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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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eine Anstellung zu bekommen.
    Danach konnte sie beginnen, nach einem Ehemann Ausschau zu halten, mit dem sie eine Familie gründen konnte.
    Was das Essen betraf, hatte sie Glück. Sie stellte fest, dass einer der Ringe, die Heddings gehortet hatte, durch das kleine Loch in ihrer Jackentasche in das Futter darunter gerutscht war. Auf normalem Wege verkaufen konnte sie ihn nicht, da er womöglich zu den gestohlenen Schmuckstücken gehörte, nach denen gesucht wurde. Doch sie erinnerte sich daran, dass Miss Jane vor all den Jahren einen Ring veräußert hatte, um etwas zu essen zu kaufen.
    Seit Jahren schon hatte sie nicht mehr an Miss Jane gedacht – seit ihre Albträume aufgehört hatten. Warum sie keine Albträume mehr hatte, wusste sie nicht genau.
    Sie hatte darunter gelitten, solange sie zurückdenken konnte, also seit der kurzen Zeit, die sie mit Miss Jane verbracht hatte. Meist hatte sie das Gleiche geträumt, von Blut und Schreien, bis sie einen Knüppelschlag auf den Kopf bekam und alles zu Ende war.
    Ein anderer Traum, den sie leider nur sehr unregelmä-
    ßig gehabt hatte, war wunderschön; danach war ihr immer ganz wohlig warm gewesen. Es war ein Traum von einer jungen Frau, einer Frau, der sie nie begegnet war.
    Sie hatte hellblondes Haar, genau wie Danny, doch so modisch frisiert, wie sie es nur von feinen Damen kannte. Eine schöne Frau war sie und elegant gekleidet –
    wie ein Engel, der über eine Blumenwiese schreitet.
    Lucy hatte geglaubt, dieser Engeltraum bedeutete, dass ein Engel Danny rief, weil sie vor all den Jahren hatte sterben sollen, aber am Leben geblieben war. Natürlich hatte Lucy eine blühende Fantasie, aber nicht so wie Danny, die sich vorstellte, die schöne Frau wäre sie selbst, und sie könnte anstreben, so zu werden wie sie. Der Traum erfüllte sie mit Hoffnung. Hoffnung brauchte sie heute, ja mehr noch. Der Ring hatte ihr weniger als eine Pfundnote ein-gebracht. Sehr enttäuschend, aber mehr hatte sie von einem völlig Fremden nicht herausschlagen können, der nur so ausgesehen hatte, als könnte er ihr ein gutes Geschäft bieten. Ihre missliche Lage hatte sie einzig und allein dem jungen Lord zu verdanken. Wenn er nicht so arrogant gewesen wäre, sondern ihre Ablehnung akzeptiert und sich stattdessen jemanden gesucht hätte, der seinen Auftrag begeistert erledigen wollte, dann hätte sie sich jetzt keine Sorgen darum machen müssen, woher ihre nächste Mahlzeit kommen sollte. Er war ihr etwas schuldig. Und er konnte verdammt noch mal dafür bezahlen, oder sie würde Lord Heddings wissen lassen, wohin seine gehorteten Juwelen gewandert waren. Na ja, so weit würde sie natürlich nicht gehen, aber Malory würde verstehen, was sie meinte.
    Sie beendete die Mahlzeit, die sie sich in einem hübschen Restaurant bestellt hatte, und dankte dem Ober für das Essen und seine Wegbeschreibung. Sein Stirnrunzeln sah sie nicht, doch selbst wenn, dann hätte sie nicht verstanden, dass er ungehalten war, weil sie ihm kein Trinkgeld gegeben hatte. Manchmal war Unwissenheit ein Segen – oder hätte einer sein können. In diesem Fall war der Ober allerdings so verärgert, dass er Danny nicht in ihrer Unwissenheit lassen wollte. Er folgte ihr nach draußen, um ihr nachzurufen: »Mieser Dreckskerl! Und das, nachdem ich dir auch noch den Weg beschrieben habe; das hätte ich nicht tun müssen!«
    Danny fuhr herum, da sie merkte, dass sie gemeint war; sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, warum. »Was reden Sie denn da? Ich hab das verdammte Essen doch bezahlt.«
    »Wie dämlich bist du eigentlich? Denkst du, die Bedie-nung ist gratis? Einen von deiner Sorte hätte ich gar nicht erst reinlassen sollen; das hätte ich gleich wissen müssen.«
    Von ihrer Sorte? Das saß, und es trieb Danny die Röte in die Wangen. Sie war in das erste Restaurant gegangen, das auf dem Weg gelegen hatte. Dass es in einem wohlha-benden Geschäftsviertel lag, in dem nur fein gekleidete Leute herumliefen, war ihr gar nicht richtig aufgefallen.
    Das Gezeter des Obers lockte eine Menschenmenge an, aus der Danny nun weitere verärgerte Bemerkungen aufschnappte.
    »Ein Dieb, ganz bestimmt.«
    »Schauen Sie lieber in Ihren Taschen nach, wenn er heute in dieser Gegend unterwegs war.«
    »Man sollte lieber in seinen Taschen nachsehen.«
    »Ich wollte doch nur was zu essen«, sagte Danny rasch zu dem Ober. »Dafür hab ich bezahlt. Wenn ich nicht genug gezahlt hab, hätten Sie das sagen können und mich nicht gleich

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