Malory
war Lucy neben ihr, legte ihr den Arm um die Schultern und warf Dagger gleichzeitig einen wütenden Blick zu.
»Ich will nicht hier bleiben, Dagger«, fuhr Danny fort, als sie sich wieder gefasst hatte. »Ich bin nur hier, weil ich meine Sachen für ein paar Tage bei Lucy lassen möchte, während ich mir eine neue Stelle suche. Au-
ßerdem habe ich euch beide vermisst, und die Kinder.
Ich weiß, du hast mir gesagt, ich soll nie wiederkommen, aber ...«
»Schsch, Kindchen«, fiel Lucy ihr ins Wort. »Du kannst bleiben, so lange du willst. Stimmt’s, Dagger?« Letzteres hatte Lucy so drohend gefragt, dass Dagger nur undeutlich etwas vor sich hin brummelte, seinen Hut nahm und ging, wahrscheinlich in die nächste Schänke. Doch sobald er weg war, drehte Lucy Danny zu sich um, betrachtete einen Moment ihre verweinten Augen und nahm sie dann fest in den Arm. »Arme Kleine, du bist doch nicht schwanger, oder?«
»Nein, glaube ich jedenfalls nicht.«
»Dann hat er dir das Herz gebrochen?«
»Dagegen konnte ich nichts tun. Ich dachte, wenn ich früher fortgehe, würde es nicht so schlimm sein, aber ich ... ich hätte nicht gedacht, dass es so wehtun würde.«
»Gibt’s denn keine Hoffnung, dass das mit euch beiden doch noch was wird?«
»Nein, ich habe ihm gesagt, dass ich gehe, und warum.
Er hat nicht versucht, mich zurückzuhalten.«
»Weil er so ein vornehmer Adliger ist?«
Danny schüttelte den Kopf. »Er stammt zwar aus einer riesengroßen Familie voller Lords und Ladies, aber einige seiner Verwandten scheren sich überhaupt nicht um Konventionen, sogar sein eigener Vater nicht. Nein, er will einfach nicht heiraten. Er ist einer von den einge-fleischten Junggesellen, die nichts anbrennen lassen.
Daher wollte er mich auch nur für eine Weile zu seiner Mätresse machen.«
»Ich nehme an, davon wolltest du nichts wissen?«
»Überhaupt nichts.«
»Auch wenn manche Männer ihre Mätressen genauso lang behalten wie ihre Ehefrauen?«
Danny schnaubte verächtlich. »Dazu ist er nicht der Typ. Ach, Lucy, ich sage dir, er sieht so gut aus, dass er mit einem Lächeln Butter zum Schmelzen bringen könnte. Es gibt Frauen, die Pläne und Intrigen schmie-den, um ihn mit aller Gewalt vor den Traualtar zu schleifen – er dagegen setzt alle Hebel in Bewegung, um genau das zu verhindern. Aber das ist auch egal. Ich wünsche mir eine eigene Familie, und Jeremy Malory kann mir diesen Wunsch nicht erfüllen.«
Kapitel 49
ich wundert das nicht«, sagte Anthony, als die Kut-M sche sich am folgenden Spätnachmittag durch den Verkehr schlängelte. »Das habe ich an ihrem Körperbau gesehen.«
James schnaubte verächtlich. »Gar nichts hast du gesehen.«
»Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein, alter Knabe. Wenn du das nicht bemerkt hast, heißt das noch lange nicht, dass jemand mit einem schärferen Blick ebenfalls nichts sieht. Vielleicht brauchst du auf deine alten Tage eine Brille?«
»Vielleicht brauchst du eine Einladung zu Knighton’s, wenn wir diesen Schlamassel erledigt haben.«
Anthony lachte belustigt. Knighton’s Hall war ein Sportklub, der sich auf die brutaleren Sportarten spezia-lisiert hatte. Es war bekannt, dass beide Brüder dort im Ring schon viele Stunden damit zugebracht hatten, ihre Fähigkeiten im Faustkampf zu perfektionieren.
»Ich trete jederzeit gern gegen dich an«, erwiderte Anthony. »Aber mal ehrlich, du ärgerst dich doch nur, weil du das hier nicht vorausgesehen hast.«
»Und wie war es möglich, dass Jason sich an irgendein merkwürdiges Treffen erinnern konnte, das vor über zwanzig Jahren stattgefunden hat? Er ist der Kleinen damals nur ein einziges Mal begegnet.«
Anthony lachte. »Weil ihm die Sache keine Ruhe gelassen hat. Er hatte das Gefühl, er müsste sie kennen; also hat er unentwegt darüber nachgedacht, bis ihm wieder einfiel, woher sie ihm so bekannt vorkam. Es überrascht mich auch nicht, dass er nach London zurückgeeilt ist, nur um dir mit der Geschichte in den Ohren zu liegen.«
»Er hatte es gar nicht auf meine Ohren abgesehen. Er ist schnurstracks zu Jeremy gefahren, aber mein Junge war nicht zu Hause. Und da unser Bruder ja nun einmal so ungeduldig ist, war ich seine nächste Anlaufstelle.«
»Darum beneide ich dich nicht. Ich würde meinem Sohn nur ungern mitteilen müssen, dass er so ein Pracht-exemplar aufzugeben hat.«
James schnaubte erneut. »Du hast ja gar keinen Sohn.
Und ich denke gar nicht daran, meinem so etwas zu er-zählen. Der Bursche ist
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