbaum hat dir das nicht angetan, obwohl du mit aller Kraft versucht hast, ihn kurz und klein zu schlagen.«
    »Mit Erfolg, wie ich mich erinnere«, knurrte James, obwohl er am liebsten gefragt hätte: War es schade um ihn, Bürschchen?
    »Wenn man ihm die niedlichen Kerzen aufsteckt, ist er wieder wie neu, vorausgesetzt, ein anderer als ich übernimmt diese Aufgabe. Auf das Anbringen von Mi-stelzweigen verstehe ich mich viel besser.«
    »Und als Nutznießer!« bemerkte Amy und lächelte ihren hübschen Cousin liebevoll an.
    Jeremy winkte ab. »Das versteht sich doch von selbst.«
    Jeremy war vor kurzem fünfundzwanzig geworden und hatte sich zu einem charmanten jungen Mann ge-mausert. Witzigerweise war er seinem Onkel Anthony derart ähnlich, daß Jeremy das Spiegelbild des jungen Anthony war. Er war nicht nach seinem eigenen Vater geraten. Er hatte kobaltblaue Augen und schwarzes Haar, was nur wenige Malorys besaßen, nur jene, die nach ihrer Vorfahrin gingen, die, wie man munkelte, eine Zigeunerin gewesen war.
    Die Erwähnung des Mistelzweigs und dessen Brauch wurde mit Beifall aufgenommen, und James fiel wieder in seine verdrossene Stimmung zurück, denn er wußte, dieses Jahr würde er unter dem festlichen Grün keinen einzigen Kuß mit seiner Frau austauschen, da sie sich wegen ihres Ä rgers über Knightons Hall geweigert hatte, ihn nach Haverston zu begleiten. Verdammt! So oder so würde er diese Mißstimmung zwischen ihnen wieder ins reine bringen. Seinen Groll darüber an Anthony auszulassen hatte nicht viel geholfen – nun, ein wenig vielleicht doch.
    Warren, der immer noch auf das prächtige Veilchen und die Kratzer und Schnitte in seinem Gesicht blickte, meinte: »Ich möchte nicht sehen, wie der andere ausschaut«, was James als eine Art Kompliment auffaß-
    te, da Warren selbst bei zahlreichen Gelegenheiten seine eigenen Erfahrungen im Faustkampf gemacht hatte.
    »Dem anderen Burschen möchte ich persönlich gratu-lieren«,

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