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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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feinen Häuser kommen.«
    Eine Adresse wäre hilfreich gewesen – oder auch nicht.
    Um damit etwas anfangen zu können, hätte Danny auch einen Stadtplan gebraucht, und sie wusste nicht, wo sie einen hätte bekommen sollen. Außerdem hätte sie ihn gar nicht lesen können. Also hätte eine Adresse ihr nur weitergeholfen, wenn sie sich eine Droschke hätte leisten können, was nicht der Fall war.
    Das alles war Neuland für sie und mehr als peinlich.
    Überdeutlich spürte sie auch, wie sehr ihre mangelnde Schulbildung von Nachteil war. Sie hätte schon längst aufgegeben, wenn ihre Wut sie nicht weiter angetrieben hätte.
    Sie hatte zwar eine schöne ruhige Gasse gefunden, in der sie den ganzen Tag hätte schlafen können, doch ihr knurrender Magen hatte sie viel früher aufgeweckt, als ihr lieb war. Dass sie vor lauter Hunger überdies Kopfschmerzen bekam, machte ihre Lage noch verzweifelter.
    Sie musste wirklich schnell Arbeit finden. Wenn sie gezwungen sein würde zu stehlen, um etwas zu essen zu bekommen, wäre sie vom Regen in die Traufe gekommen. Jetzt hatte sie die Gelegenheit, sich zu bessern, statt wieder in der Gosse zu landen und in ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen. Leicht würde es allerdings nicht sein; das wusste Danny, weil sie es bereits versucht hatte.
    Lucy hatte Danny stets geholfen, ihre Abwesenheit zu vertuschen, wenn sie sich auf die Suche nach einer an-ständigen Arbeit gemacht hatte. Das Problem war stets Dannys äußeres Erscheinungsbild gewesen, dazu die Tatsache, dass es ihr selbst an der einfachsten Schulbildung mangelte. Wenn man für die Arbeit eines Mannes nicht lesen und schreiben können musste, brauchte man dafür Muskeln, die Danny nicht hatte. Für eine Bewerbung um typisch weibliche Arbeit hätte sie zunächst Frauenklei-dung benötigt, die sie jedoch nicht besaß. Und selbst wenn es ihr gelungen wäre, jemanden zu überreden, sie einzustellen, egal für welchen Posten, hätte sie doch ein Dach über dem Kopf und etwas Kleingeld in der Tasche gebraucht, um bis zur ersten Lohnzahlung über die Runden zu kommen.
    Einmal hatte sie schon geglaubt, dieses Problem gelöst zu haben. Stellenangebote für Hausmädchen schlossen in der Regel Kost und Logis mit ein, was ideal war, wenn man keinen Penny besaß und ganz von vorne anfing. Für das Vorstellungsgespräch lieh Danny sich eines von Lucys Kleidern und war überglücklich, als sie die Stelle bekam – für genau zwei Stunden. Der Butler hatte sie eingestellt, weil er von ihrem Äußeren so angetan gewesen war. Sobald sie jedoch der Haushälterin begegnete, wurde sie gefeuert. Ein Haushalt des Mittelstands, der auf der sozialen Leiter nach oben strebte, wollte auch bessere Hausangestellte, zumindest keine, die nur die Gossensprache beherrschten oder wie Huren aussahen.
    Diese Erfahrung hatte Danny so enttäuscht und entmutigt, dass sie erst einmal lange nicht nach anständiger Arbeit gesucht hatte. Als sie es dann doch wieder versuchte, hatte sie einfach kein Glück mehr.
    Wenn sie an ihre zahlreichen Misserfolge dachte, packte sie die Wut. Tatsache war jedoch, dass sie sich nur sporadisch um Arbeit bemüht hatte, vielleicht vier– oder fünfmal im Jahr. Nie war sie täglich auf die Suche gegangen, da sie im Grunde noch gar nicht bereit gewesen war, sich auf die eigenen Füße zu stellen. Allein zu sein. Nun aber hatte sie keine andere Wahl, und der Luxus, sich Zeit lassen zu können, war ihr nicht mehr vergönnt. Sie musste sofort eine Stelle finden, noch an diesem Tag.
    Und noch eher musste sie etwas zu essen auftreiben. Sie mochte sich noch so sehr einen Volltrottel nennen, weil sie nicht wenigstens ein paar der Pfundnoten von Malory für sich behalten hatte, anstatt Dagger das ganze Bündel zu geben – davon wurde sie nicht satt.
    Es gefiel ihr nicht, auf sich allein gestellt zu sein. Das merkte sie sofort, aber sie hatte es auch schon vorher gewusst. Sie war von einer ganzen Kinderschar umgeben aufgewachsen. Nach einem Haus voller Kinder sehnte sie sich auch, doch wollte sie, dass es ihre Kinder waren, um bei deren Erziehung ein Wörtchen mitreden zu können. Dafür brauchte sie allerdings einen Ehemann, einen braven Mann mit einer anständigen Arbeit. Das war schon seit langem ihr Ziel; sie hatte es nur niemals ernsthaft angehen können, solange sie noch das Leben eines Jungen führte.
    Einen Ehemann würde sie nun nicht gerade an der nächsten Ecke finden, und da sie unbedingt etwas essen musste, galt es zunächst,

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