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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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beleidigen müssen.«
    Dem Ober schien klar zu werden, dass seine Reaktion zu heftig gewesen war. Da jedoch inzwischen zu viele seiner Stammkunden hinzugekommen waren, konnte er unmöglich klein beigeben und sich entschuldigen. »Verschwinde und lass dich hier nicht mehr blicken«, warnte er. »Das hier ist eine anständige Gegend. Geh zurück in die Gosse, aus der du kommst.«

Kapitel 10
    anny versuchte, sich hocherhobenen Hauptes und D gemessenen Schrittes von dem Restaurant zu entfernen, obwohl sie dafür ihre ganze Willenskraft aufbringen musste. Sie wäre viel lieber gerannt; alles in ihr schrie danach. Doch sie war sicher, dass irgendjemand dann versucht hätte, sie zurückzuhalten, weil eine überstürzte Flucht einem Schuldeingeständnis gleichgekommen wäre. Niemand hätte geahnt, dass sie nur ein Mauseloch finden wollte, um hineinzukriechen und sich auszuwei-nen, weil sie so beschämt und verzweifelt war.
    Solchen Standesdünkel hatte sie bereits früher kennen gelernt, als sie nach einer Anstellung gesucht hatte.
    Sie durfte sich das nicht so zu Herzen nehmen, zeigte es doch lediglich, wie schwer es sein würde, eine anständige Arbeit zu finden.
    Dennoch brauchte sie eine Weile, um über den Schmerz hinwegzukommen. Als es ihr endlich gelungen war, verspürte sie stattdessen ein Unbehagen, weil sie zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen das Gefühl hatte, beobachtet, ja verfolgt zu werden. Diesmal war es wahrscheinlich nur jemand aus der Menge vor dem Restaurant, der sicher-gehen wollte, dass sie sich wirklich aus dem Staub machte.
    Als sie sich umdrehte, sah sie jedoch nichts Außergewöhnliches, jedenfalls nicht in ihrer Nähe. Einen feinen Herrn, der ein Bürogebäude betrat. Einen Botenjungen.
    Eine Dame, gefolgt von ihrem Dienstmädchen, das unter der Last unzähliger Pakete keuchte. Einige Paare, die Arm in Arm vorüberspazierten, und Dutzende anderer Leute, die ihren Geschäften nachgingen. Zwei Häuserblocks weiter war das unangenehme Gefühl noch immer da, doch jedes Mal, wenn Danny über die Schulter zu-rücksah, war ihr vollkommen schleierhaft, wer von den vielen Menschen sie verfolgen mochte. Die Straße in diesem Teil der Stadt war einfach zu belebt.
    Schließlich schlüpfte Danny in ein Geschäft und wurde heftig angeschnauzt, weil sie einfach durch den Laden hindurchging, ja hindurchrannte, auch durch den hinteren Teil, zu dem nur das Personal Zutritt hatte. Sie verließ das Gebäude durch die Hintertür und rannte noch zehn Minuten lang weiter, dann den gleichen Weg wieder zurück und durch andere Gebäude hindurch, bis das merkwürdige Gefühl endlich verschwunden war.
    Wenn ihr wirklich jemand gefolgt war, hatte sie ihn abgehängt, stellte sie zufrieden fest.
    Der Weg zum Grosvenor Square war ziemlich weit.
    Erst am Abend kam Danny dort an, und in der Gegend, durch die sie gelaufen war, gab es entschieden zu wenige nette Gässchen. Dafür gab es Parks, jede Menge sogar; manche waren so groß, dass Danny sich besorgt fragte, ob sie aus Versehen aus der Stadt hinausgewandert war.
    Schließlich rollte sie sich in einem Gebüsch zusammen, um dort die Nacht zu verbringen und sich am nächsten Morgen neu zu orientieren.
    Mit dem Morgengrauen kehrte der Hunger zurück, und damit wuchs auch ihr Zorn. All das war jedoch vergessen, als sie sich umschaute und den Park, in dem sie sich befand, erkannte, obwohl sie ihres Wissens nach noch nie in diesem Teil der Stadt gewesen war. Am Vorabend hatte sie wegen der Dunkelheit kaum etwas von dem Park gesehen. Nun aber fiel ihr Blick auf die Bänke entlang des Weges, die riesige alte Eiche, die ihnen Schatten spendete, das Kind, das fröhlich lachend durch eine Taubenschar rannte, um sie aufzuscheuchen. Als Danny blinzelte, war das Kind verschwunden, war nie da gewesen. Eine Erinnerung!
    Bis ins Mark erschüttert setzte sie sich hin. Zum ersten Mal war ihre Erinnerung an die Vergangenheit zurückgekommen, und zwar, weil sie zum allerersten Mal an einem Ort war, an dem sie als Kind gewesen sein musste. Hatten ihre Eltern in diesem Teil Londons gewohnt, oder waren sie hier nur zu Besuch gewesen? An einer Seite des Parks hatte Danny neben gewöhnlichen Bürgerhäusern ein Hotel gesehen. Als sie allerdings an der anderen Seite den Park verließ, stieß sie auf noblere Wohnsitze.
    Sie versuchte, sich auf Weiteres zu besinnen, andere Dinge wiederzuerkennen, doch nichts sonst weckte ihre Erinnerung, und vor lauter Anstrengung bekam sie Kopfschmerzen. Nein, vor

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